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Jack Fleming 02 - Blutjagd

Jack Fleming 02 - Blutjagd

Titel: Jack Fleming 02 - Blutjagd
Autoren: Patricia Nead Elrod
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etwas schäbiger und schüchterner. Seine Gestalt war lang und hager, und auf seiner Hakennase saß ein schwarz eingefasster Kneifer an einem hellblauen Samtband. Er trug einen billigen blauen Anzug, der an den Ärmeln etwas zu kurz und an den Hosenbeinen etwas zu eng war. Man konnte seine schwarzen Seidensocken über den Knöcheln sehen, und seine Füße steckten in schwarzen Schuhen, die vorne in tödliche Spitzen ausliefen. Seine Hand umfasste einen schwarzen Spazierstock mit silbernem Griff, der ihm in dieser Gegend eine Hinfahrkarte in die Ewigkeit einbringen konnte, falls er ihn zu auffällig unter fremde Augen hielt.
    Er versuchte einen Sherry zu bestellen, wofür er nur einen verächtlichen Blick erntete. Als er nach Gin fragte, hatte er mehr Glück. Ehe er das Glas an die Lippen setzte, wischte er den Glasrand demonstrativ mit einem seidenen Monogrammtaschentuch ab. Nach einem winzigen Schluck tupfte er sich über den Mund und glättete den Bleistiftstrich unter seiner Nase, den er für einen Schnurrbart hielt.
    Er sah sich um und wirkte dabei so nervös wie eine Jungfrau auf dem Haus einer Studentenverbindung. Dabei bemerkte er mich und den Mann weiter hinten, und als keiner von uns beiden aufsprang, um ihm die Kehle durchzuschneiden, entspannte er ein wenig. Er blickte zur Uhr hinter der Bar, verglich die Zeit mit der Zeigerstellung seiner silbernen Taschenuhr, die an seine Weste gekettet war, und runzelte die Stirn.
    Der Barmann entfernte sich von ihm. Zweifellos verscheuchte ihn der Geruch nach sterbenden Lilien, mit dem sich der Neuankömmling getränkt hatte. Die Parfümwolke wehte mir ins Gesicht wie die Auspuffgase eines Lasters, und ich stellte eine Zeit lang das Atmen ein.
    Der Schnösel sah wieder auf die Uhr und dann zur Tür. Niemand trat ein. Er nahm seinen Hut ab und legte ihn behutsam auf den Tresen, als ob der Filz jemanden beleidigen könnte. Von der Stirn bis zum Kragen lagen seine dunklen Haare in Locken, die zu regelmäßig waren, um Mutter Natur ihre Existenz zu verdanken. Mit zupfenden Bewegungen zog er seine Handschuhe Finger um Finger von den Händen und betastete geistesabwesend seine Hauptzier.
    Der Barmann begegnete dem Blick des Mannes in der Nische und zuckte die Schultern mit erhobenen Brauen und einem überlegenen Lächeln, als wollte er sagen, dass es ihn nicht kümmerte, wer den Laden betrat, solange er bezahlte. Der Mann in der Nische kauerte sich noch tiefer über sein Bier und behielt den Spiegel im Blick.
    Zwei Minuten später trat eine Lady durch die Tür, wahrscheinlich die erste, die je diese Schwelle überschritten hatte. Sie war klein, nicht viel größer als ein Meter fünfzig, trug ein smaragdgrünes Kleid passend zu ihrem Hut und einen dichten dunklen Schleier, der ihr Gesicht oberhalb der zu harten roten Lippen verhüllte. In der Hand hatte sie eine große grüne Tasche mit aufgesetzten Perlen, die im Licht funkelten. Ihre grünen Absätze machten ziemlich viel Lärm, als sie über den Holzboden zu dem langen schnöselhaften Mann schritt. Dieser richtete sich etwas auf, denn höfliche Männer tun so etwas, wenn eine Lady sich ihnen nähert, und er sah aus wie ein höflicher Mann.
    Sie blickte sich wachsam um, und ihr Auge ruhte einen Moment lang auf mir. Sie war sicher hübsch genug, dass sogar ein Säufer wie ich sie bemerken musste; zumindest hatte sie eine straffe Figur und gut geformte Beine. Ich sah sie mit einem aufmunternden, dabei verschwommen-lüsternen Blick an und hob mein Glas in ihre Richtung. Daraufhin strafte sie mich mit Nichtbeachtung und ruckte erwartungsvoll mit dem Kinn in Richtung des langen Mannes.
    Dieser runzelte besorgt die Stirn, sammelte jedoch seinen Hut, den Stock, die Handschuhe und den Drink ein und folgte ihr nach hinten zur vorletzten Wandnische. Sie setzte sich, mit dem Rücken zu mir, und der lange Mann nahm ihr gegenüber Platz, mit dem Rücken zu dem großen Mann in Grau. Dieser drückte sich gerade eng an die Wand; er schien der grünen Lady nicht aufgefallen zu sein.
    Der Gintrinker legte seinen Stock auf den Tisch; der Griff ragte über die Tischkante. Sein Hut landete daneben, und die Handschuhe wanderten in eine Tasche. An seinen umständlichen Handgriffen erkannte ich die Nervosität des Mannes. Mit leiser Stimme fragte er die Frau, ob sie etwas trinken wolle. Sie schüttelte den Kopf. Er wiederholte diese verneinende Geste zum Barmann hin, der daraufhin wieder in meine Richtung kam und an einem weiteren Glas
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