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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)
Autoren: Sarah Beth Durst
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tust du das«, sagte Mr Mayfair. »Richard, lass diese Wahnsinnsidee fallen. Du kannst das nicht vor allen Rittern zur Diskussion stellen. Es würde meine Autorität untergraben, und das für nichts und wieder nichts.«
    Über ihnen tobte der Drache und wand sich, zerrte an seiner Kette, spie Flüche und Beleidigungen hinunter auf Mr Mayfair. »Ich werde mich an deinem Fleisch sattfressen. Ich werde deine Eingeweide verspeisen. Du verkommenes Subjekt von einem Ritter.«
    »Ihr wollt Beweise?«, fragte Lily. Sie deutete auf die Kirchentür. »Dort drin liegt Tye, gefesselt. Mr Mayfair hat ihm das angetan. Und meine Mutter … Wir können sie zurückholen von den Dryaden. Sie kann bezeugen, dass er sie angezapft, ihr Magie entnommen und sie bedroht hat. Und was ist mit dem Kobold? Diesem Feeder, den er auf mich gehetzt hat? Wir können ihn bestimmt ausfindig machen.«
    Jake starrte mit großen Augen auf das Kirchenportal. »Tye ist da drin?«, fragte er und stieg langsam die Stufen hoch.
    Mr Mayfair streckte einen Arm aus, um ihn aufzuhalten. »Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass du diesen ganzen Unsinn glaubst.«
    Richard sagte leise: »Wenn es Unsinn ist, wovor fürchtest du dich dann? Lass ihn gehen.«
    »Ja, ja, seht den Verrat!«, kreischte der Drache. »Fühlt meine Pein!«
    »Jake, komm sofort wieder her. Ich befehle es dir!«, rief Mr Mayfair, und Lily meinte, einen kleinen Tick Verzweiflung in seiner Stimme zu hören. Jake hatte es auch bemerkt. Er sah ihr direkt in die Augen. »Dein Bruder braucht dich«, bestärkte sie ihn.
    Jake verzog das Gesicht zu einer schmerzvollen Grimasse und flüsterte seinem Großvater ins Ohr: »Vergib mir, dass ich an dir zweifle.« Dann ging er einen weiteren Schritt die Treppe hoch, Richtung Eingangshalle.
    Bevor Jake reagieren konnte, riss Mr Mayfair das Schwert aus der Scheide und rammte den Knauf mit aller Kraft von unten gegen das Kinn seines Enkels. Jake sackte auf den Stufen zusammen. »Wenn du älter bist, wirst du es verstehen«, sagte Mr Mayfair. Dann wandte er sich seinem alten Studienfreund zu.
    »Nein, nicht!«, schrie Lily.
    Mr Mayfair stürzte sich auf Grandpa. Richard duckte sich und wich zurück. Seine Beine gaben unter ihm nach. Keuchend ging er auf den Steinplatten vor der Kirche zu Boden. Mr Mayfair richtete die Klinge auf seine Brust und kam Schritt für Schritt auf ihn zu. Richard nahm alle Kraft zusammen und wollte aufstehen, doch seine Beine versagten endgültig ihren Dienst. Er neigte den Kopf zur Seite und hob schützend einen Arm. Mr Mayfair holte aus. Blitzend spiegelte die scharfe Klinge das Licht der Sonne.
    Da tat Lily das Einzige, was ihr noch blieb. Sie sprang, so hoch sie konnte, und griff nach dem steinernen Sims unterhalb des Angeketteten Drachen. »Halte ihn auf!«, schrie sie. »Nimm deine Rache!«
    Der Kopf des Untiers schoss nach vorn, seine Kiefer schlossen sich um ihren Arm. Er trank von ihrem Blut, und die Welt begann sich zu drehen. Es dauerte nur ein paar Sekunden – der Drache war ja schon halb frei. Alles, was er noch brauchte, war der Geschmack von Magie. Mit einem lauten Brüllen riss er sich von seiner Kette los, brach sich aus dem steinernen Bogen und erhob sich in die Lüfte.
    Der Angekettete Drache war frei.

Kapitel siebzehn
    M it jedem Atemzug streckte sich der Drache, und sein Körper schwoll an. Lily sank entkräftet auf die Kirchentreppe und starrte mit weit aufgerissenen Augen nach oben, wo smaragdgrüne und goldene Sprenkel auf dem steingrauen Schuppenpanzer zu funkeln begannen. Der Schwanz des Drachen wurde länger und länger, bis er einen großen Kringel bildete. Seine Flügel dehnten sich aus und verdeckten schließlich den kompletten Abendhimmel.
    Mr Mayfair war dunkelrot angelaufen vor Zorn. Sein Gesicht hatte sich zu einer grotesken Maske verzerrt. »Du dumme, kleine Göre, was hast du getan?«
    Lily versuchte aufzustehen, doch ihre Beine wollten sie nicht tragen. Stille dröhnte laut in ihren Ohren. Sie konnte sehen, wie ihr Großvater irgendetwas schrie, aber sie hörte die Worte nicht.
    Hoch über ihnen setzte der Drache zum Sturzflug an. Die Flügel flach an den jetzt voll ausgewachsenen Körper gepresst, schoss er schnell wie ein Pfeil auf Mr Mayfair zu. Der betagte Ritter ließ sein Schwert durch die Luft sausen, traf aber nicht. Das Untier landete auf dem Platz vor der Kirche, seine Vorderklauen schlossen sich wie eiserne Klammern um den Verräter. »Du hast mich reingelegt«, fauchte er zischend.
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