Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung
Autoren: MIRANDA JARRETT
Vom Netzwerk:
wecken. Sie vernahm, wie Signor Silvani schließlich mürrisch mit schlaftrunkener Stimme antwortete. Offenbar war es kein Besucher oder anderer Gast, der spät heimkehrte, auch niemand, zu dem er höflich sein musste. Sie hörte den Gastwirt die Tür schließen und wieder den schweren Riegel vorschieben. Schließlich begann er, leise vor sich hinmurmelnd die Treppen hinaufzusteigen. Eine Nachricht, er musste also eine Nachricht erhalten haben, die nicht bis zum Morgen warten konnte. Eine Nachricht für einen von ihnen hier oben.
    Diana richtete sich im Bett auf und schwang die Beine über die Bettkante, als könnte sie so besser hören, und rieb sich die Augen, die vom vielen Weinen rot und geschwollen waren. Sie warf einen Blick auf die kleine Reiseuhr auf dem Nachttisch. Es war fast vier und nicht mehr lange hin bis zur Dämmerung.
    Ob Edward auf der anderen Seite des Korridors auch wach lag? Oder hatte er diese Nacht woanders verbracht? Aus den Räumen, die er gewöhnlich mit seinem Onkel teilte, war kein Laut zu ihr gedrungen. Hatte er Schuldgefühle oder bereute er die unverzeihliche Herausforderung, die bereits so viel Leid verursacht hatte?
    Am anderen Ende der Stadt musste Anthony ebenfalls wach sein und sich vorbereiten, wie auch immer sich ein Gentleman auf ein Duell vorbereitete. Vielleicht kam diese Nachricht, die Silvani gerade die Treppe hinauftrug, von ihm. Vielleicht hatte er doch noch dieses dumme Duell abgesagt, oder …
    „Mylady?“
    Obwohl sie gehofft hatte, die Botschaft wäre für sie, zuckte sie zusammen, als sie den Wirt anklopfen hörte. Sie griff sich einen Schal, warf ihn über ihr Nachthemd und beeilte sich, auf bloßen Füßen zur Tür zu eilen. Sie wollte ihm antworten, ehe Miss Wood erwachte.
    „Mylady.“ Silvanis Gesicht war vom Schlaf verquollen. Das Kerzenlicht ließ seine Bartstoppeln silbrig glänzen. Er übergab ihr einen zusammengefalteten, nur mit einem Klumpen Wachs versiegelten Brief. „Für Sie, Mylady.“
    „Danke, signore. “ Sie nahm sich nicht die Zeit, die Tür zu schließen, sondern erbrach den Brief sofort und drehte das Blatt mit zitternden Fingern zum Kerzenlicht.
    Mylady,
    Ganz gleich, was heute auch geschehen mag, ich entbinde Sie von ihrem Heiratsversprechen. Ich bin nicht der Mann, für den Sie mich halten. Sie schulden mir nichts.
    Leb wohl, cara,
    A.
    Ungläubig starrte sie auf den Brief. Was war das für ein Unsinn? Wäre da nicht diese kleine vertraute Zärtlichkeit am Ende gewesen, sie hätte noch nicht einmal geglaubt, dass er von Anthony kam, so kalt und förmlich waren diese Zeilen.
    Rasch überflog sie noch einmal die wenigen Worte und suchte nach irgendeinem Hinweis oder Anhaltspunkt. Sie hatte keine Erfahrung darin, wie Männer sich darauf vorbereiteten, ihr Leben zu riskieren. Aber sie kannte Anthony, und diese … diese Zurückweisung entsprach überhaupt nicht dem Charakter des Mannes, den sie liebte. Sie spürte, dass es hier um mehr ging als nur um das Duell, sondern um etwas, das ihn verletzt hatte und das ihn diese Nachricht an sie schreiben ließ.
    „Ich hoffe, es sind keine schlechten Neuigkeiten, Mylady?“, fragte Silvani.
    „Ganz und gar nicht.“ Diana knüllte den Brief zusammen. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Es spielte keine Rolle, dass Damen einem Duell oder einem sonstigen Ehrenhändel niemals beiwohnten. Es spielte keine Rolle, dass Miss Wood ihr ausdrücklich verboten hatte, das zu tun, oder dass Anthony selbst ihr gestern Abend gesagt hatte, er würde sie wiedersehen, wenn alles vorbei wäre, und nicht früher. Nach diesem förmlichen kleinen Brief wusste sie, wo ihr Platz war.
    „Schicken Sie nach einer Kutsche für mich, signore“, sagte sie, da sie wusste, dass die Morgendämmerung nicht mehr fern war. „So bald wie möglich bitte.“
    Silvani verbeugte sich. „Für Sie und Miss Wood, Mylady?“
    „Für mich allein“, antwortete sie entschlossen. „Und bitte beeilen Sie sich, signore. Es kommt auf jede Minute an.“
    Edward saß in einer geschlossenen Kutsche, die auf einer Straße nahe dem Forum vorgefahren war. Noch war die Nacht kaum dem Tag gewichen, und der Himmel war immer noch mit Sternen übersät. Ein wenig Zeit blieb noch, bis er auf die Probe gestellt werden würde, ein klein wenig Zeit. Er nahm noch einen Schluck aus der Weinflasche und klemmte sie sich dann wieder zwischen die Knie.
    „Diese Flasche verschafft dir nur einen trügerischen Mut, Edward“, sagte sein Onkel. „Geh lieber in dich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher