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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung
Autoren: MIRANDA JARRETT
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einer Dame wettet, verdient die Dame nicht“, sagte Warwick stur und reckte in kämpferischem Pathos das Kinn vor. „Das ist meine Antwort, und dabei bleibe ich.“
    „Keine Versöhnung“, erklärte Anthony knapp.
    Warwicks Onkel schien in sich zusammenzufallen. Kurz legte er Edward die Hand auf die Schulter, beugte den Kopf über seine Bibel und trat zurück. „Dann möge Gott euch beiden gnädig sein.“
    „Nun gut, Mylords.“ Gianni räusperte sich. Der Ton hallte seltsam laut durch die Ruinen. „Ich möchte Sie bitten, Ihre Position einzunehmen.“
    Anthony stellte sich mit Warwick Rücken an Rücken. Die Pistole hielt er mit der Mündung gegen den grauen Morgenhimmel, der Lauf ruhte leicht auf seinem Schlüsselbein.
    „Fünf Schritte auseinander, Mylords“, fuhr Gianni fort, „danach drehen Sie sich um.“
    Anthony hörte die Kutsche hinter sich. Ihre Räder ratterten über das zerbrochene Pflaster der Straße. Er drehte sich um, obwohl er wusste, wer es war.
    „Oh, cara, nein“, sagte er leise. „Nicht hier. Nicht deswegen.“
    Die Kutsche hielt in einiger Entfernung auf einer Anhöhe, und Diana stand auf. Sie rief ihnen nicht zu aufzuhören, noch machte sie irgendeine Bewegung, um sich ihnen zu nähern. Ganz in Weiß gekleidet, stand sie einfach nur in der Kutsche, und das erste Licht der Dämmerung, das auf ihrem goldenen Haar glänzte, ließ sie wie einen Engel aussehen.
    „Wie, das ist ja Lady Diana!“, rief Reverend Lord Patterson aus. „Sie sollte nicht hier sein, nicht jetzt. Es schickt sich nicht für sie, so einer Szene beizuwohnen. Wir müssen sie fortschicken.“
    „Nein, lassen Sie sie zusehen“, sagte Warwick scharf. „Sie soll sehen, wer von uns der Tapferere ist.“
    Entgeistert drehte Anthony sich um. „Um Himmels willen, ist das alles, was dieses Duell für Sie bedeutet? Nur ein Wettstreit?“
    „Sie kam hierher, um zuzuschauen“, sagte Edward, und seine Augen leuchteten fiebrig vor Erregung. „Frauen mögen blutigen Sport. Sie weiß, was sie erwartet.“
    „Den Teufel tut sie.“ Wie konnte Diana wissen, was eine gut gezielte Kugel aus geringer Entfernung in Fleisch und Knochen anrichten oder wie viel Blut in nur einer Minute aus dem Körper eines Menschen fließen konnte? „Sie hat nicht die geringste Ahnung davon, was hier alles passieren kann.“
    „Mylords, bitte“, sagte Gianni schnell. „Ich muss Sie daran erinnern, dass Ihre Pistolen geladen sind. Wenn Sie nicht wünschen, fortzufahren, dann werden wir …“
    „Fahren wir fort“, bestimmte Anthony und nahm wieder seinen Platz ein. Warwick folgte ihm augenblicklich. Verstohlen warf Anthony noch einen Blick in die Richtung, wo Diana in der Kutsche stand. Sie hatte die Hände auf den Mund gepresst und beobachtete sie. Ob sein Engel für ihn betete?
    „Fünf Schritte, Mylords“, wiederholte Gianni.
    Sie lenkte ihn ab, schwächte ihn, raubte seinem Zorn die Kraft. Stattdessen ließ sie ihn daran denken, wie unendlich lieber er mit ihr unter der Samtdecke des riesigen Bettes in der Villa sein würde. Wie warm wäre ihre Haut, wie würde sie nach Frau duften, und wie fest würde sie ihn halten, wenn sie ihn mit ihren Schenkeln umschlänge, geschmeidig und feucht und willig – doch er durfte jetzt nicht daran denken.
    Oder er würde sterben.
    Schweigend zählte Anthony seine Schritte auf dem zerbrochenen Pflaster mit den Grasbüscheln. Dann drehte er sich um.
    Warwick stand ihm bereits gegenüber und sah ihn mit leeren Augen an. Anthony studierte ihn genau, denn jetzt war er weniger Mensch als nur noch ein Ziel für ihn. Ein unerfahrener Duellant würde auf das Gesicht, auf den Kopf zielen. Aber man zielte besser tiefer, auf die Brust oder den Bauch, die ein größeres Ziel boten.
    Ach, Diana, cara mia , siehst du immer noch vom Hügel aus zu?
    „Ich werde bis fünf zählen, Mylords“, fuhr Gianni fort. „Bei fünf dürfen Sie nach Belieben feuern. Sind Sie bereit, Mylords?“
    „Eins, zwei …“
    Ich liebe, dich, meine Taube. Selbst wenn ich sterbe, wird sich daran nichts ändern.
    „Drei, vier …“
    Es hatte nicht so enden sollen, Diana, das schwöre ich. Ich wollte leben, ich wollte die Liebe, die du mir geben kannst, nicht das hier. Verdammt. Ich muss mich auf Warwicks Arm konzentrieren …
    Doch da zuckte ein blendend weiß-gelber Blitz auf, ein Blitz, wie ihn nur Schießpulver erzeugen konnte. Er kam eine halbe Sekunde, bevor Gianni „Fünf“ sagen und auf jeden Fall bevor Anthony abdrücken
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