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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung
Autoren: MIRANDA JARRETT
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begrenzt waren. Eine schlechte, wenn auch sehr amüsante Erfahrung hatte sie bereits machen müssen. Sie hatte geglaubt, ein Diener hätte ihr noch einmal Tee angeboten, dabei hatte er sie ganz schamlos gefragt, ob er sie küssen dürfte.
    „Sono spiacente, signore, noi non sono stato introdotto.“ Es tut mir leid, mein Herr, aber wir sind uns nicht vorgestellt worden. Das war inzwischen ihre wohlerprobte Antwort auf alle Fragen. „ Grazie, no. No .“
    Doch der Mann rührte sich nicht vom Fleck. Diana seufzte leise. Wenn dieser unverschämte Bursche sie nicht bald allein ließ, würde sie gehen und in ihre Suite zurückkehren müssen, die sie mit Miss Wood und ihren Bediensteten teilte.
    Sie klappte ihren Elfenbeinfächer zu und wandte sich zum Gehen. „Arrivederci, signore.“
    „Gehen Sie bitte nicht, ach, zum Teufel, das ist – Parla ingle se, mia gentildonna?“
    Erstaunt blieb sie stehen, drehte sich aber nicht um. Er klang nicht italienisch. Aber er hörte sich jung und charmant an, und wenn man dem Klang allein trauen konnte, auch gut aussehend.
    „Selbstverständlich spreche ich Englisch, Sir“, sagte sie zögernd. „Welche Sprache sollte eine Engländerin wohl sonst sprechen?“
    „Dann haben wir viel gemeinsam“, erwiderte er. „Ich bin auch Engländer.“
    „Ach ja, Sir?“ Jetzt würde sie sich wohl umdrehen müssen. Was bei einem dreisten Ausländer als ein zu Recht abweisendes Benehmen durchging, war einem Gentleman gegenüber, der Engländer war wie sie, schlichtweg ungezogen.
    Also setzte sie ein höfliches Lächeln auf und drehte sich um. Der Herr war nicht nur Engländer, sondern auch noch ein hübscher dazu. Mit blonden Locken, die golden schimmerten, einem Lächeln voller Charme und mit so strahlend blauen Augen, dass sie selbst diesen grauen Tag erhellten. Wenn er auch nicht sehr groß war, hatte er doch die männliche Statur eines englischen Gutsbesitzers, mit einer breiten Brust unter der gut sitzenden Weste. Auch war er jung, nicht viel älter als sie, also in einem interessanten Alter. Diana strahlte ihn mit echter Herzlichkeit an.
    „Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Sir.“ Sie machte keinen Knicks, denn vermutlich stand er im Rang unter ihr. Doch ihr Lächeln blieb warm und voller Interesse. Sie ließ den Blick schweifen und hielt nach Miss Wood Ausschau, damit sie als Anstandsdame fungieren könnte. Doch sie beide waren allein im Salon. Diana konnte sich schon lebhaft Miss Woods Strafpredigt vorstellen. Engländer oder nicht, mit einem Herrn allein zu sein schickte sich nicht. Besonders dann nicht, wenn man einander nicht richtig vorgestellt worden war.
    Diana kannte auch schon die nächsten Argumente: Einsamkeit spiele keine Rolle. Sie solle kein weiteres Wort mit ihm wechseln. Sie solle ihr Lächeln hinter frostiger Entrüstung und Reserviertheit verbergen und sofort in ihre Räume zurückkehren. Wenn sie ihrer Verbannung aus London ein Ende machen wolle, dürfe sie jetzt nicht zaudern. Das alles würde Miss Wood sagen.
    Aber ein paar Minuten in Gegenwart dieses Herrn konnten doch wohl nicht so schlimm sein? Aus seiner Sprechweise, seinen Manieren und seinem Betragen schloss sie, dass er ein Gentleman sein musste. Und wenn er ebenfalls Gast in diesem Palazzo war, musste er einwandfreie Referenzen aufweisen können und eine volle Brieftasche dazu, denn diese Unterkunft hier war die exklusivste in der ganzen Gegend, in der man sich speziell um englische Reisende kümmerte.
    „Ich habe sie erschreckt, nicht wahr?“ Offenbar hatte er ihr Schweigen missverstanden. „Tauche einfach so hinter Ihnen auf und überrasche Sie. Bitte, verzeihen Sie mir, Mylady.“
    „So empfindlich bin ich nun auch wieder nicht“, erwiderte Diana. „Woher wussten Sie, dass ich eine Lady bin?“
    „Das war geraten“, gestand er. Aus seinem Lächeln wurde ein verschmitztes Grinsen. „Und ich hatte recht, nicht wahr, Mylady?“
    „Lady Diana?“ Im Gang war entfernt Miss Woods Stimme zu hören. „Wo sind Sie, Mylady?“
    Diana klappte ihren Fächer zu. „Das ist meine Gouvernante“, erklärte sie, und in ihre Augen trat ein gehetzter Ausdruck. „Rasch, rasch, Sie müssen sich verstecken!“
    „Verstecken?“ Der Herr lächelte nachsichtig. „Aber es gibt doch gar keinen Grund, mich zu verstecken.“
    „Oh doch, den gibt es.“ Diana nahm ihn beim Arm und sah sich auf der Suche nach einem guten Versteck im Salon um. „Schnell, dort hinter die Vorhänge! Ich werde sie, so rasch ich
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