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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung
Autoren: MIRANDA JARRETT
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zu den anderen gesellen?“
    „Oh ja.“ Diana schenkte ihm ein Lächeln, während ihr Herz aus unerklärlichen Gründen raste. „Der Regenbogen ist ja auch schon wieder verschwunden.“
    Und als sie verstohlen einen Blick über die Schulter warf, waren auch die Kutsche und der Mann darin fort.

2. KAPITEL
    Lord Anthony Randolph neigte die schwere Kristallkaraffe und füllte noch einmal sein Glas.
    „Der Sommer ist vorbei“, meinte er traurig und hielt das Glas gegen das Licht, um die glutrote Farbe des Weins zu bewundern. „Die englischen Dämonen sind wieder zurück, um Rom zu erobern.“
    Ohne sich zu ihm umzudrehen, lachte Lucia. Aufrecht saß sie vor ihrem Frisiertisch, während ihre Zofe eine dicke Haarsträhne nach der anderen um ein Brenneisen wickelte. „Wie kannst du nur so reden, Anthony, wo du doch selbst einer dieser englischen Dämonen bist?“
    „Sei nicht so grausam, Lucia“, erwiderte Anthony leichthin und nippte an seinem Wein. „Es stimmt, zur Hälfte habe ich englisches Blut. Doch in meinem Herzen bin ich ein reiner Römer.“
    „Was dir natürlich das Recht gibt zu sagen, was immer dir gefällt.“ Prüfend griff Lucia nach der noch warmen Locke, die ihr auf die Schulter fiel. „Doch das würdest du auch tun, wenn du auf dem Mond geboren wärst.“
    „So ist es, mein Liebling.“ Anthony ließ sich in einen Sessel neben dem offenen Fenster fallen und schob sich ein kleines gelbes Samtkissen hinter den Kopf, da er auf eine längere Wartezeit gefasst war. Auch wenn die Tage, in denen er und Lucia ein Liebespaar gewesen waren, schon lange zurücklagen, gingen sie jetzt als Freunde mit den jeweiligen Schwächen und Fehlern des anderen viel nachsichtiger um. „Ich kann mir nicht helfen. Kaum werden die Tage kürzer, fallen diese entsetzlichen, milchgesichtigen Engländer in ganzen Horden über uns her und beklagen sich, dass der Wein zu stark und die Sonne zu heiß ist und dass kein Roastbeef auf der Speisekarte steht.“
    „Ich beklage mich gar nicht über die englischen Herren“, sagte Lucia und straffte ein wenig das Lid, um eine dunkelblaue Linie um ihr Auge zu ziehen. „Sie sind sehr aufmerksam, und sie besuchen mich immer wieder.“
    Er hob das Glas und prostete ihr zu. „Warum auch nicht, meine reizende Lucia, wo du doch der Hauptgewinn bist, den sie alle bekommen möchten.“
    „Ach, sei still, Antonio“, schalt sie ihn. „Mit deinen albernen Schmeicheleien könntest du das ganze Flussufer des Tibers zuschütten.“
    Zur Gesellschaft im Studio des Malers Giovanni würden sie mindestens eine Stunde zu spät kommen. Doch statt sich wegen der Verspätung zu ärgern, hatte Anthony gelernt, sich zu entspannen und das vertraute Beisammensein mit Lucia zu genießen. „Nenn mir nur einen Mann in dieser Stadt, der dich besser zu unterhalten weiß als ich.“
    Leicht verärgert ließ sie nur einen leisen Laut des Unmuts hören und konzentrierte sich weiterhin auf ihr Spiegelbild, während sie ihren Rosenmund kirschrot nachzog. Wie jede erfolgreiche Kurtisane kannte sie den Wert eines großen Auftritts, selbst wenn er nur bei einer Gesellschaft im Kreise von Freunden stattfand. Und sie würde ihren Spiegel nicht eher verlassen, bis sie nicht sicher sein konnte, dass ihr Aussehen bis ins kleinste Detail perfekt war. Außerdem war sie gebeten worden, heute Abend zu singen. Ihre Stimme war so schön wie ihr Gesicht, und sie kannte die Macht von beiden. Es war entsetzlich ungerecht, dass Papst Innozenz XI. schon vor knapp hundert Jahren Sängerinnen von der römischen Opernbühne verbannt hatte. In jeder anderen Stadt hätte ihre Stimme sie zu einer wahren Königin gemacht. Und dann wäre es ihr auch möglich gewesen, sich interessantere Liebhaber zu nehmen als den fröhlichen fetten Weinhändler, der sie zurzeit aushielt.
    „Für einen milchgesichtigen Engländer machst du dich ganz gut“, sagte sie schließlich und zeigte ihrem Spiegelbild einen Schmollmund.
    Anthony stöhnte theatralisch. Es stimmte, dass sein Vater ein englischer Adliger gewesen war, Erbe einer Grafschaft, die weit oben im Norden dieses Landes lag und an das raue, kalte Schottland grenzte. Doch auf seiner Grand Tour hatte sein Vater in Rom die Sonne und seine Liebe zu Anthonys vor Charme sprühender Mutter entdeckt. Sie war reich und von adeliger Geburt. Die beiden älteren Brüder Anthonys waren zwecks ihrer Erziehung pflichtbewusst nach England zurückgekehrt und nach Vaters Tod auch dort geblieben. Anthony aber
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