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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung
Autoren: MIRANDA JARRETT
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ein Spiel, und diese kleine englische Jungfrau versteht deine Spielregeln vielleicht nicht.“
    Er würde ihr nicht widersprechen. Immer schon hatte er die Frauen geliebt und stets sorgfältig darauf geachtet, dass auch sie mit ihm ihr Vergnügen hatten. Deswegen, und auch weil er reich war, hatte es ihm nie an Geliebten gefehlt. Aber wenn er auch von Adel war, bevorzugte er doch die Gesellschaft der berühmteren Kurtisanen der Stadt und einiger verheirateter Damen mit skandalösem Ruf. Es waren Frauen, die wussten, dass die Liebe nichts als ein vergängliches Amüsement war. Ehrenwerte junge Damen langweilten ihn; außerdem sorgten schon deren Mütter dafür, dass sie ihm nicht über den Weg liefen. All das bekümmerte ihn jedoch wenig. Er musste nicht des Geldes, der Stellung oder eines Erbes wegen heiraten. Lucia hatte recht: Für ihn war die Liebe ein Spiel, und er hatte vor, es so lange wie möglich zu spielen.
    In der Hoffnung, Lucias Stimmung etwas aufzuheitern, lächelte er ihr zu. „Das Mädchen kann dir doch egal sein.“
    „Und was siehst du in ihr?“
    „Sie ist nur ein hübsches kleines Ding, das ich auf einem Balkon entdeckt habe“, meinte er beiläufig. „Sei vernünftig, Schatz. Du hast kein Recht und auch keinen Grund, eifersüchtig zu sein.“
    „Oh!“ Die Augen vor Zorn weit aufgerissen, schnappte sie nach Luft. „Oh, wie kannst du es wagen, so etwas zu mir zu sagen?“
    Heftig stieß sie beide Hände gegen seine Brust und trat einen Schritt zurück. „Wieso bist du nur so stur, dass du mir nicht die ehrliche Antwort geben willst, die ich verdiene? Ich, deine älteste Freundin, die liebe Lucia! Du bist unmöglich, Antonio! Unmöglich!“
    Sie warf den Kopf in den Nacken, dass das kunstvolle Werk aus Bändern, Locken, Puder und falschem Haar ins Schwanken geriet. Hastig raffte sie die Röcke, eilte aus dem Zimmer und die Treppe hinunter.
    Anthony seufzte. Bei Lucia geriet immer alles zu einer Szene, die um der größtmöglichen Wirkung willen grandioso gespielt wurde. Er mochte Lucia, sehr sogar, aber sie war auch ermüdend. Dieses reizende englische Mädchen war sicher anders. Unschuldig. Friedvoll. Nicht so schnell dabei zuzubeißen. Sie wäre wirklich eine angenehme Abwechslung, eine Erlösung. Sie wäre wie ein stiller Teich auf einer Sommerwiese nach einem verheerenden Sturm auf hoher See.
    Er schlüpfte in seinen Mantel, griff nach seinem Hut und dachte dabei vergnügt über die verschiedenen Möglichkeiten nach, wie er dem reizlosen Lord Edward dieses entzückende blonde Mädchen ausspannen könnte. Vor Lucias Spiegel blieb er stehen, um sich den Hut verwegen schräg aufzusetzen, eben so, wie es zu ihm passte.
    Nach englischen Maßstäben galt er nicht als gut aussehend. Seine hellhäutigeren Brüder waren immer schnell mit von der Partie, wenn es darum ging, ihn wegen seiner dunkleren Hautfarbe, den schwarz gelockten Haaren und der äußerst markanten Nase zu necken, all dies ein Erbe der Familie seiner Mutter. Doch die grauen Augen und das ungezwungene Lächeln stammten von seinem Vater und dazu noch genug Witz und Selbstbewusstsein, um alle Frauen sein kantiges, dunkles Gesicht vergessen zu lassen. Anthony zwinkerte seinem Spiegelbild zu und ging dann die Treppe hinunter. Inzwischen konnte er es wohl gefahrlos riskieren, sich zu Lucia in die Kutsche zu setzen, denn sie dürfte genug Zeit gehabt haben, um sich wieder zu beruhigen.
    „Unmöglich“, murmelte sie mit abgewandtem Gesicht, als er in die Kutsche kletterte. „Du bist unmöglich.“
    Er blieb in der Tür stehen. „Ich muss dich heute Abend nicht begleiten, Lucia. Wenn ich so verdammt unmöglich bin, ist es vielleicht besser für dich, allein zu Giovannis Fest zu gehen. Außerdem hat keiner der beiden auf dem Balkon Notiz von mir genommen.“
    Sie fuhr herum. „Natürlich haben sie dich bemerkt, Antonio. Du weißt so gut wie ich, dass man dich nie übersieht oder vergisst. Du bist eben so.“
    Seufzend ließ er sich neben ihr auf den Ledersitz fallen. „Das kann ich jetzt so oder so verstehen, Lucia.“
    Aber Lucia antwortete nicht. Sie hatte sich wieder dem offenen Fenster zugewandt. Die nächste Viertelstunde fuhren sie in tiefem Schweigen, das eher einem unbehaglichen Waffenstillstand glich.
    „Es wird dir nicht schwerfallen, sie wiederzufinden, deine kleine, flachshaarige Jungfrau“, sagte Lucia schließlich. „Euer englischer Konsul kann dir ihren Namen nennen. Es gibt nicht viele wie sie hier in Rom,
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