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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung
Autoren: MIRANDA JARRETT
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ganz wohl, Gianni“, antwortete Anthony und bedeutete seinem Cousin mit einer Handbewegung zurückzugehen. So nett Gianni auch war, Anthony wollte seine Gesellschaft nicht, nicht jetzt. Er steckte den Brief seiner Mutter unter sein Hemd, wo man ihn finden würde, sollte er getötet werden. Dann wüsste Diana Bescheid. Anthony betete darum, dass sie ihn dann verstehen und ihm vergeben würde. Die Luft an diesem frühen Morgen war kühl, und er war froh darum, weil sie ihn munter machte und alle seine Sinne schärfte. Er hatte seinen Rock bereits abgelegt, und der leichte Wind, der über das Forum strich, fing sich in seinem sorgfältig gebügelten Leinenhemd. Das war es, was er wollte: fühlen, nicht denken, nicht sich erinnern.
    Er wandte sich dem Horizont zu und blickte nach oben, nicht hinunter zur Erde. Obwohl der Sonnenaufgang sich erst durch einen gelben Streifen am Himmel ankündigte, hatte für die Falken, die in den Ruinen nisteten, der Tag schon begonnen. Scharf hoben sich ihre dunklen Silhouetten ab, während sie am Himmel ihre Kreise zogen.
    Anthony fragte sich, wie das wohl sein musste, so hoch über Rom dahinzufliegen? Schwerelos und ohne jede Bürde zu sein, frei aller irdischen Sorgen und Kümmernisse, ohne jede Schande? Einst hatte er zu einem Regenbogen aufgeschaut und dabei seine goldblonde Diana gefunden. Jetzt wünschte er sich, ein Falke zu sein und auf ihr Fenster hinunterblicken zu können, in ihr Zimmer hinein, wo sie sicher noch schlief. Die Lippen leicht geöffnet, die langen Wimpern wie kleine Fächer auf ihren Wangen, würde sie auf ihn warten, damit er sie wieder liebte.
    „Antonio!“, rief Gianni wieder. Als Anthony sich dieses Mal umdrehte, sah er Warwick und dessen Onkel, die zusammen mit einem Arzt auf ihn warteten. Wie es sich für einen so ernsten Anlass gehörte, waren alle in Schwarz gekleidet.
    Es war Zeit, Diana zu vergessen und sie loszulassen, damit sie so frei war wie diese Falken. Es war Zeit.
    Langsam trat er zu den anderen. Warwick entledigte sich seines Rocks mit einem Eifer, den Anthony bei ihm nicht erwartet hätte. Das Gesicht des Mannes drückte Gelassenheit aus, doch die feuchten Ringe unter seinen Hemdsärmeln verrieten ihn trotzdem.
    Den Kasten mit den Pistolen unter dem Arm, verbeugte Gianni sich vor den beiden Engländern. Die gestärkten Bänder am kirchlichen Gewand des Onkels umflatterten dessen Kinn. Er hielt eine altmodische Bibel umklammert. Anthony hatte ganz vergessen, dass der Mann englischer Geistlicher war. Wie nützlich bei einem Ereignis, bei dem vielleicht die Sterbesakramente benötigt würden.
    „Guten Tag, Gentlemen“, sagte Gianni, ihnen zuliebe auf Englisch. „Bevor wir beginnen, möchte ich zuerst gerne fragen, ob Seine Lordschaft bewegt werden kann, seine unglückliche Herausforderung zurückzuziehen?“
    „Bedauerlicherweise nein“, sagte der Onkel und warf Edward dabei einen scharfen Blick zu. „Lord Edward bedauert, dass er dazu nicht imstande ist, und steht zu seinem Wort.“
    „Sehr wohl.“ Gianni präsentierte mit einer erneuten Verbeugung den Kasten aus Mahagoni mit den Pistolen. Es waren zwei elegante Duellpistolen, welche Anthony vor Jahren in Florenz für sich hatte anfertigen lassen. „Dann muss der Ehrenforderung nachgekommen werden. Pistolen, Mylords.“
    Wie ein Kind vor einer Auswahl von Schokolade, ließ Warwick gierig die Hand zuerst über einer Pistole, dann über der anderen in der Luft schweben, bevor er schließlich schnell eine packte und an sich riss, als fürchte er, Anthony würde versuchen, sie ihm fortzunehmen.
    Natürlich tat Anthony es nicht. Am Abend zuvor hatte er alle beide ausprobiert und wusste, dass sie gleich gut waren. Locker hielt er die Seine in der Hand und wärmte den blank polierten Kolben an. Wie die meisten modernen Duellpistolen besaßen diese hier ein Stechschloss. Das hieß, im Schloss waren besondere Federn angebracht, welche die Pistole beim leisesten Ziehen des Hahns losgehen ließen, ohne das Ziel zu verfehlen. Anders als bei einem Kampf mit dem Degen, brauchte man jetzt nicht länger viel Talent oder starke Nerven, um einen Mann niederzustrecken.
    „Ein letztes Mal, Mylords“, meinte der Onkel traurig. „Beim Heil Ihrer unsterblichen Seele, können Sie sich nicht miteinander aussöhnen? Edward, ich bitte dich, denke doch an die Liebe, welche deine arme Mutter für dich hegt, und an den Schmerz, den du ihr mit deinem Handeln antust.“
    „Ein Mann, der mit Huren um die Tugend
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