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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung
Autoren: MIRANDA JARRETT
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seiner toten Mutter und die Erinnerung daran, wie er seine Verlobte verlassen hatte, die vor Angst, sie könnte ihn nie mehr lebend wiedersehen, weinte.
    Er war dankbar dafür, dass keiner seiner alten Freunde ihn jetzt sehen konnte. Mit einem bitteren kleinen Lachen ließ er sich in einen Sessel nahe dem Kamin sinken, in dem die letzten Holzstücke verglühten. Entschlossen schob er den Daumen unter das Wachsiegel und entfaltete ihn. Es war nur ein einzelnes Blatt. Was sollte schon darin stehen, außer den Segenswünschen für seinen Hochzeitstag?
    Mein liebster Tonio ,
    wenn Du diese Worte liest, dann weiß ich, dass dieser Ta g der glücklichste Deines Lebens ist, und ich bete darum , dass Gott mir die Freude gewährt, ihn mit Dir zu teilen . Von all meinen Kindern wirst Du aus Liebe heiraten un d nur aus Liebe. Und ich wünsche dir jedmöglichen Sege n für dieses und das nächste Leben .
    Doch ich muss Dir etwas sagen, Tonio, und wegen Dei ner eigenen großen Liebe wirst Du es letztendlich verste hen. So lieb und teuer mir Euer Vater ist, so war er doch nicht meine einzige Liebe. Vor ihm gab es einen anderen Mann. Er war mir lieber und teurer, weil er der Erste war. Er war ein Künstler mit großem Talent. Doch mein Vater entschied, dass er zu arm war, um eine Prosperi zu hei raten, und schickte ihn fort. Im letzten Jahr wollte es das Schicksal, dass sich unsere Wege wieder kreuzten. Der bit tersüßen Erinnerungen wegen wurden wir eine Nacht lang schwach. Du, mein Liebling, mein unschuldiger Tonio, bist dieser Verbindung entsprungen, kein Kind der Sünde, son dern das Kind meiner ersten und wahrsten Liebe.
    Mein geliebter John, der Vater Deines Herzens, weiß nichts von meiner Treulosigkeit, denn ich wollte nicht, dass er Dich meiner Schwäche wegen weniger liebt. Für ihn wirst Du immer sein Sohn sein. Ich sage das alles nur Dir, Tonio, und bitte Dich um Verzeihung und um Dein Ver ständnis und Deine Liebe und Deinen Segen.
    Tausend Küsse, mein kostbarer Engel,
    Mama
    Mit gerunzelter Stirn betrachtete Anthony die Worte, die seine Mutter vor so langer Zeit geschrieben hatte. Dann las er sie erneut und hoffte, dass sie dieses Mal mehr Sinn ergaben. Sie mussten wahr sein. Seine Mutter hätte keinen Grund gehabt, eine solche Geschichte zu erfinden. Er brauchte nur in den Spiegel zu schauen, um sich daran zu erinnern, dass er keinem anderen in seiner Familie geähnelt hatte außer seiner Mutter. Der Kopf drehte sich ihm, und sein Magen rebellierte. Was er sich auch vorgestellt hatte, das seine Muter ihm hätte schreiben können – das hier hätte er nie erwartet.
    Der nette, freundliche, ehrbare Engländer, den er sein Leben lang Vater genannt hatte, war nicht sein Erzeuger.
    Die große romantische Leidenschaft seiner Mutter für seinen Vater – nein, vielmehr für den Earl of Markham – das durfte er jetzt nicht mehr vergessen –, diese Leidenschaft, an die er immer geglaubt hatte, war nun von dieser Affäre überschattet. Sie war befleckt worden, war nicht mehr echt.
    Seine von ihm verehrte Familie, seine geliebten Brüder, der Name, der Titel, auf den er stolz war, das Land, die Werte, ja selbst seine eigene Sprache – von Rechts wegen gehörte ihm nichts davon.
    Er konnte einfach weiterleben wie bisher, und keiner würde etwas erfahren. Eine so alte Sünde öffentlich zu machen, würde nur das Andenken seiner Mutter beschmutzen, und nichts wäre damit erreicht. Und er bezweifelte, dass diese Enthüllung seine Brüder, die mit ihrem Leben in England und mit ihren Familien vollauf beschäftigt waren, überhaupt interessieren würde. Dieses Haus, die Villa und sein Einkommen waren ihm von seiner Mutter vererbt worden und gehörten daher immer noch ihm.
    Doch sein ganzes Selbstwertgefühl, das Wissen, wer und was er war, waren zerstört und würden nie mehr dasselbe sein. Wie auch?
    Er war der Bastard eines namenlosen Künstlers und seiner ehebrecherischen Mutter.
    Er war nicht besser als ein Kuckuck, den man dem armen, betrogenen Earl of Markham ins Nest gelegt hatte, wo er die anderen, legitimen Jungvögel beiseitedrängte, um mehr als nur seinen Anteil an der Liebe und Zuneigung des Earl zu erbeuten.
    Das Schlimmste aber war, dass er nun nicht mehr das Recht hatte, um die Hand Lady Diana Farrens zu bitten, der jüngsten Tochter des stolzen und rachsüchtigen Duke of Aston.
    Diana lag noch wach, als sie hörte, wie ein Besucher die Nachtglocke läutete, um den Pförtner am Vordereingang ihrer Unterkunft zu
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