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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn
Autoren: Dean R. Koontz
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Billy.
    »Genau. Ich bin zu seinem Haus gegangen wie ein Mann, hab mich auf seinen Rasen gestellt und auf sein Esszimmerfenster gezielt.«
    »Da saßen Henry und seine Frau gerade beim Abendessen«, sagte Billy.
    Bevor der Fremde seinen Ekel über den Zeitpunkt des Angriffs ausdrücken konnte, sagte Ned: »Die beiden haben Wachteln gegessen, können Sie sich das vorstellen?«
    »Sie haben deren Fenster angepinkelt, weil sie Wachteln gegessen haben?«
    Ned geriet vor Wut regelrecht ins Stottern. »Nein, natürlich nicht! Mach ich vielleicht den Eindruck, ich bin wahnsinnig?« Er sah Billy augenrollend an.
    Billy hob die Augenbrauen, als wollte er sagen: Was kann man von einem Auswärtigen schon erwarten?
    »Ich versuche bloß, Ihnen klarzumachen, wie hochnäsig die Leute waren«, sagte Ned. »Immer haben sie Wachteln oder Schnecken gegessen – oder Mangold.«
    »Was für miese Typen«, sagte der Fremde mit einem so feinen Anflug von Spott, dass Ned Pearsall ihn nicht wahrnahm, Billy hingegen schon.
    »Eben«, pflichtete ihm Ned bei. »Henry Friddle fuhr einen Jaguar, und seine Frau fuhr einen Wagen – Sie werden’s nicht glauben –, einen Wagen, der in Schweden hergestellt wird.«
    »Ein Auto aus Detroit war wohl zu gewöhnlich für die«, sagte der Fremde.
    »Genau. Was muss man für ein Snob sein, wenn man ein Auto die ganze Strecke von Schweden hierher transportieren lässt!«
    »Ich möchte wetten, die waren auch Weinkenner.«
    »Erraten! Sagen Sie mal, haben Sie die etwa gekannt?«
    »Ich kenne bloß den Typ. Sie hatten eine Menge Bücher, stimmt’s?«
    »Und ob. Immer haben sie auf der vorderen Veranda gesessen, haben an ihrem Wein geschnüffelt und Bücher gelesen.«
    »In aller Öffentlichkeit. Kaum vorzustellen. Aber wenn Sie denen nicht ans Esszimmerfenster gepinkelt haben, weil es Snobs waren, weshalb haben Sie’s dann getan?«
    »Es gab ’ne Menge Gründe«, sagte Ned. »Der Vorfall mit dem Stinktier. Der Vorfall mit dem Rasendünger. Die abgestorbenen Petunien.«
    »Und der Gartenzwerg«, fügte Billy hinzu, während er Gläser ausspülte.
    »Der Gartenzwerg hat das Fass zum Überlaufen gebracht«, stimmte Ned ihm zu.
    »Ich kann zwar verstehen, wenn man von rosa Plastikflami n gos im Garten zu einer Pinkelattacke getrieben wird«, sagte der Fremde, »aber von einem Gartenzwerg?«
    Neds Miene verfinsterte sich, als er an den Affront dachte.
    »Ariadne hat ihm meine Gesichtszüge gegeben.«
    »Ariadne?«
    »Die Frau von Henry Friddle. Haben Sie schon mal ’nen hochnäsigeren Namen gehört?«
    »Na ja, in Kombination mit Friddle wird er wieder bodenstä n dig.«
    »Sie war am selben College Professorin für Kunst. Sie hat den Zwerg modelliert, die Gussform hergestellt, Zement hineing e gossen und das Ding dann eigenhändig bemalt.«
    »Als Vorbild für eine Skulptur zu dienen, kann doch eine Ehre sein.«
    »Er war ein Zwerg, Kumpel!« Durch den Bierschaum auf der Oberlippe sah Ned regelrecht tollwütig aus. »Ein besoffener Zwerg. Die Nase war rot wie ein Apfel. In jeder Hand hatte er eine Bierflasche.«
    »Und sein Hosenladen stand offen«, ergänzte Billy.
    »Vielen Dank, dass du mich da auch noch dran erinnerst«, knurrte Ned. »Schlimmer noch – aus seiner Hose hingen Kopf und Hals einer toten Gans.«
    »Wie kreativ«, sagte der Fremde.
    »Zuerst hab ich gar nicht gewusst, was zum Teufel das bede u ten sollte …«
    »Symbolismus. Ein Stilmittel.«
    »Ja, ja. Bin dann schon draufgekommen. Alle, die an ihrem Haus vorbeigekommen sind, haben es gesehen und sich auf meine Kosten amüsiert.«
    »Dazu hätte man den Zwerg gar nicht mal sehen müssen«, sagte der Fremde.
    »Genau!«, sagte Ned, der die Bemerkung missverstand.
    »Die Leute haben schon gelacht, wenn sie davon gehört haben. Deshalb hab ich den Zwerg mit einem Vorschlaghammer zertrümmert.«
    »Woraufhin man Sie verklagt hat.«
    »Schlimmer. Die haben einen anderen Zwerg aufgestellt. Weil Ariadne sich schon gedacht hatte, dass ich den ersten demoliere, hatte sie gleich noch einen gegossen und bemalt.«
    »Ich dachte, hier im Weinland geht es nett und freundlich zu.«
    »Und dann sagen die mir«, fuhr Ned fort, »wenn ich den zweiten auch noch demoliere, stellen sie sich nicht nur einen dritten auf den Rasen, sondern produzieren eine ganze Serie und verkaufen die an alle, die einen Ned-Pearsall-Zwerg wollen.«
    »Das klingt aber nach einer leeren Drohung«, sagte der Fre m de. »Gibt’s denn wirklich Leute, die so was haben
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