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Invasion der Nichtmenschen

Invasion der Nichtmenschen

Titel: Invasion der Nichtmenschen
Autoren: Keith Laumer
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bereitete ein paar Spritzen vor und gab sie ihr. Er horchte ihren Herzschlag ab und schüttelte dann düster den Kopf.
    „Ich will Ihnen nichts vormachen, Mallory“, sagte er. „Ich fürchte, wir werden sie verlieren. Sie reagiert nicht und verfällt immer mehr.“
    Mallory stand neben dem Bett. Er berührte Gills Geist und fühlte, wie schwach der Funke schon war. Er griff tiefer in ihr Gehirn und sah den immer kleiner werdenden Funken, der ihr Leben war.
    Sie bewegte sich ein wenig. Er fühlte, daß sie seine Gegenwart spürte.
    „Gill, du darfst nicht sterben“, bat er sie.
    „Ich habe es versucht, Jeff“, antwortete sie. „Deinetwegen und den Kindern zuliebe habe ich weiterzumachen versucht. Aber es war zuviel. Die Last war zu schwer, und ich mußte sie fallenlassen.“
    „Du mußt leben, leben!“ drängte sein Geist.
    Er spürte ihren lautlosen Schmerzensschrei, mit dem sie sich seinem zupackenden Griff entwand.
    „Nein … nicht mehr … du hist … nicht … Jeff. Jeff ist … tot … Alle … tot … Nichts mehr … da …
    Dann war nichts mehr, nur noch kalte Asche, aus der selbst die letzte Wärme des sterbenden Funken verschwunden war.
    Er wandte sich ab und lief an Strang und Everet vorbei. Sie sahen ihm nach. In der Diele begegneten ihm zwei kleine, weißgesichtige Menschen. Es dauerte lange, bis er sie als Randy und Maria erkannte.
    „Eure Mutter ist tot“, sagte er und ging an ihnen vorbei auf die Straße hinaus.
    Er lief herum, wußte aber nicht, daß er es tat. Die Sonne ging unter, die Dämmerung brach herein. Da und dort glomm schwaches Licht hinter einem Fenster. Die Stromversorgung war also doch zusammengebrochen.
    Er kam an ein offenes Feld. Der Mond schien weiß auf totes Gras, einen blattlosen Baum. Aus den Tiefen eines schwarzen Himmels schienen Sterne böse und unpersönlich zu blinzeln. Eine Welle verzweifelter Trostlosigkeit brandete gegen ihn und preßte den Atem aus seinen Lungen.
    „Allein“, stöhnte er. „Oh, Gott, so allein …“
    Er fühlte, wie er in einer Schwärze zu ertrinken drohte, die schrecklicher war als der Tod. Er fiel auf die Knie – ein Wurm, der von einem Dorn aufgespießt ist.
    „Jeff, bitte“, sagte eine leise Stimme neben ihm. Sally kniete neben ihn nieder, legte ihre Hände auf seine Schultern und zog ihn an sich. Er stieß sie zurück.
    „Jeff, ich will ja nur …“
    „Glaubst du, ich weine um Gill?“ rasten seine Gedanken, die unaussprechbar und ungesprochen blieben. „Du hast nicht recht. Das ist es nicht. Ich weine nicht um die Menschheit, um etwas Menschliches.“
    „Jeff, du siehst so seltsam aus …“
    „Du weißt es nicht, und du würdest es auch niemals verstehen. Kein Mensch auf Erden wird es je verstehen. Für einen Augenblick, einen unvorstellbar winzigen Augenblick, hielt ich das ganze Universum in meinen Händen, überschaute die g renzenlose Weite von Raum und Zeit und erkannte einen anderen Geist, der mir gleichwertig war.
    Und was tat ich? Vereinigte ich mich mit ihm auf einer Ebene, die jenseits allen menschlichen Begreifens liegt? Nein. Ich riß die Barrieren seiner Abwehr ein – und tötete ihn. Nicht um die Menschheit trauere ich, ich weine um die Mone.“
    Aus der Dunkelheit schoß ein Pfeil blendend weißen, reinen Lichtes in das Zentrum von Mallorys Bewußtsein.
    „Mensch, ich lebe noch“, sagte die Stimme der Mone. „Können wir jetzt miteinander sprechen?“
     
    Es war eine Konversation ohne Worte an einem zeitlosen Ort reinsten Denkens.
    „Ich wußte es nicht, Mensch. Das kann mein Verbrechen nicht entschuldigen und auch die nicht zurückbringen, die nun verloren sind. Und doch möchte ich etwas gutmachen.“
    Mallory mühte sich, den Wortschirm zu durchbrechen, um wieder jenen unmittelbaren Rapport zu erreichen, der in jenem Moment bestanden hatte, da ihm der nackte Geist der Mone gegenübergestanden war. Er fand jedoch die Barriere undurchdringlich.
    „Nein. Mensch, du bist noch nicht bereit, dich der vollen Kräfte zu bedienen, die deiner Bestimmung innewohnen. Ich habe gestümpert, als ich bei meiner ersten Annäherung die geistigen Fähigkeiten deiner Rasse nicht genau maß und dann wieder, als ich meinen Geist zu schnell vor dem deinen öffnete. Hier liegen Kräfte verborgen, die diesen Planeten zu Staub werden ließen, gerieten sie außer Kontrolle.“
    Mallory wurde zornig und stieß härter zu – und fand sich sanft ergriffen und gehalten.
    „Mensch, du bist eine junge Spezies und unerfahren.
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