Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Invasion der Nichtmenschen

Invasion der Nichtmenschen

Titel: Invasion der Nichtmenschen
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
speckig, die Ellbogen durchgewetzt. Der Anzug sah aus wie etwas, das ein Landstreicher anhaben konnte.
    Vielleicht hatte ihn Lori einmal einem Freund geliehen zu einem Lumpensammler- oder Straßenkehrertag. Weiß Gott, was diesen jungen Leuten immer wieder einmal einfiel. Für diese Burschen sahen die Kleider der alten Leute – und dazu zählten alle über fünfunddreißig – wahrscheinlich gleich aus. Ihm schien, mit der jungen Dame müsse er bald einmal ein ernstes Wörtchen reden.
    Er ließ die Jacke auf den Schrankboden fallen und wählte einen braunen Anzug. Seine Lieblingskrawatte war auch nicht da. Er suchte eine andere heraus und wurde allmählich wieder vergnügter. Vor sich hinpfeifend, ging er nach unten, um zu frühstücken.
    Gillian stand am Herd und rührte in einer Pfanne. Marly und Randy, zehn und acht Jahre alt, saßen am Küchentisch und aßen Haferflockenbrei.
    „Sieht ganz so aus, als sei ich der letzte Mann in der Kombüse“, bemerkte Mallory fröhlich. Gill lächelte geistesabwesend und machte ihre Arbeit weiter. Die Kinder schauten nicht einmal auf. Er goß sich eine Tasse Kaffee ein und zog einen Stuhl heraus. Auf dem Stuhlsitz und dem Tisch waren überall Brotkrumen verstreut, und rund um die Zuckerdose war Zucker verschüttet. In einer unsauberen, verstaubten Glasvase standen verstrocknete Wiesenblumen. Er nippte an seinem Kaffee. Er war lauwarm, dünn und schmeckte aufgewärmt.
    Gill kam vom Herd und stellte eine Schüssel mit Haferflockenbrei vor ihn. Sie sieht noch immer großartig aus, überlegte Mallory. Das schönste Mädchen vom Städtchen … Aber jetzt sah sie blaß aus, und ihre Haut ließ den früheren samtenen Schmelz vermissen.
    „Du bist spät dran, Jeff“, sagte sie. „Eben wollte ich dich holen.“
    „Ich habe zum Fenster hinausgesehen“, antwortete er. „Netter Nebel heute.“
    Gill setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. „Nebel?“ meinte sie irgendwie unbeteiligt.
    Mallory warf einen Blick zum Fenster hinaus. Die Luft war ausnehmend klar.
    „Muß ein einzelner Nebelfleck gewesen sein. Komisch“, sagte er.
    Er versuchte den Haferbrei. Er war kaum lauwarm. Außerdem war er ungesalzen; es stand auch kein Salz auf dem Tisch, keine Butter und kein Rahm. Er sah Gill an, wollte etwas sagen, sah dann aber die dunklen Ringe unter ihren Augen und den geistesabwesenden Blick.
    „Gill, sag mal, fühlst du dich auch wohl?“ fragte er besorgt.
    „Oh, danke, ich fühle mich wohl“, antwortete sie schnell und lächelte flüchtig.
    Mallory stand auf und ging zum Schrank, in dem die Haferflocken aufbewahrt wurden. Er fand ein halbes Dutzend Packungen. Alle waren offen, alle bis auf eine aber leer. Er nahm eine Schüssel aus dem Regal, bemerkte eine Staubschicht darinnen und spülte sie am Wasserhahn über dem Spülbecken aus.
    „Gibt es Toast?“ erkundigte er sich.
    „Toast?“ Gill sah ihn erstaunt an.
    „Hast du das Wort noch niemals gehört? Toast, das ist Brot, das im Toaster geröstet wird.“ Er versuchte es spaßig zu sagen, aber die Worte klangen dürr. Jetzt bemerkte er, daß es ziemlich kalt war in der Küche. Die Luft roch abgestanden, fast moderig. Ja, deutlich moderig sogar, und jetzt bemerkte er auch, daß der Abfalleimer neben der Tür gehäuft voll war. Essensabfälle und gebrauchtes, schmutziges Papier lagen daneben.
    Marly, die Zehnjährige, scharrte mit ihrem Löffel in der leeren Schüssel. Sie leckte ihn innen und außen ab, ließ ihn auf den Tisch fallen und stand auf. Ihr Pullover paßte nicht zum Rock.
    „He, ihr beiden, habt ihr keine Milch gehabt?“ fragte Jeff. Marly gab keine Antwort. Randy schob seinen Stuhl zurück und verließ hinter seiner Schwester die Küche.
    „Warum laufen die Kinder einfach so davon, ohne sich mit einem einzigen Wort zu verabschieden? Ist etwas nicht in Ordnung?“ fragte er erstaunt.
    „Sie müssen zur Schule“, antwortete Gill. Sie schaute sehr besorgt drein. Mallory streckte die Hand über den Tisch und legte sie auf die ihre. Bestürzt stellte er fest, daß sie eiskalt war. Und mager. Die Fingernägel, die immer so sorgsam gepflegt gewesen waren, sahen schmutzig und abgesplittert aus.
    „Gill, was ist denn los?“ drängte er und versuchte ihren Blick festzuhalten. Aber sie senkte die Augen und schaute in ihre Schüssel. Dann entzog sie ihm ihre Hand und aß einen Löffel Haferbrei.
    „Gill …, ich glaube, du arbeitest viel zuviel“, sagte Mallory. „Was meinst du dazu, wenn wir ein paar Tage
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher