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Invasion 01 - Der Aufmarsch

Invasion 01 - Der Aufmarsch

Titel: Invasion 01 - Der Aufmarsch
Autoren: John Ringo
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irgendwelcher Maßnahmen bedurfte.
    »Colonel Wassermann ist nur um Haaresbreite an einer Entlassung aus wichtigem Grund vorbeigeschrammt, und im Augenblick ist er auf dem Weg nach draußen«, schnaubte der Colonel. Er und der Sergeant Major hatten sich alle Mühe gegeben, den Mann auf den Leistungsstandard zu bringen, den sie erwarteten, aber es war einfach nicht dazu gekommen. Allem Anschein nach war Reynolds einfach einer jener Soldaten, die sich am besten für die ›alte Garde‹ eignen. Bei Inspektionen sah er klasse aus, aber im Kampftraining war er die letzte Null. Horner seufzte resigniert, weil ihm klar war, dass es einfach Situationen gab, die man mit Ausbildung und Training nicht lösen konnte.
    »Im Allgemeinen gehe ich nach folgenden Kriterien vor«, fuhr er fort. »Wenn Colonel Wassermann der Ansicht war, dass irgendetwas eine großartige Idee war, versuche ich in die genau entgegengesetzte Richtung zu gehen. In gewisser Hinsicht ist es eigentlich schade, dass ich ihn nicht für den Rest meiner Laufbahn als eine Art Richtschnur nutzen kann. Schaffen Sie mir Reynolds aus den Augen, aber tun Sie ihm nicht weh. Geben Sie ihm einen hübschen Brief mit Ihrer Unterschrift, nicht der meinen, und schicken Sie ihn in die Charlie-Kompanie zurück. Und suchen Sie einen guten Ersatz. Der Himmel möge uns beistehen, wenn wir mit diesem Knallkopf in den Krieg ziehen müssten.«
    Eine Weile herrschte Stille, während Sergeant Major und Oberst dem Plätschern des Regens lauschten. Er schien jetzt in eine Art Graupelschauer übergegangen zu sein, aber gelegentlich konnte man auch Schneeflocken und immer noch ein wenig Eisregen erkennen. In der Ferne war das Poltern von Artilleriefeuer zu hören: den Spaß gönnte sich die Artillerieabteilung zweimal im Jahr. Wetter wie dieses war für die Kanoniere ausgezeichnetes Training. »Ausgezeichnetes Training« war eine liebenswürdige Umschreibung, die die Army für jede Situation benutzte, die abscheulich und vorzugsweise versaut war. Ihre gegenwärtige Zwangslage erfüllte sämtliche Voraussetzungen für »gutes Training«.
    »Wo, zum Teufel, ist der Jeep?«, fragte der Colonel, wobei es ihm nicht gelang, seine Resignation zu unterdrücken.
    Etwas kam den Weg herunter, was unter anderen Voraussetzungen äußerst komisch anzusehen gewesen wäre. Reynolds war groß und schlank. Neben ihm schritt ein kleiner – später erfuhr Horner, dass er einen Meter fünfundfünfzig groß war –, unglaublich breiter Soldat mit einem riesigen voll gepackten Rucksack. Er sah aus wie ein Troll oder ein Waldschrat im Tarnanzug. Sein überdimensionierter Stahlhelm und – als er dann nahe genug war, dass man das sehen konnte –, seine ebenfalls überdimensionierte Nase vervollständigten das Bild. Unter einem Arm trug er ein gewaltiges Stück von einer Kiefer, das mit Leichtigkeit dreißig oder fünfunddreißig Kilo schwer war, und seine Gesichtszüge wirkten ausgesprochen düster. Er wirkte wesentlich ärgerlicher als der Colonel oder der Sergeant Major.
    »Specialist, mhm, O'Neal, einer der Granatwerfer-Gruppenführer«, flüsterte der Sergeant Major Horner zu, als die beiden Männer näher kamen. Er kletterte aus dem Jeep, und der Colonel schloss sich ihm an, im Begriff, die beiden Neuankömmlinge nach allen Regeln der Kunst zur Sau zu machen. Homers Regeln.
    »Sir«, sagte Reynolds, ein Bild der Verzweiflung, »als ich zum Waffenplatoon kam, waren sämtliche Fahrzeuge zum Auftanken weggefahren …« Während er das sagte, ging O'Neal ohne ein Wort zu sagen oder Eady und den Colonel zu grüßen zum hinteren Ende des Jeeps. Dort ließ er das Stück Ast und seinen Rucksack fallen und packte die Stoßstange. Er kauerte sich nieder, richtete sich auf und hob den fünfhundert Kilo schweren Jeep an der hinteren Ecke an, wobei er kräftig ausatmete.
    »Yeah, das schaffen wir«, knurrte er dann und ließ den Jeep wieder in den Schlamm plumpsen. Dieser federte durch und bespritzte Reynolds mit noch mehr klebrigem Schlamm. O'Neals Aktion hatte Reynolds' Redefluss wirksam zum Versiegen gebracht. »Tag, Sir, Sergeant Major«, sagte O'Neal. Er machte keine Ehrenbezeigung. Obwohl das nach Divisionsanweisung Vorschrift war, hielt die 82. an der Tradition fest, dass eine Ehrenbezeigung im Feldeinsatz eine ›Aufforderung für Scharfschützen‹ war und somit nichts, was man sich antrainieren sollte.
    Der Sergeant Major streckte ihm die Hand hin. »Wie geht's, O'Neal?« Er staunte, mit welcher Kraft der
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