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Intruder 4

Intruder 4

Titel: Intruder 4
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fest aufeinander, dass bunte Lichtflecken über seine Netzhäute huschten; dann noch fester, bis es wehtat. Der kleine Trick half auch diesmal. Die krausen Gedanken verschwanden und machten wenigstens dem Ansatz von logischem Denken Platz. Er war niemals zuvor hier gewesen! Natürlich kannte er diesen Ort, so wie nahezu jeder Mensch auf dieser Welt, der ein Fernsehgerät besaß: aus zahllosen Wild-West-Filmen, in denen John Wayne oder Kirk Douglas federgeschmückte Indianer jagten, in denen die US-Kavallerie die aufständischen Sioux niedermachten, und aus einigen wenigen Filmen (die er besonders mochte), in denen aufständische Indianer die Kavallerie niedermachten.
    Wenn es einen Ort gab, der in den Köpfen der Menschen mit dem Amerika der Indianer verbunden war, dann hatte Holly-wood dafür gesorgt, dass es dieser Ort war.
    »Ich weiß, was du meins t«, sagte Frank. »Mir geht es genauso. Ich bin einfach wütend auf diesen Kerl!« Er machte eine rasche, weit ausholende Handbewegung. »Wir werden das hier wahrscheinlich nie mehr zu sehen bekommen. Dieser ganze Trip sollte etwas Einmaliges sein. Und dieses verdammte Arschloch hat es uns verdorben.«
    Mike wusste, was er meinte, denn es erging ihm ganz genauso. Selbst wenn sie heil aus dieser Geschichte herauskamen und selbst wenn sie - was praktisch ausgeschlossen war - noch einmal hierher zurückkommen sollten, würde es nicht mehr dasselbe sein. Diese Motorradtour war etwas, wovon Frank und er Zeit ihres Lebens geträumt hatten; ein Jugendtraum, einer von der Art, wie sie zumeist erwachsene Männer träumen, 18
    deren Jugend schon etliche Jahre zurückliegt; ein Traum, von dem man insgeheim weiß, dass er niemals in Erfüllung geht.
    Groteskerweise war es Stefan gewesen, den Mike erst vor ein paar Jahren kennen gelernt hatte, der sie schließlich aus ihrer Lethargie gerissen und so lange bearbeitet hatte, bis sie diesen Trip zu dritt unternahmen. Und es hatte wie ein Traum bego nnen, trotz all der Kleinigkeiten, die schiefgegangen waren!
    Und jetzt?
    Nein, dachte er. Frank hatte Recht. Selbst wenn sie den Trip wiederholen könnten, würde es nicht dasselbe sein. Träume ließen sich nicht zurückspulen wie ein Videofilm, den man noch einmal von vorne betrachten konnte.
    »Du hast Recht«, sagte er grimmig. »Ich denke nicht daran, klein beizugeben und vor diesem Idioten zu Kreuze zu kriechen.«
    Frank grinste. »Na endlich! Das ist wieder der Mike, den ich kenne. Wir zwei gegen den Rest der Welt.« Er drehte sich zu Stefan um und grinste noch breiter. »Entschuldige. Wir drei natürlich.«
    Stefan blinzelte. Er sah ein bisschen hilflos aus. »Wie?«
    »Wir denken nicht daran, uns von diesem Mistkerl alles kaputtmachen zu lassen«, antwortete Frank. »Das hier nicht und erst recht nicht unser ganzes Leben. Wenn er Krieg haben will, dann soll er ihn bekommen. Ich bin bereit.«
    »Ich hoffe, du bist auch noch so siegessicher, wenn du die Geschichte einem karrieregeilen jungen amerikanischen Staatsanwalt erzählst«, sagte Stefan. Die Energie, die Frank urplötzlich verströmte, schien bei ihm nicht zu verfangen.
    »So weit sind wir noch lange nicht«, behauptete Frank. »Der Kerl wird sich hüten, uns die Cops auf den Hals zu hetzen.
    Wenigstens so lange, wie er sich eine Chance ausrechnet, das Geld von Mike zu bekommen. Man gibt nicht die Gans zum Abschuss frei, die goldene Eier legt.«
    »Und was bedeutet das im Klartext?«, erkundigte sich Stefan 19
    misstrauisch.
    »Bisher hat er mit uns gespielt«, antwortete Frank. »Jetzt spielen wir mit ihm.« Er machte eine abwehrende, fast herrische Handbewegung, als Stefan etwas sagen wollte, und fuhr fort: »Natürlich werden wir von hier verschwinden, sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt. Spätestens in Las Vegas steigen wir in den ersten Flieger, der die USA verlässt; meinetwegen nach Mexiko oder Kuba oder irgendeinem anderen Land, das nicht ausliefert. Aber bis dahin müssen wir die Nerven beha lten.«
    »Und das heißt?«
    »Dass wir weitermache n wie geplant«, antwortete Frank.
    Er sah Beistand heischend in Mikes Richtung und erntete immerhin ein zustimmendes Nicken. »Wir können mit hundertprozentiger Sicherheit davon ausgehen, dass er uns beobachtet - oder zumindest Mike. Solange er sich eine Chance ausrechnet, an sein Geld zu kommen, wird er sich bedeckt halten. Wenn wir jetzt voller Panik davonbrausen oder gar den Fehler begehen, ihn abschütteln zu wollen, dann hetzt er uns garantiert die Polizei auf den
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