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Intruder 4

Intruder 4

Titel: Intruder 4
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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noch immer, beruhigte sich aber allmählich, und der Schmerz in seiner Brust war so spurlos verschwunden, dass er nicht einmal mehr ganz sicher war, ob es ihn jemals gegeben hatte. Seine Knie zitterten, und er konnte gar nicht sagen, an wie vielen Stellen sein Körper auf die unterschiedlichste Art wehtat.
    Was ihn allerdings nicht wunderte. Schließlich hatte er in der 15
    vergangenen Nacht nicht nur kaum geschlafen, sondern war auch windelweich geprügelt worden. So gesehen war es schon ein kleines Wunder, dass er sich überhaupt noch auf den Beinen halten konnte. Wahrscheinlich war das auch der Grund für die Halluzination, die ihn gerade in ihren Klauen gehabt hatte. Das Wort »Halluzination« gefiel ihm wesentlich besser als Vision.
    Außerdem hätte er einen Mord begehen können für einen einzigen Zug aus einer Zigarette.
    »Alles wieder in Ordnung?«
    Frank trat neben ihn und stützte sich ebenso schwer auf das Geländer. Das uralte trockene Holz knarrte. Mike konnte spü-
    ren, wie auch Stefan näher kam, jedoch in anderthalb oder zwei Schritten Entfernung stehen blieb. Er wusste nicht, warum, aber er war erleichtert darüber.
    »Es war immer alles in Ordnung«, behauptete er. »Ich habe mich verschluckt, das war alles.«
    Frank machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu antwo rten. »Schaffst du die Treppe?«, fragte er.
    Was sollte denn das jetzt wieder? Die Frage machte ihn so wütend, dass er Frank um ein Haar angeschrien hätte; vielleicht, weil sie zeigte, dass Frank mehr über seine, Mikes, Verfassung ahnte, als ihm recht war.
    »Lass mich eine halbe Stunde ausruhen, und dann versuche ich die ersten zehn Stufen«, antwortete er. »Wenn ich danach eine kleine Pause einlegen kann, wird es schon irgendwie gehen. Und wenn nicht, gehst du zurück ins Restaurant und klaust einem der Opas da drinnen die Gehhilfe.«
    »Oder wir tragen dich runter«, schlug Stefan vor.
    Mike lauschte einen Moment lang sehr aufmerksam auf einen Unterton von Häme oder Gehässigkeit in Stefans Stimme, aber da war nichts. Es war ein leichtfertiger Scherz, mehr nicht.
    »Pass bloß auf, was du sagst«, antwortete er. »Ich könnte dein Angebot annehmen.« Er grinste knapp, dann schüttelte er den 16
    Kopf und wandte sich demonstrativ wieder zur anderen Seite um.
    »Ich wollte wirklich nur einen Moment lang die Aussicht genießen«, sagte er. Und ein wenig wütend, was nicht einmal völlig geschauspielert war, fügte er hinzu: »Wisst ihr, was ich diesem verdammten amoklaufenden Wilden fast genauso übel nehme wie seine kleine Erpressung? Dass er uns um das da bringt.«
    Stefan zog fragend die Augenbrauen zusammen, aber Frank nickte zustimmend. Der Anblick, der sich ihnen bot, war der Gleiche wie drinnen auf der anderen Seite des großen Panoramafensters, wirkte hier jedoch noch atemberaubender – vielleicht, weil man die ungeheure Weite und Majestät des Landes deutlicher spüren konnte.
    Wie die gesamte Motelanlage war auch das Restaurant direkt in die Flanke eines der gigantischen Felskolosse gebaut, die das Wüstental säumten, und auch wenn das Gebäude selbst Mike wie ein Schlag ins Gesicht vorkam (Großer Gott, was hätte man in jedem beliebigen Gebirge Europas aus dieser Lage gemacht!), so vermochte doch nichts den spektakulären Anblick zu schmälern, den das Valley von hier oben aus bot.
    Dabei war Mike sich nicht einmal sicher, ob es sich tatsächlich um ein Tal handelte, oder ob es nur so hieß. Er hatte sich mindestens ein halbes Dutzend Mal vorgenommen, in der Karte nachzusehen, es aber bisher immer versäumt. Wenn es sich um ein Tal handelte, war es jedenfalls gigantisch, denn sein gegenüberliegender Rand war nicht zu erkennen. Alles, was man sehen konnte, war die versteinerte Wüste, aus der in fast regelmäßigen Abständen gigantische Felsgebilde wuchsen, meistens mit fast lotrecht aufstrebenden Flanken, als hätte man sie aus der Oberfläche eines fremden roten Planeten herausge-stanzt, oben glatt abgeschnitten und dann hierher verpflanzt.
    Einige wenige waren von so bizarr zerklüfteter Form, dass sie nicht nur aus einer anderen Welt, sondern aus einem anderen 17
    Universum zu stammen schienen, und alle waren ohne Aus-nahme gigantisch.
    Mike hatte dieses Tal schon einmal gesehen. Er war hier gewesen, in einer seiner schrecklichen Visionen. Es war das andere Land, die Welt hinter der Realität, in die der Wendigo möglicherweise die Anasazi verschleppt hatte.
    Mike schloss die Augen und presste die Lider so
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