Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 2

Intruder 2

Titel: Intruder 2
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Dunkelhaarigen nach zu schlie-
    ßen, sah er alles andere als okay aus, und er war auch nicht der Einzige, der aufmerksam oder irritiert in seine Richtung blickte.
    Er war sehr froh, dass in diesem Moment das Taxi mit Stefan und Frank kam, um ihn abzuholen.
    Der Heliport war weiter entfernt, als Mike erwartet hatte. Das Taxi brauchte gut zwanzig Minuten, um sie zu der Ansamm-lung flacher, ultramoderner Gebäude zu bringen, hinter denen sich ein doppelt fußballfeldgroßer, betonierter Landeplatz erstreckte. Gerade als sie aus dem Taxi stiegen, setzte einer der schreiend gelb lackierten Hubschrauber in unmittelbarer Nähe zur Landung an.
    Der Lärm war ohrenbetäubend. Stefan bezahlte das Taxi -
    nachdem Mike sie zu der Tour eingeladen hatte, hatten die beiden anderen sich fast darum geprügelt, wer die Taxirech-nung übernehmen durfte -, und Frank sagte etwas in Mikes Richtung. Sie waren kaum anderthalb Meter voneinander entfernt, und wie es aussah, brüllte Frank aus Leibeskräften, aber Mike hörte nur das Dröhnen des Hubschraubermotors.
    Mike gestikulierte in Richtung der Maschine, deutete dann auf sich und schließlich auf das Abfertigungsgebäude. Er hatte den Trip im Hotel gebucht, musste aber die gesamten Formalitäten hier erledigen. Nur eine Formsache, vermutete er. Wahrscheinlich nicht mehr als eine Unterschrift und ein Abzug von seiner Kreditkarte.
    Es war nicht nur eine Formalität. Sie verbrachten fast zwanzig Minuten damit, endlose Formulare auszufüllen, sich Ver-haltensmaßregeln anzuhören und gleich ein Dutzend Verzichtserklärungen zu unterschreiben, die den Veranstalter von jeder nur denkbaren Haftung freistellten; von einem simp-len technischen Fehler bis hin zur überraschenden Landung außerirdischer Invasionstruppen, vermutete Mike. Um das Maß voll zu machen, gab es Probleme mit der Telefonleitung, sodass noch einmal zehn Minuten vergingen, bis die Kreditkar-tengesellschaft ihr Okay gab. Der Flug, den sie eigentlich gebucht hatten, war natürlich längst weg.
    Mike verstaute die Belege und die Flugunterlagen in einem kleinen Herrenhandtäschchen, das er eigens für diesen Zweck mitgebracht hatte. Normalerweise hasste er diese Dinger. Auch wenn sie eine Zeit lang von aller Welt benutzt worden waren, kam er sich damit immer ein bisschen schwul und eindeutig mehr als ein bisschen lächerlich vor. Aber manchmal war so ein Ding einfach praktisch. Und für das, was er plante, war es sogar unumgänglich nötig. Frank, der seine Einstellung zu diesen Taschen kannte, zog fragend die Augenbrauen hoch, aber Mike hob nur die Schultern und hängte sich das Täschchen mit der Trageschlaufe ans linke Handgelenk.
    »Noch zehn Minuten«, sagte er. »Wir können schon mal rausgehen.«
    »Bist du scharf auf einen Gehörschaden?« Stefan bohrte demonstrativ mit dem kleinen Finger im Ohr. »Ich warte hier, bis das Ding gelandet ist.«
    »Wie du meinst.« Mike nahm auf einem der billigen Plastik-stühle Platz; ganz bewusst so weit von den beiden anderen entfernt, dass sie nicht auf die Idee kommen würden, irgendeine belanglose Unterhaltung mit ihm zu beginnen. Er wollte nicht reden. Er war nervös, und er hatte über eine Menge Dinge nachzudenken. Er wusste nicht, ob Stefan und Frank etwas von dem Zwischenfall am Grand Canyon mitbekommen hatten, glaubte es aber nicht.
    Er selbst sah seine unheimliche Begegnung mittlerweile mit anderen Augen. So absurd es klang, stimmte ihn der Zwischenfall im Nachhinein beinahe optimistisch. Natürlich war keine alte Frau da gewesen, weder tot noch lebendig, sondern er war das Opfer einer Halluzination geworden, und er wusste, dass Halluzinationen nicht so schlimm waren, wie die meisten Menschen glaubten, die sich noch nicht näher mit diesem Thema beschäftigt hatten. In manchen Extremsituationen (wie zum Beispiel der, in der er sich momentan befand), konnten sie sogar eine stabilisierende und damit heilsame Wirkung haben.
    Dazu kam, dass diese spezielle Halluzination so unglaublich real gewesen war. Er hatte sie nicht nur gesehen. Er hatte sie gerochen, und ihre Nähe mit fast körperlicher Intensität ge-spürt. Er war in diesen Sekunden innerlich vor Angst beinahe gestorben.
    Aber gerade das nährte seine Hoffnung. Wenn er die Um-stände bedachte, dann hatte er sich ziemlich gut gehalten. Das nächste Mal würde er wissen, dass es sich um nichts weiter als Trugbilder handelte. Und wenn dies nicht real gewesen war, dann galt das Gleiche auch für den Schatten, den er aus den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher