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Intruder 2

Intruder 2

Titel: Intruder 2
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Augenwinkeln bemerkt hatte, und natürlich erst recht für das Ding, das ihn in seinen Träumen verfolgte.
    Er dachte an den Hogan zurück. Er hatte geglaubt, seine Angst ein für alle Mal besiegt zu haben, aber das stimmte nicht. Es war nur eine Schlacht gewesen, die erste in einem Krieg, der vielleicht niemals enden würde. Die heutige hatte er verloren, aber er war weder in Panik geraten noch hatte er einen ernsthaften Fehler gemacht. Und nun wusste er, mit wem er es zu tun hatte. Beim nächsten Mal würde er vorbereitet sein.
    »Flight 107«, sagte eine melodische Frauenstimme, die aus einem Lautsprecher unter der Decke drang.
    »Das sind wir.« Stefan sprang auf. »Los geht's.«
    »Sofort.« Mike erhob sich deutlich langsamer als sein Freund und wandte sich mit einem fragenden Blick an eine der jungen Frauen hinter der Theke. »The restroom?« Blödes Wort. Er würde es nie verstehen, und er würde sich erst recht niemals daran gewöhnen.
    Die junge Frau deutete wortlos auf eine Tür am anderen Ende des Raumes, und Mike deutete zum Ausgang, während er sich in die entsprechende Richtung wandte »Geht schon vor«, sagte er. »Es dauert nicht lange.«
    »Perfektes Timing«, spöttelte Stefan.
    »Sei froh, dass er es früh genug gemerkt hat«, fügte Frank hinzu. »Aber wenigstens hat er heute keine weiße Hose an.«
    Mike ignorierte die beiden Blödmänner - manchmal waren sie richtige Kinder - und setzte seinen Weg so schnell fort, wie es sein schmerzendes Bein zuließ. Er betrat eine der Kabinen, klappte den Deckel herunter, setzte sich darauf und streckte die Beine aus. Dann hob er den linken Arm und ließ das Täschchen an seiner Schlaufe langsam nach unten gleiten. Es blieb an seinen leicht gespreizten Fingern hängen.
    Mike löste den Halteclip der Schlaufe, vergrößerte sie um ein gutes Stück, dann wiederholte er seinen Versuch. Diesmal fiel die Tasche nur deshalb nicht herunter, weil er rasch die Finger um den dünnen Lederriemen schloss. Gut.
    Er betätigte die Spülung - nur für den Fall, dass einer der anderen ihm nachkommen sollte, um nach dem Rechten zu sehen
    - wusch sich vollkommen überflüssigerweise die Hände und ging nach draußen.
    Der Helikopter war eine kleine, zerbrechlich aussehende Maschine, die außer für den Piloten noch Platz für vier Passagiere bot, aber genug Radau machte, um mit einem startenden Tor-nado der Bundeswehr mithalten zu können. Stefan, Frank und ein dritter Passagier, den Mike in der Wartehalle nicht bemerkt hatte, hatten bereits auf den schmalen Bänken Platz genommen und sich wuchtige Kopfhörer übergestülpt, die mit kleinen Antennen mit einer silbernen Kugel an der Spitze versehen waren. Sie sahen albern aus, fand Mike, wie Marsmenschen aus einem Comic.
    Er kletterte umständlich in die Maschine, schnallte sich an und stülpte sich den Kopfhörer über, den ihm der Pilot reichte.
    Der Rotorenlärm sank zu einem rauschenden Flüstern herab, das einen Moment später von belangloser Musik überlagert wurde; genau der Art von Musik, die Mike am allerwenigsten mochte. Der Motorenlärm wäre ihm fast lieber gewesen.
    »German?«, fragte der Pilot. Mike, Stefan und Frank nickten, während der vierte Passagier den Kopf schüttelte. Der Pilot legte einen Schalter auf dem Armaturenbrett vor sich um, und die Musik wurde von einer knarrenden Männerstimme abgelöst, die vom Band kam und Deutsch mit deutlich hörbarem Westküsten-Akzent sprach: »Herzlich willkommen, meine Damen und Herren. Wir von Helitours freuen uns, dass Sie ...«
    Mike hörte nicht weiter zu. Was die Tonbandstimme ihm zu sagen hatte, war nicht mehr als das, was er schon hundert Mal nachgelesen hatte, und vermutlich nicht halb so fundiert.
    Der Helikopter hob ab, kletterte senkrecht auf eine Höhe von sechs oder acht Metern und drehte dann auf der Stelle, ehe der Pilot beschleunigte und Kurs auf den Grand Canyon nahm. Sie flogen so dicht über den Bäumen dahin, dass die Schlucht nicht zu sehen war.
    Nach vielleicht fünf Minuten wurde die Tonbandstimme wieder von Musik abgelöst, Also sprach Zarathustra, und nicht nur Mike sah nun gebannt nach vorne.
    Es war perfekt inszeniert. Vom Showgeschäft verstanden die Amis etwas, das musste man ihnen lassen: Als das Stück seinen ersten Höhepunkt erreichte, wurde die Musik schlagartig lauter. Das Timing des Piloten war absolut präzise, denn buchstäblich im gleichen Sekundenbruchteil stürzte der Boden unter ihnen jäh in die Tiefe. Sie flogen jetzt nicht
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