Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 2

Intruder 2

Titel: Intruder 2
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
wohl gestern Abend achtlos fallen gelassen hatte. Jedenfalls nahm Mike das an - obwohl er sich nicht mehr genau daran erinnern konnte, wie er ins Hotelzimmer gekommen war, geschweige denn aus seinen Kleidern und ins Bett.
    Er hatte das unbehagliche Gefühl, dass Stefan und Frank ihn ausgezogen und wie ein krankes Kind zu Bett gebracht und zugedeckt hatten, aber er hütete sich, eine entsprechende Frage zu stellen. Während Frank umständlich in seine Hose schlüpfte und sich dann an der Kaffeemaschine auf der Anrichte zu schaffen machte, stemmte er sich mit zusammengebissenen Zähnen weiter in die Höhe, schlug die Decke zur Seite und schwang behutsam die Beine aus dem Bett.
    Für einen Moment war er nicht ganz sicher, ob er wirklich aufgewacht oder nur von einem Albtraum in einen anderen gewechselt war. Sein komplettes linkes Bein war ein einziger Bluterguss. Das Knie sah aus wie ein schief aufgeblasener Fußball, und sein Knöchel war auf das annähernd Doppelte des normalen Umfanges angeschwollen. Der Fuß war von den Zehen bis hinauf zur Wade bandagiert. So viel zu seiner Frage: Er hatte sich diesen Verband ganz bestimmt nicht angelegt. Die Vorstellung, dass ihn seine beiden Freunde ausgezogen und wie eine Mumie eingewickelt hatten, war ihm peinlich - aber was hatte er erwartet? Dass sie ihn in eine Ecke legten und zusahen, wie er still vor sich hin blutete?
    Er unterzog seinen Körper einer gründlichen Inspektion und fand genau das, was er erwartet hatte. Ein halbes Dutzend weiterer Verbände und Pflaster und eine Unzahl kleinerer Schrammen, Hautabschürfungen und blauer Flecken. Aber wenigstens war er nicht schwer verletzt, was ihm bei der Wucht, mit der er auf die Felsen geschlagen war, fast wie ein kleines Wunder erschien.
    Der Gedanke war ein Fehler, denn er brachte die Erinnerung an den vergangenen Abend und seinen Sturz zurück. Für einen kurzen Moment drohte er den Halt im Hier und Jetzt zu verlieren und sich wieder in dem Grauen zu verlieren, in das er in seinem Traum abgeglitten war.
    Er schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. Selbst diese kleine Bewegung tat weh. Seine Muskeln waren ver-spannt. Er hatte geruht, sich aber nicht wirklich erholt.
    »Ich schätze, wir fahren heute nirgendwo mehr hin«, sagte Frank. »Da sollten wir mit dem Hotel-Kaffee sparsam umge-hen - eh, schau dir das an: Eine Filtertüte mit eingebautem Kaffee! Das nenne ich praktisch!«
    Er wedelte mit einer runden Papierscheibe, die genau die Form des dazugehörigen Filteraufsatzes hatte und offensichtlich mit Kaffeepulver gefüllt war.
    »Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten«, murmelte Mi-ke. Er stand auf und biss die Zähne zusammen, als ein schmerzhafter Stich durch seinen geprellten Knöchel fuhr.
    Gottlob war es der Linke. Sein Schaltfuß, nicht der, den er zum Bremsen brauchte.
    Was für ein alberner Gedanke.
    »Es wird schon irgendwie gehen«, sagte er. »Wie war das doch gleich? Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter.
    War das nicht dein Lieblingsspruch?«
    »Zur der Zeit, als sich Neandertaler und Homo sapiens um die Vorherrschaft auf unserer schönen Welt stritten und ich meine Artikel noch in Steintafeln meißelte.« Frank zuckte mit den Schultern. »Ich weiß zwar, dass es sinnlos ist: Aber geh zum Arzt.«
    »Stefan ist doch Arzt«, knurrte Mike.
    »Zahnarzt«, korrigierte Frank. »Du kannst überhaupt von Glück reden, dass er genug von Notfallmedizin versteht, um dir wenigstens grundlegend helfen zu können. Aber ob du innere Verletzungen davongetragen hast oder nicht - das kann er ohne Ultraschall und den ganzen Röntgenkrempel nicht präziser beantworten, als wenn er das Orakel von Delphi befragen würde.«
    »Erst die Neandertaler und jetzt das Orakel von Delphi«, murrte Mike. »Du bist ein wandelnder Anachronismus.«
    »Und du ein in Mullbinden eingeschlagenes Fremdwörterle-xikon.« Frank schüttelte den Kopf. »Es geht diesmal nicht darum, mit ein paar flotten Wortspielen einen deiner Romane noch ein bisschen spannender zu machen. Es geht darum, ob du unsere Tour durch halb Amerika unbeschadet überstehst.« Er machte eine kleine Kunstpause. »Ich habe mich erkundigt. Es gibt einen Doc im Nachbarhotel.«
    Prima Idee, dachte Mike. He, Doc, flicken Sie mich doch mal auf die Schnelle zusammen. Und wo Sie schon mal dabei sind: Ein paar Meilen von hier liegt ein Indianerjunge, den ich mit meiner Maschine in den Boden gerammt habe. Der braucht zwar keinen Arzt mehr, aber Sie könnten seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher