Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 2

Intruder 2

Titel: Intruder 2
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Schweiß gebadet. »Mir ist nicht nach Fotos«, sagte er. »Außerdem habe ich meinen Apparat gar nicht dabei.«
    »Das weiß ich«, sagte Stefan. »Er lag auf dem Tisch, nachdem du das Zimmer verlassen hast. Ich habe ihn mitgebracht.«
    Er griff in die Jackentasche und zog eine zweite, futuristisch anmutende Kamera heraus; Mikes digitalen Fotoapparat, den er sich eigens für diesen Trip gekauft hatte.
    »Aber tu mir den Gefallen und mach auch noch ein paar Aufnahmen mit meinem«, sagte er. »Ich traue diesem Computer-Kram nicht, weißt du?«
    Natürlich hatte er Recht - nicht, was die Kamera anging. Es war ein kindisches Spielchen, aber sie waren schließlich hier, um Spaß zu haben und sich wie Kinder zu benehmen.
    Mike humpelte auf die andere Straßenseite, machte ein halbes Dutzend Aufnahmen mit Stefans und ganze zwei mit seiner Kamera; danach noch einmal zwei oder drei mit Franks Fotoapparat, den dieser ihm extra brachte. Die beiden würden sich wundern, wenn die Bilder entwickelt waren, dachte Mike. Sie sahen kein bisschen nach überschäumend guter Laune aus, wie sie so mit ihrer Fruchtgummi-Tüte in der Hand am Rande des Grand Canyon standen; nicht einmal cool, sondern einfach nur infantil und ein bisschen lächerlich.
    So ähnlich wie vermutlich er auf den Bildern, die Stefan und Frank geschossen hatten.
    »Ich glaube, es wird Zeit«, sagte Stefan, als er fertig war und auch die dritte Kamera sinken ließ. »Du hast das Taxi auf deinen Namen bestellt?«
    »Ja«, antwortete Mike. Er hoffte wenigstens, dass ihn der Mann an der Rezeption verstanden hatte.
    »Ist vielleicht besser, wenn ich zurücklaufe und dem Fahrer Bescheid sage«, meinte Stefan. »Wartet einfach hier. Ich komme euch mit dem Wagen abholen.«
    Mike zuckte nur mit den Schultern und gab Stefan den Fotoapparat zurück. Frank wartete nur so lange, bis er halbwegs sicher sein konnte, dass Stefan außer Hörweite war, ehe er zu Mike herumfuhr und ihn in rüdem Ton anfuhr: »Was ist eigentlich los mit dir, verdammt noch mal?«
    Mike erschrak bis ins Mark. »Was ... meinst du?«
    »Du weißt verdammt genau, was ich meine!«, antwortete Frank, nur noch eine Winzigkeit davon entfernt, ihn anzubrüllen. »Und jetzt erzähl mir nicht wieder irgendeinen Scheiß, dass dir das Knie wehtut oder so was!«
    Vielleicht nur, um nicht sofort antworten zu müssen, reichte Mike ihm den Fotoapparat zurück und wartete, bis Frank ihn mit einer unwilligen Bewegung weggesteckt hatte.
    »Ich fühle mich nicht sehr gut«, sagte er spröde. »Und mir tut tatsächlich das Bein weh, ob du es glaubst oder nicht.«
    »Das glaube ich dir gerne«, antwortete Frank. »Aber das ist es nicht, habe ich Recht?«
    »Ich habe keine Ahnung, was du meinst«, behauptete Mike.
    »Du hast Angst, uns den Spaß zu verderben«, antwortete Frank. »Du hast einen Satz mit deinem Bike gebaut, und das geht gegen deine Ehre, wie? Aber weißt du, das ist uns auch schon passiert. Mir und auch Stefan, auch wenn er es niemals zugeben würde. Das ist nichts Besonderes. Kein Grund, um stolz zu sein, aber auch keiner, um jetzt die beleidigte Mimose zu spielen, verdammt. Fällt es dir so schwer, zuzugeben, dass du etwas nicht perfekt gemacht hast?«
    Mike wollte auf diese - seiner Meinung nach - völlig absurden Vorwürfe antworten, aber in diesem Moment geschah etwas, das ihn alles andere vergessen ließ.
    Auf der Straße hinter Frank fuhr nun doch ein Wagen.
    Nicht irgendein Wagen.
    Es war ein schwarzer Van.
    Sein Herz machte einen Sprung. Er fuhr zusammen, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen, und begann am ganzen Leib zu zittern.
    Frank zog die Augenbrauen zusammen, wandte den Kopf und sah einen Moment lang konzentriert in die gleiche Richtung wie er. Dann drehte er sich wieder zu Mike um und führte seine angefangene Rede - wenn auch in versöhnlicherem Tonfall - fort: »Hey - ich will dir doch nichts! Aber wir kennen uns verdammt noch mal lange genug, um ehrlich zueinander zu sein, finde ich.«
    Das wievielte Mal war es, dass er das Wort verdammt benutz-te?, dachte Mike. Und wieso sah er den schwarzen Van nicht?
    »Ich verstehe wirklich nicht, was du meinst«, sagte er mühsam beherrscht. Es gelang ihm nicht, Frank dabei in die Augen zu sehen. Er starrte den Van an. Der Wagen rollte im Schritt-tempo dahin; die einzige Geschwindigkeit, die überhaupt möglich war, denn die Straße war voller Menschen. Mike konnte nicht ins Innere des Wagens sehen, denn die Scheiben waren mit einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher