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Intruder 2

Intruder 2

Titel: Intruder 2
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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frisches Hemd angezogen, seine Hände offensichtlich gründlich mit einer Bürste geschrubbt, und er roch durchdringend nach Seife. Trotzdem war es ihm nicht gelungen, die Spuren seiner frühmorgendlichen Reparaturaktion gänzlich zu beseitigen.
    Unter seinen Fingernägeln waren schwarze Ränder, und er hatte einen schmierigen Fleck am linken Handgelenk.
    Als Mike sich zu ihnen an den Tisch setzte, unterbrachen Frank und Stefan ihr Gespräch; hastig und auf eine Art, die ihm klar machte, dass sie über ihn gesprochen hatten. Natürlich hatten sie über ihn hergezogen! Was hatte er erwartet?
    »Weißt du, warum man das Zeug Fast Food nennt?«, fragte Stefan mit einer Geste auf seinen Teller. »Weil es fast Essen ist.«
    Mike lächelte pflichtschuldigst und stocherte einen Moment lustlos auf seinem Teller herum. Er schaffte es sogar, zwei oder drei Gabeln hinunterzuwürgen, dann ließ er sein Besteck sinken, trank einen Schluck Kaffee und deutete auf Stefans schmutzige Fingernägel.
    »Wie ist es gelaufen? Operation gelungen, Patient tot?«
    »Operation gelungen, Patient verkrüppelt, aber gehfähig«, antwortete Stefan. Er schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Mechaniker, aber ich denke, die Kiste hält durch. Wenigstens bis wir zu einer richtigen Werkstatt kommen. Erstaunlich wider-standsfähig, die Maschine! Hätte ich gar nicht gedacht. Sie verliert irgendwo Öl, aber ich kann nicht genau sagen, wo.
    Wäre besser, wir würden nachsehen lassen. Was ist die nächste größere Stadt, in die wir kommen?«
    »Moab«, antwortete Frank. »Da gibt es bestimmt eine Motorrad-Werkstatt. Ungefähr dreihundert Meilen.«
    »Vierhundert Kilometer«, sagte Stefan nachdenklich. »Das schaffen wir. Aber ich sehe mir die Kiste trotzdem noch einmal an.« Er blickte stirnrunzelnd auf seinen Teller. »Sobald ich diese Köstlichkeit gegessen habe.«
    »Das wirst du nicht«, sagte Mike. »Jedenfalls nicht gleich.«
    »Aufessen?«
    »Am Motorrad herumschrauben«, antwortete Mike. »Dafür hast du nämlich gar keine Zeit.«
    »Und wieso nicht?«
    »Weil wir in ...« Mike sah auf die Uhr. »... knapp zwanzig Minuten im Taxi sitzen müssen.«
    »Was für ein Taxi?« Stefan tauschte einen fragenden Blick mit Frank, erntete aber nur ein Kopfschütteln.
    »Im Taxi, das uns zum Heliport bringt.« Mike griff in die Tasche und zog den schmalen Umschlag heraus, den er vorhin an der Rezeption erstanden hatte. »Ich habe uns einen Hub-schrauberrundflug über den Grand Canyon gebucht«, sagte er.
    »Er geht in einer Stunde los.«
    »Eine Helitour? Über den Canyon?« Stefans Augen leuchte-ten vor Begeisterung. »Toll! Aber sprengt das nicht unsere Urlaubskasse?«
    »Ich lade euch ein«, sagte Mike. »Als kleine Wiedergutma-chung für den Schrecken, den ich euch eingejagt habe, und die Umstände, die ihr meinetwegen wahrscheinlich noch haben werdet.«
    »Ärger?«, fragte Frank stirnrunzelnd. »Sind meine Knochen etwa kaputt?«
    »Oder muss ich damit rechnen, dass mir der Ersatzcowboy bei der Motorradvermietung den Kopf abreißt, wenn du diesen Schrotthaufen zurückbringst?«, fügte Stefan hinzu.
    »Ihr wisst genau, was ich meine«, sagte Mike. »Und jetzt hört gefälligst auf zu nörgeln, und freut euch lieber. Außerdem wäre es kompletter Schwachsinn, am Grand Canyon zu sein und auf einen Hubschrauberflug zu verzichten. Ich wollte ein Flugzeug mieten, aber sie machen keine Flüge mehr durch den Canyon.
    Sind wohl ein paar Maschinen abgeschmiert.«
    »Die Fallwinde dort sind höllisch«, bestätigte Frank. Er deutete mit einem Nicken auf den Umschlag. »He - das ist super!
    Ziemlich übertrieben, aber super. Danke.«
    »Zwanzig Minuten, sagst du?« Stefan schob seinen Teller mit einer demonstrativen Bewegung zurück. »Dann bleibt uns ja noch Zeit, zur Schlucht zu gehen und ein paar Fotos zu machen. Schaffst du das, mit deinem Bein? Es sind nur ein paar Schritte.«
    »Kein Problem«, antwortete Mike.
    Es waren mehr als ein paar Schritte, und es war ein Problem.
    Die Hotelanlage befand sich inmitten eines kleinen, aber sehr dicht bewachsenen Waldstücks, und die einzige Straße, die zum Rand des Grand Canyon hinunterführte, war so abschüssig, dass Mike das Gehen schon unter normalen Umständen Mühe bereitet hätte. Mit seinem angeschlagenen Bein wurde es zur Qual.
    Aber die Mühe wurde belohnt.
    Die Straße mündete in eine etwas breitere Fahrbahn, die von einer knapp brusthohen Natursteinmauer begrenzt wurde.
    Dahinter hörte die Welt auf, um
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