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Interview mit einem Buchpiraten

Interview mit einem Buchpiraten

Titel: Interview mit einem Buchpiraten
Autoren: SPIEGELBEST
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neue Situation eben ein neues Denken, ein kreatives. Aber die Künstler tun gerade so, als seien sie die neuen Bergleute und Schleckerfrauen.

    Jetzt mal im Ernst.

    Im Ernst ist das Copyright tot. Nimm mal die französischen Wahlen. Es redet niemand darüber, aber Sarkozy hat das Three-Strike-Modell eingeführt. Die große Mehrheit der Jugend engagiert sich gegen ihn. Gibt es da vielleicht einen Zusammenhang?

    Und in Deutschland ...?

     ... ist das Copyright mausetot. Die Politiker verstehen nicht, dass das Netz international ist. Versuch mal in Berlin-Mitte ein Copyright durchzusetzen. Jeder würde sich an den Kopf fassen, selbst in den Parteien. Aber ein Copyright in Deutschland durchzusetzen - darüber wird ernsthaft diskutiert. Da fass aber ich mich an den Kopf.

    Wird es dann abgeschafft?

    Das glaube ich auch nicht. Das ist ja in anderen Bereichen auch so. Nimm mal die Schwarzarbeit. Jeder weiß, dass es sie gibt. Verändern wirst du erst etwas daran, wenn sich die Schwarzarbeit nicht lohnt, weil die Weißarbeit lukrativer gestellt ist. Natürlich werden sich die Politiker weiterhin vor irgendwelchen Hohlwänden empören.

    Alles bleibt, wie es ist ...

    Nein, die Netzgemeinde wird immer größer und damit mehr Macht bekommen. Das Fernsehen als exklusives Medium der Politik verliert immer mehr an Beachtung und Einfluss. Das Format 'Politisches Fernsehen' ist seit einem halben Jahrhundert gleich geblieben. Ausschließlich die ältere Generation definiert sich darüber. Aber es hat noch nie eine ältere und eine jüngere Generation in Deutschland gegeben, die so wenig Lebenswirklichkeit gemeinsam hatten.

    Das ist ja nun alles sehr allgemein gesprochen ...

    Darf ich noch eine Sache sagen?

    Klar, es ist dein Blog!

    Ich find es schon lustig, dass sich niemand von den Jüngeren darüber aufregt, wie sie bei der Rente bis aufs Unterhemd ausgezogen werden. Interessiert keinen, solange nur die Hoster weiter senden.

Gibt es einen 'Rosenkrieg', Spiegelbest?
    DIENSTAG, 1. MAI 2012

    Nachdem das Forum von Kyrrolla bei Forum-King.de gedownt wurde, macht sie jetzt ein neues Forum auf. Nehmt ihr euch jetzt die Ebooks weg?

    Kyrrolla geht mehr in Richtung Jugend. Und wenn!? Ich sehe das auch positiv: Wer hätte solche Möglichkeiten vorausgesehen? Wir müssen befürchten, uns auf die Füße zu treten! Das ist doch allemal besser, als sich halbverhungert auf  zwei, drei aktuelle Releases stürzen zu müssen.

    Jetzt mal ketzerisch: Nehmt ihr euch nicht für zu wichtig?

    Ich gebe zu, der Eindruck kann entstehen. Aber du musst berücksichtigen, dass es im Augenblick nur um die Pole Position geht. Das Rennen selbst hat noch nicht begonnen. Die wenigsten wissen, dass es stattfinden wird. Wie lange werden die Großbuchhandlungen noch überleben? Mit deren Verschwinden aus den Einkaufszonen ist das Papierbuch tot. Dann quietschen die Reifen - das kann ich dir sagen! Dann ist das Ebook Königsklasse!

    Folge ich dem mal: Sind wir denn nicht gut aufgestellt in der Szene?

    Nun, bei den Piraten siehst du schon mal, dass sich zwei der Uploaderteams, die zusammen gut 80 % der Releases ausmachen, selbständig machen. Die bisherige Plattform ist kein 'Muss' mehr, sondern ein 'Kann'. Also hier lösen sich ganz klar die Retails (= gekaufte Ebooks), um die es ja geht, aus dem Umfeld der Scans. Als Scanner brauche ich breite Unterstützung in einem Board, als Retailer komme ich im Kleinteam besser klar. Da bin ich leicht, wendig und schnell geworden.

    Seit ihr der Entwicklung, wenn sie denn kommt, nicht viel zu weit voraus?

    Im Gegenteil, ich glaube, im Augenblick denken die anderen Mitspieler weiter voraus? Die meisten Piraten machen ihr Ding wie vor 20 Jahren. Im Denken hat sich wenig verändert.

    Ist denn wirklich eine Veränderung eingetreten. Stark steigende Nachfrage, ein paar mehr Retails, weniger Scans - macht das den Unterschied?

    Es geben immer noch die Scanner den Ton an. Die Scanner waren 20 Jahre lang die Lieferanten der Szene. Von ihnen kam der Lesestoff. Aber jetzt sind die Lieferanten der Ebooks andere: die Spender haben die Scanner abgelöst. Nebensächlich ist, ob sie nun indirekt in Erscheinung treten wie bei einer Uploaderin, die ihre Ebooks über die Premium-Käufe finanziert, oder direkt in Erscheinung treten wie bei uns. Die Ebooks werden gekauft, nicht mehr gescannt. Das erfordert neues Denken.

    Jetzt sag mal ein Beispiel für neues Denken ...

    Als Scanner musste ich - wenn ich Dauermüll produziere - nur
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