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Interview mit einem Buchpiraten

Interview mit einem Buchpiraten

Titel: Interview mit einem Buchpiraten
Autoren: SPIEGELBEST
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überhaupt Ebooks verkauft werden! Wer sich der Zukunft so oberflächig nähert, wird bereits in der Gegenwart abgehängt.

    Denken wir den Ansatz mal für die Content Industrie.

    Ganz klar, die Content Industrie wird nicht mehr über den Content allein Geld machen können. Oder sagen wir so, es wird radikal neue Ideen erfordern. Texte für sich und einzeln sind kommerziell nicht mehr vermittelbar bei einem gleichzeitigen freien Angebot. Flatrates werden kommen. Es wird immer vergessen, dass gerade unsere Nutzer - ich rede hier von den Ebooks - oft gebildet und gut bei Kasse sind. Ich vermute mal, käme eine vernünftige Flatrate - wir Buchpiraten könnten den Laden dicht machen. Es geht unseren Nutzern, wenn sie zu uns kommen, nicht darum Geld zu sparen. Wir haben einfach die größte Menge Lesestoff. Wie bieten bereits eine Art Flatrate.

    Ist das denn nicht alles ferne Zukunftsmusik?

    Überhaupt nicht. In Amerika wird jetzt für Zeitschriften eine Flatrate eingeführt. Für $ 9,99 kann du die maßgebenden Zeitschriften digital lesen. Wer geht dann noch zu den Piraten? Amazon hat kürzlich erfolgreich gegen das Preiskartell der großen Verlage geklagt. Dass Amazon eine Flatrate will, ist schon lange bekannt. Radikal neu für die Autoren ist dabei, dass die Aufmerksamkeit der Leser abgerechnet wird. Nicht das Werk als Einheit.

    Was wird sich also für die Autoren verändern?

    Die Autoren werden Schöpfer und Anbieter des Contents sein. Die Content Industrie ist bereits Geschichte. Kann sein, dass Verlage zu Agenten werden. Wie in US. Damit ist ihre Rolle aber eine völlig andere geworden. Auch wenn der Name gleich bleibt.

    Die Autoren werden die Gewinner sein?

    Nicht alle Autoren. Die Bestsellerautoren, die mit großem Geldeinsatz die nicht beworbenen Autoren aus dem Buchhandel drängen, werden die Verlierer sein. Für mich ändert die Abrechnung von Lesezeiteinheiten das Schreiben radikal. Wie bei uns Piraten kann ein Leser jedes Buch probelesen. Die Bestseller, die ihm die Verlage nahebringen, aber auch die Geheimtips, die ihm die Gemeinde empfiehlt. Jeder Leser kann sich einen Eindruck verschaffen. Es reicht nicht mehr, den Vertreter mit einer Flasche Wein in die Buchhandlung zu schicken. Alle Bücher stehen auf einem riesigen digitalen Regal nebeneinander. Kumpelige Vertreter und verkniffene Buchhändlerinnen gibt es nicht mehr.

    Dann wird ein Autor sich um seine Fangemeinde kümmern müssen!

    Einige Verlage haben das schon begriffen. Bemerkenswert ist, dass wir nur Abuses von traditionellen Verlagen bekommen. Vom Lyx-Verlag, den wir nun wirklich gut abdecken, kommen keine Abuses. Die haben erkannt, dass  sie anders rechnen müssen. Sie verlieren durch uns höchstens 5 % ihrer Leser: Sie gewinnen aber - ohne Kosten - DIE große Bühne des digitalen Lesens. Ich denke, nicht alle Bücher, die eingereicht werden, kommen tatsächlich aus der Szene.

    Gut, die Szene tritt an die Stelle des Buchhandels. Da werden es die Lautsprecher unter den Autoren nicht schwer, haben die Rehfüßigen von der Wiese zu trampeln.

    Das Schreiben und das 'Veräußern' von Schreiben waren immer zwei Dinge, die nicht zusammenpassen müssen. Dennoch darfst du nicht vergessen, dass die Szene auch als Sprachrohr funktioniert. Sie wird das 'Marketing' für den Autor übernehmen. Die Wege zu den Fans sind im Netz kürzer geworden. Es reichen auch weniger Fans, um einen Anfang zu machen. Zumal das Publizieren keine Kosten verursacht. Die neue Macht werden die Leser sein - nicht die Käufer . Es wird viel mehr Autoren geben, aber auch gleiche Chancen für jeden.

'Copyright' - Gesetz oder Glaube?
    DIENSTAG, 24. APRIL 2012

    Das Copyright wird so breit diskutiert, dass einem fast schwindelig wird ...

    Ja, weil es nicht um ein Gesetz geht, sondern um einen Glaubensstreit. Ein Gesetz wäre schnell abgehandelt. Wenn Juristen streiten, fallen doch gleich die Augen zu. Nein, seitenlang wird in FAZ und den anderen Geist-und-Nebel-Zeitungen über das Copyright diskutiert. Aus der Sicht der Schutzbefohlenen.

    Die durchaus ein Anliegen haben!

    Ich habe den Eindruck, in der Diskussion geht es jetzt darum, Geld und Versorgungstitel rauszuschlagen. Den meisten Kreativarbeiter wäre es doch recht, wenn sie zur Künstlerkrankenkasse eine -rentenkasse und -unterhaltskasse bekämen. Es geht nicht um Schutz, es geht um Versorgung.

    Von irgendetwas muss der Mensch ja leben, der kreativschaffende ...

    Das wird auch möglich sein. Nur erfordert eine
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