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Internat und ploetzlich Freundinnen

Internat und ploetzlich Freundinnen

Titel: Internat und ploetzlich Freundinnen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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Moment!“, ruft sie. „Warte mal!“, aber Paula ist schon im Gedränge verschwunden.
    Sofie guckt Carlotta mit großen Augen an.
    „Und wenn es stimmt?“, fragt sie.
    „Wenn was stimmt?“, fragt Carlotta zurück.
    „Wenn dein Papa tatsächlich gekommen ist?“
    „So ein Blödsinn! Der ist irgendwo auf dem Globus, aber bestimmt nicht hier!“ Carlottas Reaktion fällt ziemlich heftig aus, das merkt sie sofort. „Entschuldige“, sagt sie schnell. Sofie kann schließlich nichts dafür. „Aber langsam reg ich mich echt auf!“
    „Willst du nicht doch lieber mal nachsehen?“, schlägt Sofie zaghaft vor.
    Nachsehen? Wozu?, denkt Carlotta. Nur um festzustellen, dass ich einem blöden Witz auf den Leim gegangen bin? Verdrossen kickt sie einen kleinen Kieselstein zur Seite und blinzelt in den Sonnenschein.
    „Da kommt mein Papa!“, ruft Sofie.
    Ein Taxi hält vor der Schlosstreppe. Ein großer, schlanker Mann steigt aus, bezahlt den Taxifahrer und schaut sich neugierig um.
    „Geh zu ihm“, lächelt Carlotta. „Ich warte hier. Meine Mutter muss auch jeden Augenblick kommen.“
    Überglücklich läuft Sofie auf ihren Vater zu und fällt ihm um den Hals.
    „Na, super …“, Carlotta seufzt. „Alle sind glücklich. Nur ich steh hier rum wie ein vergessener Koffer.“
    „Ach, guten Morgen, Carlotta!“ Herr Dunker eilt mit langen Schritten über den Schlossplatz und bleibt neben ihr stehen. Carlotta stöhnt leise auf. Der Spargel hat ihr gerade noch zu ihrem Glück gefehlt!
    „Du freust dich sicher, nicht?“ Der schlaksige Sportlehrer strahlt von einem Segelohr zum anderen.
    „Und wie“, würgt Carlotta hervor.
    „Wirklich eine tolle Überraschung!“, ruft der Spargel und hastet weiter. „Mach dir einen schönen Tag mit deinem Vater!“
    Carlotta ächzt. Jetzt ist sogar schon ein Lehrer auf den miesen Witz hereingefallen! Langsam wird sie richtig sauer. Sie überlegt schon, sich in ihrem Zimmer zu verkriechen und dort auf ihre Mutter zu warten, als jemand laut ihren Namen ruft. Carlotta fährt herum. Sie kennt die Stimme. Aber das ist doch – „Ganz unmöglich“, murmelt sie.
    „Carlotta!“, ruft die Stimme noch einmal. „Hier oben bin ich!“
    Carlotta wirft den Kopf in den Nacken. Über ihr auf dem Schlossbalkon steht ein Mann mit weizenblonden Haaren. Seine Haut ist braun gebrannt, und als er lacht, strahlt er über das ganze Gesicht.
    Carlotta kennt nur einen einzigen Menschen, der so strahlen kann.
    „Papa!“, ruft sie, und ihr Herz macht einen Luftsprung.
    „Bleib, wo du bist!“, ruft ihr Vater. „Ich komm runter! Bis gleich!“
    Carlottas Knie zittern wie Wackelpeter. Sie starrt immer noch nach oben, obwohl auf dem Balkon längst niemand mehr ist. Sekunden später wird sie hochgehoben und durch die Luft gewirbelt.
    „Mann, Papa!“ Carlotta hält die Luft an. Das muss ein Traum sein, oder? „Kneif mich mal!“
    „Ich werde doch meine Lieblingstochter nicht kneifen! Da weiß ich was viel Besseres!“ Ihr Vater lacht und drückt sie, bis sie fast Sternchen sieht. Jetzt ist sich Carlotta absolut sicher, dass sie nicht träumt. Ihr Vater ist da! Er ist wirklich da!
    „Wo kommst du denn her? Was machst du hier?“, fragt sie atemlos.
    Endlich setzt ihr Vater sie ab, und sie bekommt wieder Luft. Seine Augen leuchten. „Ich hab ein paar Tage frei. Deine Mutter hat mir von dem Elterntag erzählt, und da hatte ich die geniale Idee –“ … „– mich zu besuchen!“, jubelt Carlotta. „Hättest du nicht vorher Bescheid sagen können?“
    „Nö“, grinst ihr Vater. „Dann wär’s ja keine Überraschung gewesen, oder?“
    „Stimmt“, gibt Carlotta zu. „Aber wo sind Mama, ihr Nilpferd und die Zwillinge?“
    „Zu Hause. Sie kommen am nächsten Besuchstag, wenn du einverstanden bist. Ich glaub, deine Mutter war ganz froh, dass ich ihr den Elterntag abnehmen konnte. Sie hat im Moment schrecklich viel zu tun.“
    „Ja, ich weiß“, nickt Carlotta. Sie ist ein klitzekleines bisschen enttäuscht, dass Mama und die Zwillinge nicht mitgekommen sind. Mal wieder alle zusammen, wie eine richtige Familie, das wäre schön gewesen. Sogar das Nilpferd hätte sie dafür in Kauf genommen. Aber auch so hat sie das Gefühl, als würde sich ein Karussell in ihrem Kopf drehen. Ihr ist ein bisschen schwindelig, so aufgeregt ist sie. Aufgeregt und glücklich zugleich.
    „Bist du etwa gekommen, um mit meinen Lehrern zu sprechen?“
    Papa schüttelt entsetzt den Kopf. „Nee, oder muss ich?
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