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Internat und ploetzlich Freundinnen

Internat und ploetzlich Freundinnen

Titel: Internat und ploetzlich Freundinnen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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durcheinander. Die können ganz schön anstrengend sein.“
    Katie wirft ihr einen empörten Blick zu.
    „Ist so“, erwidert Carlotta achselzuckend. „Glaub mir, ich bin Expertin. Auch wenn die Zwillinge überhaupt nichts dafür können.“ Sie dreht sich um, gibt Lennart ein Küsschen und verschwindet mit ihm auf dem Arm im Haus.
    Als sie den Zwillingen neue Windelhosen anziehen, kommt Katie auf die Weltreise und das Internat zurück. „Wo ist dein Vater denn gerade? Kann er dich nicht wenigstens zwischendurch mal in Prinzensee besuchen?“ Lennart zupft fröhlich an ihren Haaren, während Lorenz ausprobiert, wie sein Lieblingsteddy schmeckt. Katie lacht.
    Carlotta nimmt zwei frische Hosen aus dem Schrank. Ihr Blick wandert in die Ferne. Wo ihr Vater gerade ist, weiß sie gar nicht so genau. Zuletzt hat er sich aus Neufundland gemeldet, aber das ist schon über zwei Wochen her. Fast ein ganzes Jahr lang haben sie sich nicht gesehen. Nur einmal ganz kurz an den Weihnachtstagen, da hatte er ein paar Tage frei. In der Zwischenzeit haben sie sich nur Briefe und Mails geschrieben und hin und wieder miteinander telefoniert.
    Guido Prinz, so heißt Carlottas Vater, ist Dokumentarfilmer. Er dreht einen Film über den Klimawandel und dessen Folgen und reist dafür rund um den Globus. Ursprünglich sollte seine Reise nur zwölf Monate dauern. Inzwischen wurde sie ein paarmal verlängert, und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht.
    Einerseits freut sich Carlotta für ihren Vater. Die Verwirklichung des Filmprojekts war immer sein größter Traum; andererseits war dieser Traum aber auch schuld daran, dass sie unfreiwillig in ein nobles Internat verpflanzt wurde.
    Sie reicht Katie zwei gestreifte Latzhosen aus weichem Jeansstoff. Ihre Mutter hat die Angewohnheit, alles doppelt zu kaufen, weil sie es praktisch findet und es ihrer Meinung nach süß aussieht, wenn die Zwillinge gleich angezogen sind. Carlotta findet das eher blöd. Lennart und Lorenz sind schließlich zwei eigenständige Persönlichkeiten und keine identischen Klone.
    „Vielleicht kommt mein Vater bald zurück, um sein Filmmaterial im Studio zu bearbeiten“, überlegt sie laut. „Allerdings nur für ein paar Tage. Danach geht’s gleich wieder los.“
    „Aber bestimmt könnt ihr euch dann wenigstens mal sehen“, meint Katie. „Ist doch besser als gar nichts, oder?“
    „Klar“, seufzt Carlotta.
    „Und bis er wieder ganz nach Deutschland zurückkommt, willst du wirklich in Prinzensee bleiben?“, fragt Katie neugierig. „Obwohl du zuerst gar nicht dorthin wolltest?“
    Carlotta kitzelt Lennart unter dem Kinn und nickt. „Ich hab mich daran gewöhnt, und so übel, wie ich zuerst dachte, ist es eigentlich gar nicht. Irgendwie freu ich mich sogar schon darauf, die anderen wiederzusehen. Manu und Sofie, Jonas, den Spargel und all die anderen.“
    „Vielleicht sollte ich meine Eltern bitten, dass ich mit dir nach Prinzensee darf“, sagt Katie. „Echt Wahnsinn, was du da alles erlebst. Auf meinem Gymnasium ist nicht halb so viel los!“
    „Das glaub ich dir aufs Wort.“ Carlotta grinst. „Los, komm. Wir gehen mit den Babys in den Park. Da können wir Enten füttern und in Ruhe weiter picknicken. Meine Mutter hat sich ein bisschen hingelegt. Bis sie wieder wach ist, dürfen wir noch Babysitter spielen.“
    „Es gibt Schlimmeres“, findet Katie.
    Carlotta gibt ihr ausnahmsweise Recht.
    „Steffen und Mama wollen übrigens, dass ich einen Babysitterführerschein mache“, erzählt sie unterwegs. „Eine Nachbarin hat neulich rumgemeckert, ich wäre noch viel zu jung, um allein auf die Kleinen aufzupassen. Zu jung, pah! Die kennt mich doch gar nicht!“
    „Ein Babysitterführerschein?“ Katie runzelt die Stirn. „Gibt es so was?“
    „Ja“, nickt Carlotta. „Allerdings kann man den erst mit dreizehn oder vierzehn machen, glaub ich. Dafür ist man dann aber auch amtlich geprüfte Babysitterin und hat jede Menge Ahnung von Pädagogik, Versicherungskram und solchen Sachen.“
    „Ui, klingt toll!“, kichert Katie. „Zum Glück hast du bis dahin noch ein paar Jährchen Zeit. Schließlich bist du noch nicht mal zwölf.“
    „Stimmt. Und bis es so weit ist, muss ich den beiden Kleinen eben ohne Führerschein die Windeln wechseln“, meint Carlotta. „Da kann die Nachbarin sich auf den Kopf stellen und Querflöte spielen.“
    Am späten Abend wird Katie von ihren Eltern abgeholt. Es ist schon dunkel. Carlotta steht am Gartenzaun und winkt, bis sie
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