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Internat und ploetzlich Freundinnen

Internat und ploetzlich Freundinnen

Titel: Internat und ploetzlich Freundinnen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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Wand. Wäre doch gelacht, wenn sie die letzten Meter vor dem Ziel nicht auch noch locker hinter sich bringen würde.
    Eine geschätzte Ewigkeit später kehrt sie in ihr Zimmer zurück. Manu hat es tatsächlich geschafft, so etwas Ähnliches wie Ordnung herzustellen. Der Fußboden ist begehbar und ihr Schreibtisch zumindest oberflächlich aufgeräumt. Wie es in Manus Schrank und unter ihrem Bett aussieht, muss ja keiner wissen.
    Sie reicht der Freundin die Büchereikarte. „Hier. Abholen musst du die Bücher aber selber.“
    „Hättest du sie nicht gleich mitbringen können?“, fragt Manu.
    Carlotta beschließt, nicht darauf zu antworten. Für heute hat sie genug Leuten einen Gefallen getan. „Ist Sofie immer noch nicht da?“, fragt sie stattdessen.
    „Nein.“ Manu wickelt mit einer Hand einen Schokoriegel aus und beißt ein großes Stück ab. „Vielleicht ist sie in den Ferien von einem Model-Scout entdeckt worden und hat ihre Internatskarriere gegen eine Modelkarriere eingetauscht“, mümmelt sie. „Wer weiß?“
    Carlotta öffnet ihre Reisetasche, nimmt den Fotoapparat heraus und legt ihn auf ihren Schreibtisch. Anschließend räumt sie ein paar Sachen in den Schrank und schüttelt nachdenklich den Kopf. „Nee, Blödsinn. Das glaub ich nicht. Es gibt schließlich so was wie Schulpflicht. Oder gilt die in Belgien nicht?“
    „Frag mich was Leichteres“, erwidert Manu mit vollen Backen.
    Carlottas Blick fällt auf die Fensterbank. Ein einsamer roter Blumentopf steht darauf, bis zum Rand mit tiefbrauner Erde gefüllt.
    „Was soll das denn sein?“
    „Eine bengalische Quitte“, sagt Manu. „Aegle marmelos auf Latein.“
    „Eine Quitte?“ Carlotta geht zur Fensterbank und unterzieht den Blumentopf einer eingehenden Betrachtung. „Ich seh aber nur Erde.“
    Manu steht auf und stellt sich neben sie. „Die muss doch auch erst wachsen, Mann! Mein Bruder hat mir ein Samenkorn geschenkt. Er jobbt in einer Gärtnerei für exotische Pflanzen.“
    „Cool“, meint Carlotta. „Will er Gärtner werden?“
    „Nö, eigentlich eher Bassist in einer Punkband. Aber bis es so weit ist, jobbt er erst mal.“
    Manus Eltern gehört eine große Supermarktkette. Sie sollen sehr reich, ziemlich streng und äußerst pingelig sein. Manu spricht nicht gerne über sie. Warum, das hat Carlotta bis heute nicht herausgefunden.
    „Und das erlauben deine Eltern?“, wundert sie sich.
    Manu grinst. „Mein Bruder ist achtzehn. Der kann machen, was er will. Da haben meine Eltern nicht mehr viel zu melden.“
    Als Sofie am späten Nachmittag immer noch nicht da ist, schlägt Carlotta vor, in die Bibliothek zu gehen, um die Bücher für das neue Schuljahr abzuholen. Manu protestiert zwar lautstark, aber Carlotta bleibt hartnäckig und überredet sie mitzukommen.
    „So viele Bücher kann ich unmöglich alleine schleppen“, sagt sie und zieht Manu an ihrem gesunden Arm hinter sich her. „Und außerdem können wir vielleicht herausfinden, was mit Sofie los ist.“
    Murrend stolpert Manu hinter ihr her, nicht ohne noch einen weiteren Schokoriegel für unterwegs einzustecken.
    Im Flur stoßen sie fast mit Nadine, Simone und dem unbekannten Mädchen zusammen, das Carlotta schon vor dem Sekretariat aufgefallen ist.
    „Könnt ihr nicht aufpassen?“, keift Nadine.
    „Halt die Klappe!“, blafft Manu zurück.
    Die fremde Blondine mustert Manu und Carlotta von oben bis unten.
    „Achte am besten gar nicht auf sie, Vicky“, sagt Simone. „Die spielen nicht in unserer Liga.“
    Vicky befolgt den Rat mit gerümpfter Nase und ohne ein Wort zu sagen.
    „Was soll das denn heißen?“, schnaubt Carlotta entrüstet.
    „Kaut eure blöden Lippenstifte!“, knurrt Manu und drängelt sich an den Mädchen vorbei.
    Die Blondinen schnappen hörbar nach Luft. Vicky reißt empört die Augen auf. Carlotta folgt Manu um die nächste Ecke und prustet los.
    „Kaut eure blöden Lippenstifte?“, kichert sie. „Nicht schlecht!“
    Manu grinst. „Anscheinend haben wir eine brandneue Barbie auf unserem Flur. Kennst du die schon?“
    „Diese Vicky?“ Carlotta schüttelt den Kopf. „Nee, aber ich fürchte, die kommt in unsere Klasse.“
    „Meint ihr die Neue?“ Eine Mitschülerin bleibt stehen. „Das ist Viktoria zu Gladewohld. Ihr Vater ist ein bekannter Politiker.“
    „Na und?“, sagt Manu unbeeindruckt. „Von mir aus kann er Sockenstrickweltmeister sein. Hey!“, ruft sie plötzlich. „Ist das nicht Sofie?“
    Carlotta folgt ihrem Blick.
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