Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Internat und ploetzlich Freundinnen

Internat und ploetzlich Freundinnen

Titel: Internat und ploetzlich Freundinnen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
Vom Netzwerk:
„Aber mach dir keinen Stress: Die bisherigen AG-ler werden vorgemerkt, bevor neue aufgenommen werden.“
    „Cool, danke.“ Nach ihrem Flopp mit der Rudermannschaft zu Beginn des fünften Schuljahres war die Foto-AG eigentlich mehr eine Notlösung gewesen, doch inzwischen ist Fotografieren Carlottas liebstes Hobby. Besonders ihr Spezialgebiet – Aufnahmen von Gummibärchen in allen Lebenslagen und vor verschiedenen Hintergründen – macht ihr einen Riesenspaß. „Klar bin ich dabei!“
    Paula nickt zufrieden.
    Endlich ist Carlotta an der Reihe. Sie lässt sich zwei extragroße Stücke Pizza auflegen und bahnt sich einen Weg zwischen Tischen, Stühlen und Mitschülern hindurch.
    Manu thront wie ein Buddha an einem Ecktisch und grinst.
    Carlotta lässt sich auf den freien Stuhl fallen.
    „Noch mal stell ich mich aber nicht an“, stöhnt sie. „Die nächste Portion holst du.“
    Manu deutet auf ihren Teller. „Wieso hast du meine Pizza nicht klein schneiden lassen?“
    Carlotta schnappt nach Luft. „Wieso sollte ich?“, fragt sie zurück.
    „Weil ich mit meiner einen Hand nur schwer Messer und Gabel halten kann!“ Manu wedelt mit ihrem Gips. „Schon vergessen?“
    Wortlos zieht Carlotta Manus Teller zu sich heran und zersäbelt ihre Pizza in mundgerechte Stücke. „Bist du jetzt zufrieden?“
    „Ja, Mami“, grinst Manu. „Danke schön.“
    Carlotta schiebt sich ein großes Stück Pizza zwischen die Zähne und kaut murrend. Soll sie jetzt etwa Babysitter spielen? Nur weil Manu sich den Arm gebrochen hat? Kommt ja gar nicht in die Tüte!
    Nach dem Essen verschwindet Manu im Park, um Jonas und die Hunde zu besuchen, während Carlotta Richtung Schlossbibliothek marschiert, um an einem der Computer, die dort stehen, eine Mail an ihren Vater zu schreiben.
    Als sie um die Ecke biegt, sieht sie allerdings auf den ersten Blick, dass die Computertische hoffnungslos überfüllt sind. Sämtliche Terminals sind besetzt. Es kann Stunden dauern, bis ein PC-Platz frei wird. Seufzend dreht sie wieder um. Heute scheint irgendwie nicht ihr Tag zu sein.

    Sofie liegt auf ihrem Bett, das Gesicht zur Wand gedreht, und schläft. Jedenfalls rührt sie sich nicht, als Carlotta das gemeinsame Zimmer betritt. Ausgepackt hat sie auch noch nicht, stellt Carlotta fest, und schiebt den kleinen Koffer mit dem Fuß zur Seite.
    Leise, um die Mitbewohnerin nicht zu wecken, geht sie durch das Zimmer und setzt sich an ihren Schreibtisch. Wenn sie Papa schon keine Mail schicken kann, kann sie wenigstens ein bisschen in seinem Reisetagebuch stöbern. Hoffentlich hat er einen Brief beigelegt, oder ein paar neue Fotos.
    Noch besser als ein Brief und Fotos wäre allerdings die Info, wann er das nächste Mal nach Deutschland kommt, überlegt Carlotta. Hoffentlich dauert das nicht wieder bis Weihnachten!
    Sie reißt den Briefumschlag auf und achtet darauf, ja nicht die exotischen Briefmarken zu beschädigen. Katie ist ganz verrückt nach den Marken und sammelt sie in einem Album. Wenn auch nur eine einzige Zacke gekrümmt ist, wird sie fuchsteufelswild.
    Bei dem Gedanken an ihre beste Freundin muss Carlotta grinsen. Es wäre so cool, wenn Katie mit ihr aufs Internat gehen würde. Bestimmt viel cooler als mit Manu und Sofie.
    Sofie zuckt im Schlaf und murmelt etwas, aber es ist zu leise und außerdem französisch. Carlotta versteht kein Wort. Dafür fällt ihr plötzlich auf, wie dünn Sofie ist. Sie hat zwar schon immer sehr auf ihre Figur geachtet und wenig gegessen, aber jetzt scheint sich das verschlimmert zu haben. Spitz und knochig stechen die Schulterblätter unter dem dünnen T-Shirt-Stoff hervor, und ihre Arme haben Ähnlichkeit mit Mikadostäbchen.
    Carlotta schüttelt den Kopf. Das kann doch nicht gesund sein!
    Als hätte sie die Blicke gespürt, rollt Sofie sich auf den Rücken und schlägt die Augen auf. Sie starrt Carlotta an, als wäre sie von einem fremden Planeten zu Besuch.
    „Na, hast du gut geschlafen?“, fragt Carlotta lächelnd.
    „Ja, merci“, haucht Sofie, während sie sich streckt wie eine Katze.
    Carlotta widmet sich wieder dem Tagebuch ihres Vaters. Er hat tatsächlich ein paar Fotos beigelegt. Eins zeigt ihn neben einem lehmverschmierten Geländewagen, ein anderes mit einem Gebirge im Hintergrund, das im Sonnenlicht zu glühen scheint. Auf beiden Aufnahmen lacht er in die Kamera und sieht sehr glücklich aus.
    „Hey, Mädels! Was geht ab?“ Manu hat die Tür aufgerissen und platzt mit lautem Gepolter ins
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher