Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intensity

Intensity

Titel: Intensity
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
weiter von der brennenden Straßendecke und dem Ungeheuer in der Feuersbrunst zurück.
    Edgler Vess trug Stiefel aus Feuer und schrie und stampfte mit den Füßen, während der Asphalt um ihn herum sich in ein Flammenmeer verwandelte.
    Chyna sah, daß sein Haar sich entzündete, und wandte den Blick ab.
    Ariel befand sich ein gutes Stück hinter dem See aus Benzin und außerhalb der Gefahrenzone, auch wenn sie das Feuer gar nicht wahrzunehmen schien. Sie wandte ihm den Rücken zu und schaute zu den Sternen hinauf.
    Chyna eilte zu dem Mädchen und führte es zehn Meter weiter, nur um völlig sicherzugehen.
    Vess’ Schreie waren schrill und schrecklich und wurden nun lauter, immer lauter, weil, wie Chyna herausfand, als sie sich umdrehte, der Verrückte ihnen folgte, eine Feuersäule, völlig von Flammen umgeben. Und doch stand er noch, torkelte durch den Teer, der auf der schmelzenden Straßendecke Blasen schlug. Er hatte die leuchtenden Arme ausgestreckt, und blauweiße Flammenzungen brannten seine Fingerspitzen weg. Ein Tornado aus blaurotem Feuer wirbelte in seinem offenen Mund, Drachenfeuer schoß aus seinen Nasenlöchern, und sein Gesicht verschwand hinter einer orangen Maske aus Flammen, und doch kam er schreiend auf sie zu, unaufhaltsam wie ein Sonnenuntergang.
    Chyna warf sich zwischen Vess und das Mädchen, doch dann drehte er abrupt von ihnen ab, und ihr wurde klar, daß er sie gar nicht gesehen hatte. Das Feuer hatte ihm die Augen ausgebrannt, und er hatte es weder auf sie noch auf Ariel, sondern auf eine Gnade abgesehen, die er nicht verdient hatte.
    Auf der Straßenmitte fiel er über die durchgezogenen gelben Linien und lag zuckend und sich windend da, trat und schlug um sich, drehte sich dann langsam auf die Seite, zog die Knie an die Brust und faltete die geschwärzten Hände unter dem Kinn. Sein Kopf kringelte sich zu den Händen hinab, als schmelze sein Hals und könne ihn nicht mehr tragen. Kurz darauf verstummte er in den Flammen.
    Auf einer gewissen Ebene wußte Vess, daß der verklingende Schrei sein eigener war, aber sein Leiden war so intensiv, daß in einem auflodernden Delirium bizarre Gedanken durch seinen Kopf flackerten. Auf einer anderen Ebene glaubte er, daß dieser unheimliche Schrei doch nicht der seine war, sondern von dem ungeborenen Zwilling des Verkäufers im TankstellenShop stammte, der sein Bild als großes rosa Muttermal auf der Stirn seines Bruders zurückgelassen hatte. Am Ende hatte Vess in der Fremde des verzehrenden Feuers große Angst, und dann war er überhaupt kein Mensch mehr, sondern nur noch eine beständige Dunkelheit.
    Chyna zog Ariel mit sich und wich noch weiter von dem Feuer zurück, doch schließlich konnte sie sich einfach nicht mehr auf den Beinen halten. Unbeherrscht zitternd, von Schmerzen geschüttelt, krank vor Erleichterung, setzte sie sich auf die Straße. Sie fing an zu weinen, schluchzte wie ein Kind, wie ein achtjähriges Mädchen, ließ all die Tränen heraus, die sie sich früher verkniffen hatte: unter Betten und auf Heuböden voller Mäuse und an blitzhellen Stränden.
    Nach einiger Zeit tauchten in der Ferne Scheinwerferlichter auf. Chyna beobachtete, wie sie näher kamen, während das Mädchen neben ihr stumm den Mond betrachtete.

KAPITEL 12
    In ihrem Krankenhausbett machte Chyna der Polizei gegenüber detaillierte Aussagen, sprach aber mit keinem der Reporter, die sich bemühten, zu ihr vorzudringen. Im Gegenzug erfuhr sie von den Cops zahlreiche Einzelheiten über Edgler Vess und das Ausmaß seiner Verbrechen, wenngleich nichts davon erklärte, was ihn zu dem gemacht hatte, was er geworden war.
    Zwei Dinge waren für sie von persönlichem Interesse: Erstens war Paul Templeton, Lauras Vater, ein paar Wochen vor Vess’ Anschlag gegen seine Familie geschäftlich in Oregon gewesen und wegen einer Geschwindigkeitsübertretung angehalten worden. Der Beamte, der den Strafzettel ausgestellt hatte, war der junge Sheriff persönlich gewesen. Bei dieser Gelegenheit mußten die Fotos zufällig aus Pauls Portemonnaie gefallen sein, als er nach seinem Führerschein gesucht hatte, und Vess hatte die Gelegenheit bekommen, Lauras wunderschönes Gesicht zu sehen.
    Zweitens lautete Ariels vollständiger Name Ariel Beth Delane. Bis vor einem Jahr hatte sie mit ihren Eltern und ihrem neunjährigen Bruder in einem ruhigen Vorort von Sacramento, Kalifornien, gewohnt. Mutter und Vater waren in ihren Betten erschossen worden. Der Junge war mit den Werkzeugen zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher