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Intensity

Intensity

Titel: Intensity
Autoren: Dean R. Koontz
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Konsole. Sie warf sich auf das Mädchen, versuchte es zu schützen, so gut sie konnte, schloß fest die Augen und rief dem Mädchen zu, sie ebenfalls zu schließen.
    Schüsse knallten, einer sofort nach dem anderen, so schnell, wie Vess sie abfeuern konnte, und die Windschutzscheibe implodierte. Platten aus mit Klebstoff beschichtetem Sicherheitsglas fielen auf die Sitze und auf Chyna und das Mädchen, und weiter hinten im Wohnmobil trafen die Kugeln auf andere Gegenstände und zerrissen und zerfetzten sie.
    Chyna versuchte, die Schüsse zu zählen. Sie glaubte, sechs gehört zu haben. Vielleicht nur fünf. Sie wußte es nicht genau. Verdammt. Dann wurde ihr klar, daß es keine Rolle spielte, wie oft er geschossen hatte, weil sie nur einen flüchtigen Blick auf die Waffe hatte werfen können. Sie war sich nicht sicher, daß es sich um einen Revolver handelte. Eine Pistole hatte nicht nur sechs Schuß; sie konnte zehn oder mehr haben, viel mehr, wenn sie über ein erweitertes Magazin verfügte.
    Sie ging das Risiko ein, eine Kugel ins Gesicht zu bekommen, setzte sich auf, wobei sie Kaskaden von klebrigem Glas abschüttelte, und schaute durch den leeren Rahmen der Windschutzscheibe hinaus. Sie sah Edgler Vess zehn Meter entfernt neben dem Streifenwagen. Er kippte die leeren Patronenhülsen aus der Waffe; also mußte es sich doch um einen Revolver handeln.
    Sie hatte bereits die Handbremse gelöst und legte nun den Gang ein.
    Vess stand aufrecht da und wirkte ganz ruhig und gelassen. Mit behenden Fingern zog er einen Schnellader aus einer Tasche seines Polizeigürtels.
    Dank der kriminellen Freunde ihrer Mutter wußte Chyna alles über Schnellader. Bevor Vess die Waffe erneut laden konnte, nahm sie den Fuß von der Bremse und trat aufs Gaspedal.
    Beweg dich, beweg dich, beweg dich.
    Vess schob den Schnellader in den Revolver und drehte ihn. Als er den Motor des Wohnmobils dröhnen hörte, schaute er fast beiläufig auf.
    Chyna fuhr auf die Straße, als wolle sie am Streifenwagen vorbeiziehen und fliehen, doch sie hatte vor, den Mistkerl in den Boden zu rammen.
    Vess schnappte den Zylinder zu.
    Chyna befürchtete, daß Ariel hochschauen würde, und rief: »Bleib unten, bleib unten!« Sie zog den Kopf genau in dem Augenblick ein, als eine Kugel vom Rahmen der Windschutzscheibe abprallte und als Querschläger durch das Fahrzeug flog.
    Weil das Wohnmobil in Bewegung war und sie sehen mußte, was sie tat, hob sie den Kopf sofort wieder. Sie riß das Lenkrad nach rechts und hielt auf Vess zu, der an der geöffneten Tür des Streifenwagens stand.
    Er schoß erneut, und sie schien genau in das Loch des Laufs zu sehen, als der Funke aufflackerte. Sie hörte ein seltsam zischendes und pochendes und summendes Geräusch, das dem einer fetten Hummel nicht unähnlich war, die schnell wie der Blitz durch einen Sommernachmittag flog, und roch etwas Heißes, vielleicht versengte Haare.
    Vess warf sich zur Seite in den Wagen. Das Wohnmobil prallte gegen die geöffnete Tür und riß sie ab und nahm, wer weiß, vielleicht auch ein Bein dieses verdammten Arschlochs mit.
    Der Gestank von Schüssen erinnert Sheriff Vess immer an den Geruch von Sex, vielleicht, weil er heiß riecht, oder auch, weil im Schießpulver eine Spur des Salmiakgeruchs enthalten ist, der im Samen viel stärker zu Tage tritt. Aber aus welchem Grund auch immer, Schüsse erregen ihn und verhelfen ihm zu einer sofortigen Erektion, und als er in den Wagen springt, stößt er einen überschwenglichen Jauchzer aus. Das Dröhnen des Wohnmobils umgibt ihn, drückt ihn nieder, die Scheinwerfer sind ein Lichtermeer, und er kommt sich vor, als stecke er mitten in einer unheimlichen Begegnung der dritten Art. Als er sich in Sicherheit wirft, zieht er die Beine nach, und er weiß, das wird knapp, verdammt knapp, doch das macht es ja zu einem solchen Spaß . Etwas schlägt hart gegen seinen rechten Fuß, kalter Wind stürmt auf ihn ein, die Fahrertür wird abgerissen und scheppert, sich überschlagend, über den Asphalt, während das Wohnmobil vorbeirauscht.
    Der rechte Fuß des Sheriffs ist taub, und obwohl er noch keinen Schmerz verspürt, befürchtet er, er könne zerquetscht oder sogar abgerissen worden sein. Als er sich auf dem Fahrersitz aufrichtet, den Revolver ins Halfter steckt und mit einer Hand hinabgreift, um nach dem erwarteten Stumpf und dem warmen Blutschwall zu tasten, stellt er fest, daß er unverletzt ist. Der Absatz wurde von seinem Stiefel gerissen. Mehr nicht.
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