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Intensity

Intensity

Titel: Intensity
Autoren: Dean R. Koontz
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Gegenfahrbahn. Er rührte sich nicht. Obwohl sie nicht vermutete, daß der Sturz ihn getötet hatte, ging sie davon aus, daß er bewußtlos oder zumindest benommen sein mußte.
    Sie war nicht imstande, ihn zu überfahren, während er wehrlos dalag. Aber sie würde auch nicht warten und ihm eine faire Chance lassen.
    Sie legte den Sicherheitsgurt an. Sie vermutete, daß sie ihn brauchen würde.
    Als sie den Gang einlegte und anfuhr, um zu wenden, wurde sie sich eines scharfen Stechens an der rechten Schläfe bewußt, und als sie eine Hand auf die Stelle legte, fand sie heraus, daß sie blutete. Das Summen der Hummel war eine Kugel gewesen, die sie gestreift und eine flache Furche von etwa zehn Zentimetern Länge, aber nur wenigen Millimetern Tiefe gezogen hatte. Etwas näher, und sie hätte ihr den halben Schädel weggerissen. Das erklärte auch den leichten Brandgeruch, den sie kurz wahrgenommen hatte: heißes Blei, ein paar versengte Haare.
    Ariel setzte sich in einem Gewand aus klebrigem Glas auf. Sie schaute durch die fehlende Windschutzscheibe zu Vess hinüber, aber ihr Blick war leer.
    Die Hände des Mädchens bluteten. Chynas Herz machte einen Satz, als sie das Blut sah, doch dann wurde ihr klar, daß es sich bei den Verletzungen nur um winzige Schnitte handelte, nichts Ernstes. Das Sicherheitsglas konnte keine tödlichen Verletzungen verursachen, war aber doch so scharf, daß es die Haut aufritzte.
    Als Chyna wieder zu Vess schaute, hatte er sich sechzig Meter entfernt auf Hände und Knie erhoben. Neben ihm lag ein Gewehr.
    Sie trat auf das Gaspedal.
    Ein hartes Scheppern am Heck des Wohnmobils. Das Fahrzeug erzitterte. Noch ein Scheppern. Dann vernahm sie ein lautes Kratzgeräusch und ein höllisches Klappern, aber sie wurden schneller.
    Als sie in den Seitenspiegel schaute, sah sie Funkenregen, mit denen scharfkantiger Stahl über Asphalt kratzte.
    Der beschädigte Streifenwagen war hinter ihr, rumpelte in ihrem Windschatten hinter ihr her. Sie zog ihn.
    Sheriff Vess’ rechtes Ohr ist böse abgeschürft und eingerissen, und der Geruch seines Blutes ist scharf wie ein Januarwind, der hoch auf einem Berghang über Schneefelder fegt. Ein blechernes Läuten in beiden Ohren erinnert ihn an den bitteren, metallischen Geschmack der Spinne im Haus der Templetons, und er genießt ihn.
    Er erhebt sich. Alle Knochen sind intakt. Er würgt die interessante, hartnäckige Säure von Erbrochenem herunter und hebt das Gewehr auf. Erfreut stellt er fest, daß es den Sturz unbeschadet überstanden hat.
    Das Wohnmobil kommt über die zweispurige Straße auf ihn zu, ist noch etwa fünfzig Meter entfernt, nähert sich aber schnell, ein Koloß.
    Statt von der Straße in den Wald zu laufen und sich von dem Fahrzeug zu entfernen, läuft er in einer rechtsgerichteten Schleife, die ihn neben das Wohnmobil bringen wird, darauf zu. Er humpelt – nicht, weil sein Bein verletzt ist, sondern schlicht und einfach, weil der Absatz seines rechten Stiefels fehlt.
    Selbst mit nur einem Stiefelabsatz ist Vess wendiger als das schwerfällige Fahrzeug, und die Frau sieht ein, daß sie ihn nicht über den Haufen fahren kann. Zweifellos sieht sie auch das Gewehr, und sie dreht das Lenkrad nach rechts, weg von ihm, und gibt sich mit der Flucht zufrieden, statt auf Rache zu beharren.
    Er hat nicht die Absicht, ihr durch die bereits zertrümmerte Windschutzscheibe oder das Seitenfenster den Kopf wegzuschießen, teilweise, weil ihre Unverwüstlichkeit ihm allmählich unheimlich wird und er befürchtet, nicht genug Schaden anrichten zu können, um sie aufzuhalten, wenn sie wie eine Frisbeescheibe an ihm vorbeisegelt. Außerdem ist es viel einfacher, stehenzubleiben und aus der Hüfte zu schießen, als das Gewehr zu heben und zu zielen, und aus der Hüfte zu schießen bedeutet, niedrig zu schießen.
    Der Rückstoß der ersten drei Kugeln, die er so schnell abfeuert, wie er nachladen kann, reißt den Sheriff fast von den Füßen, aber er trifft den Vorderreifen auf der Fahrerseite.
    Kaum zwei Meter von ihm entfernt kommt das Wohnmobil ins Schleudern. Als das Ungetüm an ihm vorbeirauscht, bläst Vess mit den letzten beiden Kugeln das Hinterrad auf der Fahrerseite aus.
    Jetzt hat Miß Chyna Shepherd, unberührt und lebend, große Probleme.
    Das Lenkrad drehte sich in Chynas Händen hin und her und verbrannte ihre Handflächen, während sie entschlossen versuchte, es festzuhalten.
    Sie trat auf die Bremse, doch das schien die absolut falsche Reaktion zu
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