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Intensity

Intensity

Titel: Intensity
Autoren: Dean R. Koontz
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sein, denn das Fahrzeug schlingerte gefährlich nach links, doch es schien genauso falsch zu sein, den Fuß von der Bremse zu nehmen, denn nun schlingerte es noch wilder nach rechts. Der Streifenwagen hinter ihr rappelte an der Stoßstange, und das Wohnmobil erzitterte, während es noch heftiger von einer Seite auf die andere schwankte, und Chyna wußte, daß sie umkippen würden.
    Halb betrunken von dem köstlich komplexen Geruch seines eigenen Blutes und dem reinen Sexgestank der Gewehrschüsse, läßt Sheriff Vess die Flinte fallen, als das Magazin leer ist. Mit vor Freude leuchtenden Augen beobachtet er, wie das alte Wohnmobil sich zwangsläufig von seinen rechten Reifen hebt und auf den linken Felgen über den nächtlichen Highway rutscht. Praktisch das gesamte Gummi wurde zerfetzt und abgerissen; Streifen und Klumpen der Reifen liegen auf beiden Fahrspuren. Die Stahlfelgen schneiden mit einem knirschenden Geräusch in den Asphalt, das ihn an die Beschaffenheit von Krinoline mit getrocknetem Blut erinnert, was ihm den Geschmack des Mundes einer bestimmten jungen Dame in dem Augenblick ihres Todes ins Gedächtnis ruft. Dann knallt das Fahrzeug so hart auf die Seite, daß Vess im Straßenbelag unter seinen Füßen Vibrationen spürt. Das Echo dröhnt zwischen den Bäumen, welche die Straße säumen, hin und her, als hätte der Teufel persönlich sein Gewehr abgefeuert.
    Der am Heck des Wohnmobils hängende Streifenwagen wird von dem größeren Fahrzeug ebenfalls auf die Seite gezerrt. Dann reißt er sich endlich los, kippt aufs Dach, dreht sich um dreihundertsechzig Grad und kommt auf der nach Norden führenden Fahrbahn zum Stillstand.
    Das Wohnmobil ist weit hinter dem Streifenwagen, hundert Meter vom Sheriff entfernt, und es rutscht noch immer, wird aber langsamer und muß bald anhalten.
    Alles ist vermurkst, wie es schlimmer kaum der Fall sein kann: die Autotrümmer auf der Straße, für die es kaum eine Erklärung gibt; sein Plan, sich auf die methodische Art und Weise mit Ariel zu befassen, die ihn im vergangenen Jahr dermaßen erregt hat; und die belastenden Leichen im Schlafzimmer seines Wohnmobils.
    Dennoch hat Sheriff Vess noch nie eine solche Hochstimmung wie in diesem Augenblick gekannt. Er ist so lebendig , all seine Sinne werden von der Heftigkeit des Augenblicks geschärft. Er fühlt sich ausgelassen, albern. Er will unter dem Mond herumtollen und sich mit ausgestreckten Armen drehen wie ein Kind, das sich durch den Anblick wirbelnder Sterne schwindlig macht.
    Aber erst muß er zwei Todesurteile vollstrecken und ein hübsches junges Gesicht entstellen, und das macht auch Spaß.
    Er greift nach seinem Revolver. Offenbar ist er aus dem Halfter gefallen, als er aus dem Wagen sprang und über die Straße geschleudert wurde. Er sieht sich danach um.
    Nachdem das Wohnmobil schlitternd zum Stehen gekommen war, verschwendete Chyna keine Zeit damit, darüber zu staunen, daß sie noch lebte. Sofort löste sie ihren Sicherheitsgurt, dann den des Mädchens.
    Die rechte Seite des umgekippten Wohnmobils war in dieser neuen Geometrie zu seiner Decke geworden. Ariel hielt sich am Türgriff fest, um nicht auf Chyna zu fallen. Die linke Seite, auf der Chyna lag, war nun praktisch der Boden. Das Fenster der Fahrertür auf ihrer Seite bot ihr lediglich einen Blick auf Asphalt.
    Sie kämpfte sich aus ihrem Sitz, drehte sich um und setzte sich mit dem Rücken zur Windschutzscheibe, die Füße auf den Konsolenkasten gestellt, auf das Armaturenbrett. Sie lehnte ihre rechte Seite gegen das Lenkrad.
    Die Luft war voll von Benzindämpfen. Das Atmen fiel ihr schwer.
    Sie griff nach Ariel. »Na los, Baby«, sagte sie, »schnell, steig durch die Windschutzscheibe aus.«
    Als das Mädchen sie nicht ansah, sondern sich an der Tür festklammerte und durch das Seitenfenster in den Nachthimmel starrte, ergriff Chyna es an der Schulter und zog.
    »Komm schon, Schatz, komm schon, komm schon, komm schon«, drängte sie. »Es ist doch verdammt blöd, jetzt zu sterben, wo wir so weit gekommen sind. Werden die Puppen dich nicht auslachen, wenn du jetzt stirbst? Werden sie nicht lachen und lachen und lachen ?«
    Also, hier kommt Sheriff Edgler Vess. Mitgenommen und blutend, aber schnellen Schrittes eilt er am Dach des Wohnmobils entlang, das jetzt, da es gekentert auf diesem Meer aus Asphalt und ausgeflossenem Benzin liegt, praktisch dessen Seite ist. Neugierig betrachtet er die herausgebrochene Dachluke, doch dann geht er ohne das geringste
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