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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote
Autoren: Ruth Rendell
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Wexford wissen.
    »Hat er Ihnen das nicht erzählt?«, blaffte Grimble auf seine typisch ruppige Art zurück, wobei er mit dem Daumen auf Burden deutete. »Ist ja nicht so, als wüsste keiner Bescheid. Ist doch allgemein bekannt. Ich will doch nur hören, dass ich auf meinem Eigentum Häuser bauen kann, auf meinem eigenen Grund und Boden, den mir mein lieber alter Papa in seinem Letzten Willen vermacht hat. Na ja, er war mein Stiefpapa, aber er war so gut zu mir wie ein Vater. Also, wenn ich Ihnen einen Gefallen tue, tun Sie mir dann auch einen?«
    »Mr. Grimble, wir haben keinerlei Einfluss auf die Baubehörde. Nicht den geringsten. Andererseits muss ich Sie darauf aufmerksam machen, dass es hier um einen Mordfall geht und dass Sie verpflichtet sind, uns alles zu sagen, was Sie wissen. Wer Informationen vorenthält, macht sich strafbar.«
    Grimble, ein großer hagerer Mann, gehörte der sogenannten weißen Rasse an und wäre entsetzt gewesen, wenn man ihn einer anderen zugeordnet hätte, und doch hatte eben dieser Grimble eine graubraun verfärbte Haut mit hellroten Flecken im Nasen- und Kinnbereich. Sein ständiges Stirnrunzeln hatte sogar auf den Wangen tiefe Furchen hinterlassen. Wie ein trotziges Kind stülpte er die Unterlippe vor und sagte: »Wirklich komisch. Alle haben etwas dagegen, dass ich eine Baugenehmigung für meinen eigenen Grund und Boden bekomme. Alle. Sämtliche Nachbarn meines alten Papas. Alle haben Einspruch erhoben. Woher ich das weiß? Egal, ich weiß es eben, und damit basta. Jetzt ist die Polizei an der Reihe. Man möchte nicht glauben, dass sich die Polizei dafür interessiert, oder? Wenn die Polizei tatsächlich für Gesetz und Ordnung steht, wie es eigentlich ihre Pflicht ist, dann sollte sie dafür sein, dass auf diesem Grundstück vier hübsche Häuser gebaut werden, vier Häuser mit hübschen Gärten und Leuten, die es sich leisten können, dort zu wohnen. Keine Asylsuchenden, wohlgemerkt, keine so genannten Obdachlosen, keine Somalis, sondern brave Leute mit einem bisschen Geld.«
    »Ach, John«, sagte Kathleen.
    Wexford stand auf. »Mr. Grimble«, sagte er streng, »entweder Sie sagen uns jetzt , was Sie uns zu sagen haben, oder ich werde Sie bitten, uns aufs Revier zu begleiten und dort Ihre Aussage zu machen. In einem Vernehmungsraum. Haben Sie mich verstanden?«
    Noch immer kam keine Entschuldigung. Beim Wettbewerb um ein mürrisches Gesicht könnte Grimble einen Preis gewinnen, schoss es Wexford durch den Kopf, aber offensichtlich befand sich dieser Mensch noch nicht einmal in der Startphase. Jetzt zerknüllte er buchstäblich sein Gesicht, indem er die Stirn zur groteskesten Ziehharmonika auffaltete, zu der ein Mensch imstande war. Er zog seine Knollennase kraus, rollte die Oberlippe zurück und bleckte die Zähne. Seine Frau schüttelte den Kopf.
    »John, dein Blutdruck schießt durch die Decke. Du weißt doch, was der Arzt gesagt hat.«
    Die Erinnerung an die unbekannte Diagnose des Arztes führte dazu, dass sich Grimbles Stirn und seine verzerrte Oberlippe minimal entspannten. Plötzlich schoss es aus ihm heraus: »Mein Kumpel und ich, wir dachten, wir sollten mal den Hauptkanal legen. Endlich anfangen, endlich die alte Sickergrube rausreißen. Die neuen Häuser an die Kanalisation in der Straße anschließen. Kapiert? Wir machten uns dran, einen Graben auszuheben …«
    »Moment mal«, rief Wexford, der Grimble nur ungern an seinen wunden Punkt erinnerte, aber leider keine Möglichkeit sah, dies zu umgehen. »Welche neuen Häuser? Sie hatten doch gar keine Baugenehmigung für irgendwelche neuen Häuser.«
    »Glauben Sie, das weiß ich nicht? Ich rede von damals, vor elf Jahren. Damals habe ich das doch noch nicht gewusst! Mein Kumpel kannte einen Typen vom Bauausschuss, und der meinte, ich würde hundertprozentig eine Bauerlaubnis bekommen, hundertprozentig. Er meinte: Legt mal los, tut, was ihr wollt. Dein Kumpel – damit war ich gemeint – bekommt sie vielleicht nicht für vier Häuser, aber zwei wird man ihm garantiert nicht abschlagen!«
    »Und wann war das genau? Sie sagten vor elf Jahren. Wann ist ihr Stiefvater gestorben?«
    Wider Erwarten schaltete sich Kathleen ein. »Also, John, das lässt du jetzt mal mich den Leuten erzählen.« Grimble nickte mürrisch und starrte in den Fernseher, der immer noch lief, wenn auch mit ausgeschaltetem Ton. »Johns Papa – Arthur hieß er – ist im Januar gestorben. Das heißt im Januar vor elf Jahren. Er hat dieses Testament
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