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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote
Autoren: Ruth Rendell
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Tuber melanosporum ?«
    Wexford starrte ihn an. »Was verstehst du denn von Trüffeln? Ich gehe doch recht in der Annahme, dass du gerade davon sprichst?«
    »Als kleiner Junge bin ich immer mit meinem Papa und unserem Hund auf Trüffeljagd gegangen. Wir haben auch eine ordentliche Menge gefunden. Mein Großvater hat dazu ein Schwein benutzt, selbstverständlich eine Sau. Weißt du, Trüffel riechen wie der sexuelle Duftstoff eines Ebers. Leider sind Schweine Allesfresser und neigen dazu, die Trüffel zu fressen, bevor man sie daran hindern kann. Und das ist ein bisschen teuer, wenn man bedenkt …«
    »Mike, setz dich mal eine Minute hin.«
    Burden gehörte zu jenen unruhigen Geistern, die lieber auf einem erhöhten Möbelstück herumrutschten als sich entspannt hinzusetzen. Momentan kippelte er auf Wexfords Schreibtischkante herum. Mit großem Bedauern hatte er sich von seinen Designerjeans getrennt. Heute trug er zu einem Leinenjackett eine anthrazitfarbene Hose mit messerscharfer Bügelfalte und einen steingrauen Rollkragenpulli. Ziemlich wehmütig musste Wexford daran denken, wie seine eigenen Versuche ausfielen, sich lässig zu kleiden. Wie wenn sich ein durchschnittlicher Familienvater für ein Kostümfest verkleidet.
    »Vergiss mal die Trüffel. Wie lange gehört diesem Besessenen das Grundstück schon?«
    »Mindestens zehn Jahre, eher sogar zwölf. Vermutlich sind die Nachbarn links und rechts nicht sonderlich begeistert davon, dass direkt nebenan ein kleiner Urwald steht. Bestimmt hatte der alte Grimble zu seinen Lebzeiten dort alles hübsch ordentlich gehalten. Sein Garten war in der näheren Umgebung ziemlich berühmt gewesen. Unser Grimble – John – hat auf dem Grundstück einen Wald wuchern lassen. Er mäht nicht einmal das Gras. Und so wird es auch bleiben, sagt er, bis er seine Baugenehmigung bekommt. Soll heißen, für zwei Häuser. So lange bliebe die alte Bungalowruine stehen, behauptet er steif und fest. Übrigens, das Anwesen heißt Sunnybank.«
    »Womit verdient er seinen Lebensunterhalt?«
    »Irgendwie mit Immobilien. Hat hier in der Gegend ein paar Häuser hingestellt und viel Geld damit verdient. Wenn du einen schlampig gebauten Schandfleck siehst, dann stammt er von Grimble. Inzwischen ist er in Rente, obwohl er erst Mitte fünfzig ist.«
    »Wir werden ihm einen Besuch abstatten.«
    »Warum nicht? Wenn sich herausstellt, dass er einen vom Bauamt umgebracht hat, hätten wir leichtes Spiel.«
    John und Kathleen Grimble gehörten zu jener Sorte Mensch, die kurz nach ihrem vierzigsten Geburtstag bewusst oder unbewusst beschlossen, alt zu werden. Während die Gesellschaft weiterhin ihren Jugendwahn pflegte und Jugend mit schön, klug und begehrenswert gleichsetzte, versackten sie im Eiltempo in der Lebensmitte und pflegten buchstäblich die Behinderungen alter Menschen. Nach Wexfords Theorie taten sie das aus Faulheit und wegen der Vorteile, die mit dem Alter verbunden sind. Von alten Menschen erwartete man nicht, dass sie Sport trieben, Gewichte stemmten oder sonst recht viel für sich taten. Man bemitleidete sie, ließ sie aber gleichzeitig auch links liegen. Niemand bat sie, irgendetwas zu tun oder auch etwas zu lassen, was sie sich in den Kopf gesetzt hatten. Burden hatte ihm erzählt, John Grimble sei eben erst fünfzig geworden, und seine Frau sei zwei oder drei Jahre jünger. Beide sahen mindestens zehn Jahre älter aus und klebten förmlich in ihren orthopädischen Lehnstühlen samt Rückenstütze und verstellbarer Fußbank, die so platziert waren, dass man darin optimal rund um die Uhr fernsehen konnte.
    Grimble nickte seinem Nachbarn Burden zu. Wexford wurde als Antwort auf sein »Guten Tag, Mr. Grimble« lediglich angestarrt. Seine Frau meinte, sie freue sich, sie kennenzulernen. Es klang, als hätte man eine alte Frau aus ihrem Mittagsschlaf geweckt. Auf dem Hinweg hatte Burden die fixe Idee, die Grimble seinen schlechten Ruf eingetragen hatte, etwas näher erläutert, und so war Wexford über die ersten Sätze nicht überrascht.
    »Angenommen«, begann Grimble, »ich erzähle Ihnen etwas, was Sie bei der Verbrecherjagd vielleicht auf die richtige Spur bringt. Werden Sie dann Ihren Einfluss für meine Genehmigung geltend machen?«
    »Ach, John«, sagte Kathleen Grimble.
    »Ach, John, ach, John. Du bist ein Papagei. Echt. Also, Mr. Burden … Sie heißen doch Mr. Burden, oder? Sie haben gehört, was ich sagte. Werden Sie es tun?«
    »Um welche Genehmigung geht es denn?«, wollte
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