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Inspector Jury bricht das Eis

Inspector Jury bricht das Eis

Titel: Inspector Jury bricht das Eis
Autoren: Martha Grimes
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Ruf als Hinterzimmermäzen machte schnell die Runde. Bald strömten auch die anderen herein und wollten ihr. Glück versuchen.
    «Die müssen verrückt sein», sagte Tommy, der sich mit seinem Bier in eine dunkle Ecke verzogen hatte.
    «Warum? Sie verspielen doch nur Plants Geld.»
    «Dann muß er verrückt sein. Wissen Sie denn nicht, wer das ist?»
    Innerhalb von dreißig Minuten hatte Alex drei Partien gespielt und unglaubliche Serien von 90 und 110 Punkten hingelegt. Und da nicht die geringste Aussicht bestand, daß ein einziger seiner Gegner ihn jemals schlagen würde, konnte er ein paar aufsehenerregende Stöße riskieren.
    «Wer zum Teufel ist das?» erkundigte sich Jury bei Plant.
    «Sie lesen wohl nichts außer Ihren Akten?» Plant hielt ihm die Sportseite des Guardian unter die Nase; Jury sah erst das Foto, dann Alex an und stöhnte: «Allmächtiger!»
    Nutter war betrunken genug, um ebenfalls einen Versuch zu wagen. Er war entschlossen, gleich mit dem ersten Stoß einzulochen, aber er gab dem Spielball einen solchen Effet, daß er eine rote Kugel mit Karacho über die Bande beförderte.
    Nutter bekam großen Applaus für diese beeindruckende Leistung. Alex hielt sich in sportlicher Fairness zurück.
    «Auf dem Fußboden sind leider keine Taschen, Mann», sagte Dickie und bekam dafür beinahe Nutters Queue über den Schädel. Das Spiel war ebenso schnell vorbei wie die anderen. Weitere fünfzig Pfund wechselten den Besitzer.
    «Hören Sie», sagte Melrose, «ich gebe Ihnen am besten gleich einen Tausender, dann brauche ich nicht immer die Klammer herauszuholen.»
    Alex lächelte. «Ich hab nichts gegen Ihren Tausender, nur möchte ich ihn mir auch verdienen. Wo steckt denn dieser junge Bursche, von dem hier überall erzählt wird, er sei der Lokalmatador? Bist du das?» Irgendwie war sein Blick sofort auf Tommy gefallen.
    «Dieser Bursche», sagte Tommy und richtete sich auf, und zum erstenmal, seit Melrose ihn kannte, rümpfte er die Nase, «bin ich.»
    «Reichlich jung. Wie alt bist du denn, zwanzig?»
    Tommy zuckte die Schultern. «So ungefähr.»
    «So ist das, Tommy», scherzte Melrose. «Den Rest deines Lebens wirst du nun wie Gary Cooper in High Noon verbringen. Vergiß ja nicht, dich immer mit dem Gesicht zur Tür zu setzen.»
    Alex lachte. Melrose lachte ebenfalls. Tommy nicht.
    Tommy begann und schaffte auf Anhieb 23 Punkte. Er spielte auf wenige rote Kugeln und auf die schwarze; die übrigen beließ er vorerst in einem dichten Pulk auf dem Tisch. Schließlich lochte er die blaue ein, und der Spielball kam hinter der Feldlinie zum Stillstand. Er mußte jetzt mit einem langen Stoß den Pulk sprengen. Der Stoß mißlang.
    Unterdrücktes Stöhnen war zu vernehmen. Dickie breitete beide Arme aus: «Vielen Dank, meine Dam’n un’ Herr’n – Ruhe bitt schön.»
    Nach den Mienen der beiden Spieler zu urteilen, hätte selbst eine vorbeistürmende Büffelherde sie nicht gestört. Alex trat an den Tisch. Der Spielball lag jetzt am anderen Ende des Tisches dicht an der Bande. Der Winkel schien unmöglich für einen guten Stoß. Trotzdem gelang Alex das Kunststück, die anvisierte rote Kugel von der schwarzen zu trennen und sie in eine Mitteltasche zu befördern. Die weiße blieb in idealer Position zur grünen liegen. Mit dem nächsten Stoß versenkte er die grüne und brachte die weiße über drei Banden wieder in eine günstige Position zu den restlichen roten Kugeln.
    Sorgfältig legte Dickie die grüne Kugel an ihren Platz zurück.
    «Wisch sie ab», sagte er dann zu Dickie.
    Dickie beugte sich über den Tisch, betrachtete die weiße Kugel und schüttelte den Kopf. «Ich seh nichts, Kumpel.»
    Alex fixierte ihn. «Du brauchst auch gar nichts zu sehen, Mann. Beim letzten Stoß ist sie geeiert. So was kann ’ne Menge Geld und Nerven kosten.»
    «Den Marker, Dickie, mach schon», sagte Tommy.
    Dickie suchte nach dem kleinen schwarzen Marker, konnte ihn aber nicht finden; statt dessen markierte er die Position der Spielkugel mit der Lauchstange. Dann machte er sich daran, die Kugel sorgfältig zu polieren. «So blank wie ’n Kinderpopo.»
    Alex funkelte ihn zornig an und nahm angeekelt den Lauch vom Tisch.
    «Tut mir leid, Mann.» Dickie grinste und bat erneut um Ruhe.
    Alex hatte die Positionsbilder anscheinend so deutlich vor Augen, als wären sie auf dem Tisch eingezeichnet. Er versenkte rot, schwarz, rot, schwarz in so schneller Folge, daß Dickie kaum Zeit hatte, die schwarze Kugel immer wieder an
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