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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
Autoren: Caroline Graham
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Honoria.
      Diese zerrte ihre Gefangene jetzt zum offenen Fenster. Amy hatte das Gefühl, als würde Honoria ihr die Arme auskugeln. Obwohl sie sich mit aller Macht wehrte, konnte sie gegen ihre Schwägerin nichts ausrichten.
      Honoria drückte Amy brutal gegen das Fenster. Die Querleiste preßte sich schmerzhaft in ihre Nase, und Blut rann aus ihrem Mund. Amy machte sich verzweifelt ganz steif und drückte die Beine durch. Woraufhin Honoria Amys Handgelenke losließ, sie bei den Schultern packte, brutal herunterdrückte und durch die Öffnung stieß. Amys Knie gaben mit einem lauten Knacken nach.
      Sie warf die Arme hoch, packte die obere Fensterleiste und grub die Nägel ins Holz. Honoria ließ ihre Schultern los und begann Finger für Finger von der Fensterleiste zu lösen.
      In diesem Augenblick tauchte ein Auto in der Auffahrt auf. Amy sah die Scheinwerfer und begann laut zu schreien. Sie brüllte so laut, daß ihr förmlich der Kopf zu zerplatzen drohte.
      Honoria zerrte sie wieder ins Zimmer zurück, so sehr sich Amy mit dem Mut der Verzweiflung auch wehrte. Sie trat, schlug, kratzte und hörte weit entfernt Glas zerbrechen. Honoria vernahm es ebenfalls, was Amy an der Veränderung ihres Gesichtsausdrucks erkannte. Dort spiegelte sich die Erkenntnis, daß die Zeit langsam knapp wurde. Ihre Hände schlossen sich um Amys Kehle, ihre Daumen drückten auf ihre Luftröhre. Eine seltsame Genugtuung flackerte in Honorias irren Augen auf, und ein Schauer durchlief ihren Körper.
      Amy rang nach Luft. In ihren Ohren dröhnte ein Summen wie von Wind in den Telefondrähten, und rote Funken sprühten vor ihren Augen. Der Druck auf den Ohren wuchs ins Unermeßliche. Ihr Kopf drohte zu zerspringen. Dann sackte sie in ein tiefes schwarzes Loch.
     
    Es war nach Mitternacht. Barnaby stand in einem Privatzimmer im Krankenhaus Hillingdon am Fenster und starrte auf den Parkplatz hinaus, der selbst um diese nächtliche Stunde noch zur Hälfte besetzt war. Er hielt sich seit fünf Stunden im Krankenhaus auf. Unnötigerweise, wie er zugeben mußte, denn sie konnte ihm weder weglaufen, noch lag sie im Sterben. Zum Glück, überlegte er. Zwei Tote an einem Abend waren mehr als genug.
      Sie hatten die erste Leiche bereits in den Leichenwagen geschoben, als Barnaby vor >Gresham House< eingetroffen war. Der zweite, wesentlich leichtere Tote ruhte in einem Plastiksack in der Halle.
      Barnaby erfaßte das mit einem Blick, als er aus dem Wagen stieg, denn das riesige Portal, vor dem bei seinem ersten Besuch ein Wall von trockenen Blättern und Zweigen gelegen hatte, stand weit auf.
      Laura Huttons Porsche parkte in einem merkwürdig schrägen Winkel quer über dem Kiesweg, der zum Seiteneingang führte. Die Schlüssel steckten noch in der Zündung. Troy fuhr den Sportwagen später zu ihrem schmucken Puppenhaus und in die Garage.
      Vom Bett her kam jetzt ein kleiner Laut. Amy sah sehr schmal und zerbrechlich unter der Decke aus. Audrey Brierley saß neben ihr, und ihr blondes Haar glänzte im Schein der Nachttischlampe wie ein goldener Helm.
      Eine Krankenschwester kam herein, um Puls und Blutdruck der Patientin zu messen. Amy hatte zwar ein Beruhigungsmittel bekommen, doch die Bewegungen der Schwester weckten sie auf. Barnaby hätte gern mit ihr geredet, doch sein Mitgefühl hielt ihn davor zurück. Nachdem die Schwester die Pupillen kontrolliert hatte, ging sie leise wieder hinaus.
      Amy starrte Audrey Brierley an, die sanft ihre verbundene Hand nahm. »Es ist alles gut, Mrs. Lyddiard. Ihnen kann nichts mehr passieren.«
      Barnaby trug einen Stuhl zum Bett. Er stellte ihn vorsichtig ab, nicht zu nah und nicht zu weit weg, denn er fürchtete, ihre Stimme nicht hören zu können.
      »Hallo.«
      »Hallo. Oh, Sie sind's!«
      »Ja, schon wieder.«
      Er hatte recht gehabt. Ihre Stimme war nur ein heiseres Flüstern.
      Er setzte sich. Sie lächelten sich an. Das heißt, er lächelte. Amys Mundwinkel zuckten nur leicht, dann gab sie es auf. Barnaby wunderte das kaum. Er begann zu sprechen, im schmerzlichen Bewußtsein, daß seine ersten Worte die Situation kaum erträglicher machen würden.
      »Tut mir leid, aber Ihre Schwägerin ist tot, Mrs. Lyddiard. Sie hat sich umgebracht. Ihr war nicht mehr zu helfen.«
      »Sie hat angekündigt ... daß sie das tun würde ... nachdem ...«
      Amy hielt erschöpft inne. Sie schloß die Augen. Barnaby saß eine kurze Weile schweigend auf seinem
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