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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
Autoren: Caroline Graham
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Glut. Das Papier fing Feuer.
      Amy stopfte noch mehr Papier nach, nahm einige dünne Scheite vom Anbrennholzstapel, legte sie sorgfältig darüber und griff nach dickeren Holzscheiten.
      Dabei entdeckte sie, daß unter dem Holz etwas verborgen war. Sollte Honoria darunter etwa noch mehr Papier gestapelt haben? Sie erkannte einen Aufkleber ... grell gelb mit blauer Schrift: Hotel Massima, Tangiers. Amy schob die Scheite beiseite. Es kamen noch mehr von den Aufklebern zum Vorschein, die den Deckel des braunen Koffers fast vollständig bedeckten.
      Amy zog das Gepäckstück unter dem Holz hervor, legte es flach auf den Boden und drückte auf die Schlösser. Der Deckel sprang auf. Amy kniete davor nieder und prüfte den Inhalt. Ein schwarzes Kostüm, ein Hut mit Schleier, Unterwäsche, ein Strapsgürtel, Seidenstrümpfe und Schuhe mit hohen Absätzen. Zwei Plastikbehälter voller Modeschmuck und Kosmetika. Und eine Schuhschachtel gefüllt mit Fotos. Amy schüttelte verwirrt den Kopf.
      Sie nahm eine Handvoll der Fotos heraus und begann sie durchzusehen. Einige waren Farbaufnahmen, andere Schwarz-Weiß-Fotos. Viele zeigten eine blonde Frau allein, mit Freunden und während sie mit einem Hund spielte. Die Fotos vermittelten eine entspannte Urlaubsatmosphäre. Mehrere waren an einem Strand oder Hotel-Swimmingpool aufgenommen worden. Eines zeigte zwei Männer mit knappen Badehosen vor einem Boot.
      Und dann war da Ralph. Selbst im schwachen Kellerlicht waren sein Lächeln, seine dunklen Locken und der offene Blick unverkennbar. Er befand sich mitten in einer Menge von Leuten, offenbar auf irgendeiner Party. Es schien ein feuchtfröhliches Fest zu sein. Alle saßen um einen Tisch voller Gläser, Flaschen und Luftschlangen. Das Foto war mit Blitz gemacht. Ralph trug das typische Baumwolloberteil mit viereckigem Kragen der englischen Marineuniform.
      Amy betrachtete das Foto eingehender. Die Person neben Ralph kam ihr bekannt vor. Es handelte sich um einen gutaussehenden Mann mit dichtem Haar und einer Blume hinter dem Ohr. Amy ging die Kellertreppe hinauf, hielt das Foto ins Licht. Dann verschlug es ihr den Atem. Der Mann neben Ralph war Gerald.
      Aufgeregt rannte sie in die Diele. Worte und Sätze schossen ihr durch den Kopf, bewegten ihre Lippen. »Du glaubst ja gar nicht... der Koffer ... weißt du noch? ... Mrs. Bundy hat doch gesagt... jemand hat ihn in unseren ...«
      Honoria stand bewegungslos im Türrahmen der Bibliothek. Die Worte gefroren Amy auf den Lippen. Sie hatte schlagartig begriffen. Angst regte sich in ihr, breitete sich aus und drohte ihr plötzlich die Luft zum Atmen zu nehmen.
      Amy begann langsam und regelmäßig zu atmen, so als werde die Luft um sie immer dünner.
      Ihr Bewußtsein war gespalten. Unterschwellig regierte die Angst, während sie versuchte, ihre Lage kühl und analytisch einzuschätzen und einen Ausweg zu finden. Die Haustür war verschlossen, verriegelt und seit Jahren nicht mehr geöffnet worden. Die Hintertür war ebenfalls abgesperrt und lag außerdem außer Reichweite. Der Keller war eine Falle, aus der sie nie mehr würde entkommen können. Die Fenster im Parterre waren ebenfalls zu. Es wäre natürlich möglich, eine Scheibe einzuschlagen, hindurchzuklettern und - wenn auch verletzt, aber immerhin lebend - die Freiheit zu erlangen.
      Die dunkle massige Gestalt am anderen Ende der Halle bewegte sich leicht, verlagerte unmerklich das Gewicht und versetzte Amy damit in Panik.
      Die Treppe! Für beide war die Entfernung gleich. Ich bin kleiner, jünger, leichter, schneller, überlegte sie. Ich muß irgendwie in mein Zimmer kommen, die Tür verriegeln, das Fenster öffnen, schreien ...
      Und dann begann Honoria zu lachen. Es war ein sanftes, vibrierendes, sonores Lachen, das wie ein Motor an Stärke gewann, bis Honoria die Luft ausging und sie nur noch durch die Nase schnaubte.
      Amy rannte los. Sie erreichte die Treppe. Raste die Stufen hinauf bis zum obersten Absatz. Sie keuchte und strauchelte, riß sich den Rocksaum auf.
      Der Boden unter ihren Füßen schien zu fliegen. Sie rang verzweifelt nach Luft, merkte gar nicht mehr, wie sie sich fortbewegte und erreichte ihre Zimmertür. Sie warf sich dagegen, riß sie auf, lief hinein ...
      Zu spät.
      Amy schmiß sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür, doch Honorias Fuß hatte sich schon in die Öffnung geschoben und hielt eisern die Stellung. Es kostete sie offenbar keine Kraft, Amy
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