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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt
Autoren: Peter Robinson
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Palme, besonders zu dieser Uhrzeit. »In Ordnung«, seufzte sie und schaute auf die Uhr. »Drei Minuten.«
      Sie rief Dennis, der die Hand hob und noch etwas zu Gary Cullen sagte. Die beiden Männer lachten, dann kam Dennis zum Wagen.
      »Du hast ihm diesen Witz erzählt, stimmt's?«, fragte Janet und setzte sich ans Steuer.
      »Welchen?«, gab Dennis zurück, die Unschuld in Person.
      Janet ließ den Motor an und fuhr zur Hauptstraße. »Weißt du genau, den mit der Blondine, die zum ersten Mal einem Kerl einen bläst.«
      »Ich weiß überhaupt nicht, was du meinst.«
      »Tja, leider hab ich aber gehört, wie du ihn dem neuen Constable auf der Wache erzählt hast, diesem Milchbubi, der sich noch nicht mal zu rasieren braucht. Lass ihn sich doch selbst eine Meinung von Frauen bilden, Denny, statt ihn gleich von Anfang an zu versauen.«
      Das Auto wurde beinahe aus der Kurve getragen, als Janet zu schnell in den Kreisverkehr am oberen Ende von The Hill einbog. Dennis klammerte sich krampfhaft ans Armaturenbrett. »Du meine Güte! Frauen am Steuer. Das war doch nur ein Witz! Verstehst du keinen Spaß?«
      Janet grinste, ging vom Gas und schlich auf der Suche nach Nummer 35 am Bürgersteig von The Hill entlang.
      »Langsam geht mir das nämlich auf den Senkel«, sagte Dennis.
      »Was denn? Wie ich fahre?«
      »Das auch. Aber in erster Linie dein ständiges Gemecker. Als Kerl kann man ja heute schon nicht mehr seine Meinung sagen.«
      »Jedenfalls nicht, wenn man nur Müll im Kopf hat. Das ist Umweltverschmutzung. Die Zeiten ändern sich, Denny. Und wir müssen uns mit ihnen ändern, sonst geht's uns am Ende wie den Dinosauriern. Übrigens, dein Leberfleck da!«
      »Was für ein Leberfleck?«
      »Der auf deiner Backe. Neben der Nase. Mit den Haaren drauf.«
      Dennis griff sich an die Wange. »Was ist mit dem?«
      »An deiner Stelle würde ich damit schleunigst zum Arzt gehen. Sieht nach Krebs aus, finde ich. Aha, Nummer 35. Hier ist es.«
      Sie parkte einige Meter weiter am rechten Straßenrand. Die Nummer 35 war ein kleines, frei stehendes Haus aus Ziegeln und Sandstein zwischen Schrebergärten und einer Ladenzeile. Es war nicht viel größer als ein Cottage, hatte ein Schieferdach, eine niedrige Mauer um den Garten und rechts daneben einen neuen Garagenanbau. Im Moment war alles still.
      »Im Flur brennt Licht«, sagte Janet. »Gucken wir mal nach?«
      Seinen Leberfleck betastend, seufzte Dennis und murmelte etwas, das Janet als Zustimmung auffasste. Sie stieg als erste aus und ging den Fußweg hinauf. Dennis trottete hinter ihr her. Der Vorgarten war zugewachsen. Janet musste Zweige und Sträucher zur Seite biegen. Jetzt wurde sie ein klein wenig aufgeregt, wie immer bei Familienstreitigkeiten. Die meisten Kollegen hassten diese Einsätze, weil man nie wusste, was einen erwartete. Es kam durchaus vor, dass man die Frau zuerst gewaltsam vor dem Mann schützen musste, und sie anschließend die Seiten wechselte und mit einem Nudelholz auf einen losging.
      An der Tür hielt Janet inne. Immer noch war es still, nur Dennis hinter ihr schnaufte. Es war zu früh, als dass die Leute schon zur Arbeit gingen, und die meisten Nachtschwärmer lagen inzwischen in den Betten. Irgendwo in der Ferne begannen die ersten Vögel zu zwitschern. Wahrscheinlich Spatzen, dachte Janet. Fliegende Mäuse.
      Da sie keine Klingel fand, klopfte sie an die Tür.
      Nichts geschah.
      Sie klopfte lauter. Das Hämmern hallte die Straße hinunter. Immer noch nichts.
      Janet kniete sich hin und spähte durch den Briefkastenschlitz. Undeutlich sah sie am Fußende der Treppe eine Gestalt auf dem Boden liegen. Eine Frau. Das reichte wohl als Voraussetzung für gewaltsames Eindringen.
      »Wir gehen rein!«, entschied sie.
      Dennis drückte auf die Türklinke. Verschlossen. Er machte Janet Zeichen, aus dem Weg zu gehen, und warf sich mit der Schulter gegen die Tür.
      Wie ungeschickt, dachte sie. Sie hätte Anlauf genommen und mit dem Fuß getreten. Aber Dennis hatte ja Rugby gespielt, fiel ihr wieder ein, da war er mit den Schultern im Laufe der Zeit gegen so viele Arschlöcher geprallt, dass sie kräftig sein mussten.
      Schon beim ersten Versuch flog die Tür auf. Dennis stolperte in den Flur und suchte Halt am Geländer, um nicht über die reglose Gestalt zu fallen.
      Janet folgte ihm auf dem Fuß, im Vergleich zu ihm allerdings gemesseneren Schrittes. Sie schloss die
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