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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt
Autoren: Peter Robinson
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knarzte, der sich ein- und ausschaltende Kühlschrank, eine im Abtropfgitter verrutschte Pfanne oder Tasse. Oder ein Geräusch der Nacht, das sie schweißgebadet und mit klopfendem Herzen aufschrecken und nach Luft schnappen ließ, als würde sie nicht schlafen, sondern ertrinken: der Mann (sie nannte ihn Mr. Bones), dessen Stock beim Gehen rhythmisch auf das Pflaster klopfte, ein Kratzen an der Haustür oder das gequälte Schreien eines Kindes in der Ferne.
      Oder ein Albtraum.
      Ich bin momentan einfach zu schreckhaft, redete Maggie sich ein und lachte über sich selbst. Aber da war es schon wieder! Stimmen, deutlich zu hören. Eine laute Männerstimme.
      Maggie stieg aus dem Bett und tappte zum Fenster. Die Straße namens »The Hill« zog sich den Nordhang des breiten Tales hinauf. Ungefähr auf halber Höhe, wo Maggie wohnte und die Eisenbahnbrücke verlief, standen die Häuser auf der östlichen Straßenseite gute sieben Meter höher. Die Böschung war mit Büschen und Sträuchern bewachsen. An manchen Stellen war das Gestrüpp so dicht, dass Maggie kaum den Fußweg vom Haus zum Bürgersteig fand.
      Der Blick von Maggies Schlafzimmerfenster ging auf die Häuser an der Westseite von The Hill und über sie hinweg auf eine Patchworklandschaft aus Wohnsiedlungen, Ausfallstraßen, Lagerhäusern, Fabrikschornsteinen und Feldern, die sich über Bradford und Halifax bis zu den Pennines erstreckte. An manchen Tagen saß Maggie stundenlang am Fenster, genoss die Aussicht und grübelte über die seltsame Kette von Ereignissen, die sie hierher geführt hatte. Jetzt allerdings, im fahlen Licht vor Einbruch der Morgendämmerung, leuchteten die bernsteinfarbenen Lichthöfe um die Straßenlaternen geisterhaft, als sei die Stadt noch nicht ganz real.
      Maggie stand am Fenster und beobachtete die andere Straßenseite. Sie hätte schwören können, dass direkt gegenüber, in Lucys Haus, die Lampe im Flur brannte. Als sie wieder etwas hörte, wurde ihr klar, dass sie sich nicht geirrt hatte.
      Es war Terrys Stimme, er schrie Lucy an. Maggie konnte nicht verstehen, was er rief. Dann hörte sie einen Schrei, splitterndes Glas und einen dumpfen Aufprall.
      Lucy.
      Maggie befreite sich aus ihrer Starre, griff mit zitternden Händen zum Telefon neben dem Bett und wählte 999.
      Janet Taylor, Police Constable in der Probezeit, stand neben ihrem Streifenwagen und sah zu, wie der silberne BMW brannte. Sie schirmte die Augen vor dem gleißenden Feuer ab, der Wind trug den übel riechenden Qualm von ihr fort. Ihr Kollege, Police Constable Dennis Morrisey, lehnte neben ihr am Wagen. Ein, zwei Schaulustige spähten aus ihren Schlafzimmerfenstern, ansonsten zeigte niemand großes Interesse. Brennende Autos waren in dieser Gegend nichts Besonderes. Nicht mal um vier Uhr morgens.
      Flammen in Orange und Rot, in der Mitte tiefblau und dunkelgrün, gelegentlich violett züngelnd, flackerten in der Dunkelheit und schickten dicke schwarze Rauchwolken in den Himmel. Selbst auf der windabgewandten Seite roch Janet brennendes Gummi und Plastik. Sie bekam Kopfschmerzen, und Uniform und Haar würden noch tagelang stinken.
      Der Einsatzleiter der Feuerwehr, Gary Cullen, trat zu ihnen. Er wandte sich an Dennis, klar, tat er ja immer. Die beiden waren Kumpel.
      »Und, was meinst du?«
      »Aus Spaß geknackt.« Dennis nickte Richtung Auto. »Wir haben das Kennzeichen überprüft. Wurde am frühen Abend gestohlen in einem gutbürgerlichen Viertel in Heaton Moor, Manchester.«
      »Aber warum steht's gerade hier?«
      »Keine Ahnung. Wird schon einen Grund haben, eine offene Rechnung oder so. Vielleicht wollte der sich abreagieren. Oder Drogen. Aber darüber sollen sich die da oben den Kopf zerbrechen. Die werden schließlich fürs Denken bezahlt. Wir sind erst mal fertig. Alles im grünen Bereich?«
      »Alles unter Kontrolle. Und wenn da einer im Kofferraum liegt?«
      Dennis lachte. »Dann ist er inzwischen gut durch, was? Wart' mal kurz, das ist unser Funk, oder?«
      Janet ging zum Streifenwagen. »Ich mach das schon«, sagte sie über die Schulter.
      »Zentrale an 354. Bitte kommen, 354. Over.«
      Janet griff zum Funkgerät. »354 an Zentrale. Over.«
      »Uns wurden Familienstreitigkeiten in The Hill, Hausnummer 35 gemeldet. Ich wiederhole: The Hill. Nummer 35. Bitte übernehmen! Over.«
      O nein, dachte Janet, bloß keine beschissenen Familienstreitigkeiten. Die brachten jeden Bullen auf die
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