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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt
Autoren: Peter Robinson
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musste jemand das Mädchen geliebt, es in den Armen gehalten und nach einem Albtraum mit flüsternden Worten getröstet haben, dann hatte jemand die Schmerzen weggepustet, wenn sie gestürzt war und sich das Knie aufgeschürft hatte. Er würde Geduld haben müssen. Die Forensiker machten gute Arbeit, irgendwann würden die Gebeine ein Geheimnis preisgeben, das eine Identifizierung ermöglichte.
      Gerade als die berühmte »Meditation« am Ende der ersten CD einsetzte, klingelte das Telefon. Er war außer Dienst. Zuerst wollte er nicht abheben, aber dann gewann die Neugier die Oberhand, wie immer.
      Es war Annie Cabbot, und es hörte sich an, als stände sie mitten auf der Straße. Es herrschte ein ohrenbetäubender Lärm: Stimmen, Sirenen, quietschende Bremsen, Geschrei.
      »Annie, wo bist du, um alles in der Welt?«
      »Am Kreisverkehr auf der Ripon Road nördlich von Harrogate«, schrie Annie, damit er sie verstand.
      »Was machst du da?«
      Jemand sprach mit Annie, aber Banks konnte nicht hören, um was es ging. Sie antwortete kurz angebunden und hielt den Hörer wieder ans Ohr. »Sorry, ist ein bisschen durcheinander hier.«
      »Was ist los?«
      »Ich dachte, du solltest Bescheid wissen. Es geht um Janet Taylor.«
      »Was ist mit ihr?«
      »Sie ist mit einem Auto zusammengestoßen.«
      »Sie ist was? Wie geht es ihr?«
      »Sie ist tot, Alan. Tot. Sie bekommen ihre Leiche noch nicht aus dem Wagen, aber sie ist definitiv tot. Ihre Handtasche haben sie rausholen können, meine Karte war drin.«
      »Verfluchte Scheiße.« Banks war wie betäubt. »Wie ist das passiert?«
      »Weiß keiner genau«, erwiderte Annie. »Der Fahrer im Wagen hinter ihr hat gesagt, statt langsamer zu werden, wäre sie einfach auf den Kreisverkehr zugerast und mit dem Auto zusammengekracht, das drin fuhr. Eine Mutter, die ihre Tochter vom Klavierunterricht abholte.«
      »Ach, du meine Güte. Was ist mit denen?«
      »Der Mutter geht's gut. Kleinere Verletzungen. Schock.«
      »Und die Tochter?«
      »Auf der Kippe. Die Sanitäter vermuten innere Verletzungen, aber das kann man erst sagen, wenn sie im Krankenhaus ist. Sie steckt noch im Auto fest.«
      »War Janet betrunken?«
      »Wissen wir noch nicht. Aber es würde mich nicht wundern, wenn Alkohol im Spiel gewesen wäre. Und Janet war depressiv. Keine Ahnung. Vielleicht hat sie versucht, sich umzubringen. Wenn ja, dann ... dann ist das ...« Annie versagte die Stimme.
      »Annie, ich weiß, was du sagen willst, aber selbst wenn sie das mit Absicht getan hat, ist es nicht deine Schuld. Du bist nicht in diesen Keller gegangen, du hast nicht gesehen, was sie gesehen hat, du hast nicht getan, was sie getan hat. Du hast lediglich eine neutrale Ermittlung durchgeführt.«
      »Neutral? Mensch, Alan, ich hab mir fast ein Bein ausgerissen, um ihr zu helfen.«
      »Oder so. Es ist jedenfalls nicht deine Schuld.«
      »Du hast gut reden.«
      »Annie, sie war zweifelsohne betrunken, und sie ist Auto gefahren.«
      »Vielleicht hast du Recht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Janet ein anderes Leben mitreißt, wenn sie sich umbringen will. Egal, betrunken oder nicht, Selbstmord oder nicht, passiert ist es trotzdem, oder?«
      »Es ist passiert, Annie. Aber es hat nichts mit dir zu tun.«
      »Die Politik. Die verfluchte Politik.«
      »Soll ich vorbeikommen?«
      »Nein, es geht schon.«
      »Annie ...«
      »Sorry, ich muss aufhören. Sie holen gerade das Mädchen aus dem Auto.« Sie legte auf. Banks hielt den Hörer in der Hand. Er atmete schnell. Janet Taylor. Noch ein Opfer der Paynes.
      Die erste CD war zu Ende, aber nach diesen Neuigkeiten hatte Banks keine Lust mehr auf die zweite. Er goss sich zwei Fingerbreit Laphroaig ein und ging mit den Zigaretten nach draußen zu seinem Platz am Wasserfall. Während es im Westen orange und violett leuchtete, trank er schweigend auf Janet Taylor und die namenlose Tote in Paynes Garten.
      Aber er hatte keine fünf Minuten draußen gesessen, da beschloss er, zu Annie zu fahren. Er musste bei ihr sein, egal was sie gesagt hatte. Ihre Liebesbeziehung mochte zu Ende sein, aber er hatte versprochen, ihr Freund zu bleiben und ihr zu helfen. Wenn sie seine Hilfe jetzt nicht brauchte, wann dann? Er sah auf die Uhr. Für die Fahrt würde er ungefähr eine Stunde brauchen, wenn er sich beeilte. Dann wäre Annie wohl noch am Unfallort. Wenn nicht, wäre sie im Krankenhaus, und auch
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