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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt
Autoren: Peter Robinson
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aus dem die Albträume sind.
      »Trotz allem, was passiert ist«, fuhr Maggie fort, »möchte ich Ihnen sagen, dass ich dadurch nicht zur Zynikerin werden will. Ich weiß, Sie finden mich naiv, aber wenn ich es mir aussuchen kann, dann bin ich lieber naiv als verbittert und misstrauisch.«
      »Sie haben einen Fehler gemacht, der Sie fast das Leben gekostet hätte.«
      »Glauben Sie, dass Lucy mich umgebracht hätte, wenn Sie nicht gekommen wären?«
      »Was glauben Sie denn?«
      »Weiß nicht. Ich muss noch lange darüber nachdenken. Aber Lucy war ... sie war auch ein Opfer. Sie sind ja nicht dabei gewesen. Sie haben sie nicht gehört. Sie wollte mich nicht umbringen.«
      »Maggie, du liebe Güte, hören Sie sich selbst einmal zu! Sie hat Gott weiß wie viele junge Mädchen ermordet. Sie hätte auch Sie getötet, glauben Sie mir. Wenn ich Sie wäre, würde ich mir das mit dem Opfer schleunigst aus dem Kopf schlagen.«
      »Sie sind aber nicht ich.«
      Banks atmete tief durch und seufzte. »Da haben wir aber beide Glück, was? Was haben Sie jetzt vor?«
      »Was ich vorhabe?«
      »Wollen Sie auf The Hill wohnen bleiben?«
      »Ja, glaub schon.« Maggie kratzte am Verband und blinzelte Banks an. »Eigentlich kann ich sonst nirgends hin. Und ich hab da meine Arbeit. Außerdem hab ich bei der ganzen Geschichte gemerkt, dass ich auch was Gutes bewirken kann. Ich kann für die Menschen sprechen, die es selbst nicht können oder sich nicht trauen. Die Leute hören mir zu.«
      Banks nickte. Er sagte nichts, vermutete aber, dass Maggies öffentliches Eintreten für Lucy Payne ihrer Glaubwürdigkeit als Fürsprecherin misshandelter Frauen geschadet hatte. Vielleicht aber auch nicht. Über die Öffentlichkeit konnte man letzten Endes nur sagen, dass sie sehr launisch war. Vielleicht würde Maggie als Heldin aus der Sache hervorgehen.
      »Sie ruhen sich jetzt besser aus«, sagte Banks. »Ich wollte nur sehen, wie es Ihnen geht. Wir müssen uns später noch mal ausführlicher unterhalten. Aber das eilt nicht. Im Moment nicht.«
      »Ist es noch nicht vorbei?«
      Banks sah ihr in die Augen. Er merkte, dass sie die Episode abschließen, hinter sich lassen und alles gründlich durchdenken wollte, dass sie ihr Leben neu beginnen wollte - Arbeit, gute Taten und so weiter. »Es kann ja noch zum Prozess kommen«, sagte er.
      »Zum Prozess ? Aber ich ...«
      »Wissen Sie denn nicht Bescheid?«
      »Worüber?«
      »Ich dachte ... oh, Scheiße.«
      »Ich hab nicht besonders viel mitbekommen, bei den ganzen Medikamenten und so. Was ist denn?«
      Banks beugte sich vor und legte ihr die Hand auf den Arm. »Maggie«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das beibringen soll, aber Lucy Payne ist nicht tot.«
      Maggie entzog ihm den Arm und riss die Augen auf. »Nicht? Aber das verstehe ich nicht. Ich dachte ... ich meine, sie ...«
      »Sie ist aus dem Fenster gesprungen, ja, aber sie hat sich nicht tödlich verletzt. Ihr Vorgarten ist so zugewachsen, Maggie, dass die Büsche Lucys Sturz abgefangen haben. Bloß ist sie auf der scharfen Kante einer Treppenstufe aufgekommen und hat sich das Rückgrat gebrochen. Es sieht schlimm aus. Sehr schlimm. Das Rückenmark ist ernsthaft verletzt.«
      »Was heißt das?«
      »Die Chirurgen wissen noch nicht, wie weit reichend ihre Verletzungen sind - sie müssen noch viele Untersuchungen durchführen -, aber sie gehen davon aus, dass sie vom Hals abwärts gelähmt sein wird.«
      »Aber sie ist nicht tot?«
      »Nein.«
      »Muss sie im Rollstuhl sitzen?«
      »Wenn sie überlebt.«
      Maggie schaute wieder zum Fenster. In ihren Augen schimmerten Tränen. »Dann ist sie jetzt doch im Käfig.«
      Banks stand auf. Er konnte Maggies Mitleid für eine Mörderin junger Mädchen nur schwer ertragen. Er befürchtete, dass er es später bereuen könnte, wenn er nun etwas sagte. Als er an der Tür war, hörte er eine leise Stimme: »Superintendent Banks?«
      Mit der Hand auf dem Türknauf drehte er sich um. »Ja?«
      »Vielen Dank.«
     
    »Alles in Ordnung, Schätzchen?«
      »Ja, wieso?«, entgegnete Janet Taylor.
      »Nichts«, sagte der Kassierer. »Bloß ...«
      Janet nahm die Flasche Gin von der Theke, bezahlte und verließ die Spirituosenhandlung. Was hatte der Typ bloß? War ihr plötzlich ein zweiter Kopf gewachsen oder was? Es war Samstagabend, und seit ihrer Verhaftung und Freilassung auf Kaution am
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