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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt
Autoren: Peter Robinson
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Räucherstäbchen penetranter Gestank von verstopften Abflussrohren und verwestem Fleisch, anstößige Zeichnungen an den geweißten Wänden. Da ging es schon los.
      Plötzlich war jemand hinter ihnen. Dennis wirbelte herum und griff nach seinem Schlagstock, aber er war nicht schnell genug. Eine Machete fuhr ihm über die Wange und schlitzte sie vom Auge bis zu den Lippen auf. Noch ehe Dennis die Hand heben konnte, um das Blut aufzuhalten, ehe er einen Schmerz verspürte, holte der Mann abermals aus und zog ihm die Klinge quer über den Hals. Dennis gab ein gurgelndes Geräusch von sich und sackte in die Knie, die Augen weit aufgerissen. Warmes Blut spritzte Janet ins Gesicht und sprühte abstrakte Muster an die geweißten Wände. Der süßliche Geruch brachte sie zum Würgen.
      Ihr blieb keine Zeit zum Nachdenken. Die hat man nicht, wenn es hart auf hart kommt. Janet wusste nur, dass sie Dennis im Moment nicht helfen konnte. Noch nicht. Der Mann mit dem Messer war noch da, sie musste ihn ausschalten. Warte, Dennis, flehte sie stumm. Warte.
      Der Mann wollte weiter auf Dennis eindreschen, war noch nicht fertig mit ihm. Das gab Janet Gelegenheit, ihren Schlagstock mit Seitengriff zu lösen. Es gelang ihr, den Griff so zu fassen, dass der Stock schützend an der Außenseite ihres Unterarmes lag. Der Mann ging auf sie los. Er machte ein überraschtes, verwundertes Gesicht, als die Machete nicht in Janets Fleisch versank, sondern vom harten Knüppel pariert wurde.
      Damit war Janet im Vorteil. Scheiß auf Technik und Training. Sie holte aus und traf den Mann an der Schläfe. Er verdrehte die Augen und fiel gegen die Wand, rutschte aber nicht herunter. Sie trat einen Schritt näher und zielte auf die Hand,, in der er die Machete hielt. Krachend brach sein Gelenk. Er schrie auf, die Waffe fiel zu Boden. Janet stieß sie mit dem Fuß in die hinterste Ecke, zog den Knüppel aus, umschloss ihn mit beiden Händen, holte aus und schlug erneut seitlich gegen den Kopf. Der Mann wollte zu seiner Machete kriechen, aber sie knallte ihm abermals mit voller Wucht den Stock auf den Hinterkopf, auf die Wange und auf die Schädelbasis. Er bäumte sich auf, noch immer kniend, Obszönitäten sprudelten aus ihm heraus, und sie hieb ein letztes Mal zu und zertrümmerte seine Schläfe. Er fiel gegen die Wand und zog mit dem Kopf einen langen dunklen Streifen über die weiße Tünche, bis er mit ausgestreckten Beinen liegen blieb. Rosa Blasen schäumten aus seinem Mund, dann war Ruhe. Janet gab ihm noch einen, mit beiden Händen um den Knüppel drosch sie von oben auf den Schädel. Dann nahm sie die Handschellen und schloss ihn an eines der Rohre unten an der Mauer. Als er stöhnte und sich bewegte, schlug sie ein letztes Mal zu, wieder beidhändig von oben auf den Kopf. Als er sich nicht mehr regte, ging sie zu Dennis.
      Er bewegte sich noch, aber inzwischen quoll weniger Blut aus der Wunde. Dunkel erinnerte sich Janet an ihre Ausbildung in erster Hilfe. Sie faltete ihr Taschentuch zu einer Kompresse und drückte es fest auf die durchtrennte Arterie, um die Enden zusammenzuhalten. Dann versuchte sie, auf ihrem Funkgerät einen Notruf abzusetzen: Kollege braucht dringend Hilfe. Aber es funktionierte nicht. Es rauschte nur. Ein Funkloch. Was sollte sie machen? Sie konnte nur sitzen bleiben und auf den Krankenwagen warten. So wie Dennis zugerichtet war, konnte sie nicht nach draußen gehen und ihn allein lassen.
      Und so hockte sich Janet im Schneidersitz hin, legte Dennis' Kopf auf ihren Schoß, wiegte ihn und murmelte ihm sinnloses Zeug ins Ohr. Der Krankenwagen kommt gleich, sagte sie. Es wird schon wieder, immer mit der Ruhe. Aber so fest sie die Kompresse auch auf die Wunde drückte, das Blut sickerte trotzdem auf ihre Uniform. Sie spürte die warme Flüssigkeit an ihren Fingern, an Bauch und Oberschenkeln. Bitte, Dennis, warte, flehte sie, warte bitte.
     
    Über Lucys Haus zog die schmale Sichel eines zunehmenden Mondes einen blassen silbernen Bogen um den dunklen Neumond. Der alte Mond in den Armen des neuen. Ein schlechtes Zeichen. Seeleute hielten dieses Himmelsphänomen, besonders durchs Fernglas betrachtet, für den Vorboten von Sturm und vielen verlorenen Menschenleben. Maggie erschauderte. Sie war nicht abergläubisch, aber die Erscheinung machte sie frösteln. Der Mond streckte die Hände aus und versuchte sie aus einer fernen Zeit zu erreichen, als die Menschen den Zeichen des Himmels, wie beispielsweise den
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