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Seekers - Feuer im Himmel - Band 5

Seekers - Feuer im Himmel - Band 5

Titel: Seekers - Feuer im Himmel - Band 5
Autoren: Erin Hunter
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1. KAPITEL
    Lusa
    Goldene, grüne und blassrote Lichtstreifen durchzogen den Nachthimmel und schimmerten wie Farbwolken zwischen den glitzernden Sternen. Das Licht tanzte über das Fell der Bären, die, den Blick nach oben gerichtet, am Meeresufer standen. Lusa blinzelte und trat unruhig von einer Tatze auf die andere. Für sie war das eine völlig neue Erfahrung. Im Bärengehege hatte sie nie etwas so Schönes gesehen, auf der langen Reise mit ihren Freunden nie etwas so Merkwürdiges erlebt.
    Ujurak hatte bestimmt recht: Das musste ein Zeichen sein. Das Feuer im Himmel war ihnen von den Geistern geschickt worden, damit sie auf das Eis hinausgingen.
    Beim Blick auf das murmelnde Meer und die endlose weiße Leere dahinter, das Ewige Eis, bekam sie Angst. Der raue Sand unter ihren Tatzen war beruhigend. Zwar hing ihr noch der Gestank der Flachgesichter und des klebrigen schwarzen Zeugs in der Nase, das Ujurak »Öl« nannte, aber sie roch auch frisches Gras und hörte in der Nähe kleine Tierchen krabbeln. Das sanfte Plätschern des Flusses hinter ihnen erzählte von Fischen, die nur darauf warteten, gefressen zu werden.
    Doch draußen auf dem Eis fand sich nichts, keine Beeren, keine Larven, keine Kaninchen, keine Bäume. Für Schwarzbären gab es keine Nahrung, keinen Unterschlupf und nicht einmal Gerüche, die sie leiteten. Es gab nichts als die kalte Leere erstarrten Wassers. Wie sollten sie dort nur die Wildnis retten?
    »Ujurak.« Lusa gab dem kleinen Grizzlybären einen Stups mit der Nase. »Bist du dir ganz sicher? Bedeutet das Zeichen wirklich, dass wir da hinaus müssen?« Sie nickte mit dem Kopf zum Eis hin.
    In Ujuraks dunklen Augen lag ein merkwürdiger Ausdruck. Lusa kannte diesen Blick. Ujurak sah Dinge, die für andere unsichtbar waren. »Ich bin mir völlig sicher«, erwiderte er. »Kallik muss uns jetzt in ihre Welt führen.«
    Lusa drehte sich zu ihrer Freundin um. Die Eisbärin stand mit erhobener Schnauze da und sog die Düfte des Eises und des Meeres ein, so tief es nur ging. Das Mondlicht tupfte ihr silberne Flecken aufs Fell, ihre Muskeln zitterten. Es bereitete ihr wohl Mühe, an Land zu bleiben, während das endlose Eis sie lockte, an ihren Tatzen zerrte. Lusa wünschte, sie könnte Kallik verstehen. Was fand sie nur an dieser Leere?
    Aber Lusa musste tapfer sein. Vielleicht war es auf dem Eis aufregender, als sie sich vorstellen konnte? Jedenfalls war es völlig anders als im Bärengehege.
    »Und wenn wir aufs Eis gehen, können wir dann wirklich die Wildnis retten?«, fragte sie Ujurak. »Können wir verhindern, dass die Flachgesichter weiter das Land aufreißen und alles zerstören?«
    Ujurak senkte den Kopf und zog mit den Krallen tiefe Furchen in den Sand. »Ich weiß es nicht«, gab er zu. »Ich weiß nicht, was wir gegen die Flachgesichter ausrichten können, aber ich glaube, wir müssen aufs Eis. Das Feuer am Himmel muss etwas zu bedeuten haben. Das spüre ich. Das Land ist hier zwar zu Ende, aber meine Reise, unsere Reise, muss weitergehen.«
    Er ließ den Blick wieder übers Eis wandern. Lusa zitterte und das lag nicht nur am bitterkalten Nachtwind.
    »Pah!«, schnaubte da Toklo hinter ihnen. »Wenn ihr mich fragt, habt ihr Hummeln im Hirn.« Er machte kehrt und marschierte auf ein Gebüsch aus struppigen Sträuchern zu.
    Oh nein! , dachte Lusa. Ohne Toklo konnten sie nicht weiterwandern! Die Bären hatten sich schon einmal getrennt, als Toklo in die Berge gegangen war, um das einsame Leben eines Grizzly zu führen. Lusa wusste nicht genau, warum er zu ihnen zurückgekehrt war – hoffentlich, weil er es sich wirklich anders überlegt hatte. Sie hatte ihn schrecklich vermisst, und vor allem war ihr klar geworden, dass sie ihn brauchten. Sie mussten die Wildnis gemeinsam retten. Es war kein Zufall, dass sie sich kennengelernt und zusammen schon so weit gekommen waren. Warum sah er das nur nicht ein?
    »Toklo, warte!«, rief sie. »Was ist mit dem Feuer am Himmel? Das sind keine Hummeln, das ist ein Zeichen!«
    Toklo wandte den Kopf und blitzte sie aus seinen schwarzen Augen an. »Ich sage ja nur, dass wir etwas fressen müssen, bevor wir uns auf den Weg machen.«
    Erleichterung durchströmte Lusa. Toklo kam mit! Vielleicht hatte ihn das Feuer am Himmel stärker beeindruckt, als er zugeben wollte. Lusa fragte sich, woran Toklo eigentlich glaubte. Die Sterne hatten für ihn jedenfalls nicht dieselbe Bedeutung wie für sie und Kallik. Aber wenn er nicht daran glaubte, dass die Sterne
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