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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei
Autoren: Schubert Stefan
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Eindrücke lassen auf einen skrupellos ausgeführten Auftragsmord schließen, und es ergeben sich noch weitere alarmierende Umstände. Im Bürogebäude wurde keine Waffe gefunden. Das bedeutet, dass die Killer über mindestens eine Schusswaffe verfügen, die sie rücksichtslos einsetzen werden.«
    Lähmendes Entsetzen breitete sich im Wagen aus, die Welt schien stillzustehen, das Funkgerät verstummte und blieb stumm. Es folgte kein Lachen, keine Aufklärung über einen misslungenen Witz. Das alles war Realität. Die Stille lastete schwer auf den fassungslosen Beamten. Ihr Herz raste und pumpte Unmengen von Adrenalin durch ihre Blutbahnen, aber das half nicht, das Vernommene zu verarbeiten, im Gegenteil. Begriffe rasten durch ihre Köpfe, während sie mit einem Tunnelblick durch die Landschaft rasten, die mit 130 Stundenkilometern an ihnen vorbeirauschte. Es gelang ihren Gehirnen nicht, die Worte in einen geordneten Zusammenhang zu bringen: Mörder – Russen – Firmensitz – Observation – Auftragsmord – Hinrichtung – ihre Observation – ihr Einsatz – ihr Fehler!?
    War es ihr Fehler gewesen? Ein Mensch war praktisch vor den Augen von Polizisten erschossen worden. Vor ihren Augen! Keine 40 Meter von ihnen entfernt. Ach, du Scheiße, das konnte doch nicht wahr sein. Es musste sich um einen Traum handeln, um einen schrecklichen Albtraum. Aber sie wachten nicht auf, dies war die Wirklichkeit. Ein Mensch war zu Tode gekommen, und sie hätten es verhindern können, oder?
    Der Fahrer steuerte den Wagen wie in Trance, und glücklicherweise herrschte jetzt nach 21.00 Uhr selbst auf der Warschauer Allee wenig Verkehr. Der Beifahrer löste seinen starren Blick vom Armaturenbrett und richtete seine Augen 30 Meter nach vorne auf das personifizierte Böse, auf die Mörder.
    Die Leitstelle gönnte ihnen etwas Zeit, um das Grauenhafte zu begreifen, dann wurde deutlich behutsamer noch einmal nachgefragt: »Haben Sie verstanden, was ich gerade gesagt habe? In dem Wagen vor Ihnen sitzen zwei Mörder mit mindestens einer Schusswaffe. Bleiben Sie ruhig, fahren Sie nicht zu dicht auf, und verlieren Sie die Russen um Gottes willen nicht. Verstanden? Sind Ihnen die Personalien bekannt und deren Adresse?«
    »Ja, die Personalien sind bekannt, Adresse, Umfeld, alles. Wir verlieren sie auch auf keinen Fall. Der Wagen ist mit einem Peilsender verwanzt. Wie geht es jetzt weiter?«
    »Wir haben Ihnen schon Verstärkung geschickt, die Sie ab der nächsten Autobahnauffahrt unterstützt. Parallel läuft die Alarmierung eines Spezialeinsatzkommandos, das den Zugriff durchführen wird. Ich wiederhole, Sie unternehmen nichts, auf keinen Fall versuchen Sie einen Zugriff. Das SEK übernimmt das. Verstanden?«
    »Ja, verstanden. Wir bleiben im Hintergrund und observieren weiter. Kein Zugriff. Zugriff führt das SEK aus.«
    »Gut, fallen Sie nicht auf, wir melden uns, sobald wir näheres Vorgehen geplant haben. Ende.«
    Apathisch befestigte der Beifahrer das Funksprechgerät in der Halterung und bemühte sich, einen klaren Gedanken zu fassen. Es fiel ihm sehr schwer. Der nächste Griff galt intuitiv seiner Waffe. Er zog sie aus seinem Schulterholster, kontrollierte ihren Ladezustand und legte sie auf seinen Oberschenkel, was ihm einen irritierten Blick seines Kollegen einbrachte. Nach einer Minute wurde ihm bewusst, wie unsinnig seine Handlung gewesen war. Eine geladene Pistole gehörte während einer Autobahnfahrt nicht in die Hand eines Polizisten, sondern sicher verstaut ins Holster. Er steckte die Waffe zurück, schlug seine Hände vor das Gesicht und schüttelte energisch den Kopf. »Nein, nein, nein. Das darf doch nicht wahr sein.«
    Er schaute seinen Kollegen an, und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass der noch schlimmer dran war als er selbst, denn er musste sich auf die Autobahnfahrt und die Verfolgung der Russen konzentrieren, der Mörder.
    »Geht’s bei dir noch? Soll ich dich ablösen beim Fahren?«
    »Nein, schon gut, alles okay. Ist das wirklich uns passiert?«
    Nach dem ersten Schock gingen sie alle Details der Observation im Kopf durch. Hatte es irgendein Anzeichen für diese Tat gegeben? Hinweise in abgehörten Telefonaten? Stand der Mord im Zusammenhang mit den Aktivitäten des Menschenhändlerringes, oder war es eine private Abrechnung? Hatten sie übersehen, dass Piotr, als er das Firmengelände betrat, eine Pistole in seiner Hand gehabt hatte? Nein, sie waren sich beide sicher, keine Pistole gesehen zu haben, eigentlich.
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