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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei
Autoren: Schubert Stefan
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Anlaufpunkten, sehr ungewöhnlich. Sie verlangsamten ihre Geschwindigkeit und steuerten in angemessenem Abstand in eine Parkbucht, um nicht ihre Enttarnung zu riskieren. Sie hielten, ihrem Auftrag gemäß, Abstand. Zu viel Abstand?
    In einiger Entfernung sahen sie eine Tankstelle und dahinter ein Firmengebäude. Die Tankstelle war hell erleuchtet, doch außer einem Kassierer schien die Niederlassung eines britischen Ölmultis verlassen zu sein. In dem zweigeschossigen Bürogebäude waren der Eingangsbereich und sämtliche Fenster in Dunkelheit gehüllt, nur zwei Büros im oberen Stockwerk waren beleuchtet. Durch das Fernglas mit Restlichtverstärker erkannten die Beamten das Firmenschild, es war der Sitz einer bundesweit tätigen Immobilienverwaltungs-GmbH.
    Da sich im Moment nichts weiter tat, nutzte der Beifahrer die Zeit, schnappte sich das Funkgerät und wechselte auf den Polizeikanal der hiesigen Polizeibehörde, um sich in dem fremden Revier anzumelden. Dies war weniger der Höflichkeit geschuldet, sondern diente der Information der vor Ort arbeitenden Kollegen. Denn die Klassiker von Polizeipannen und Enttarnung verdeckter Polizisten in B-Movies sind keine Hirngespinste von durchgeknallten Autoren, sondern entstammen der Realität. Notrufe von besorgten Bürgern und Nachbarn lösten schon so manchen ungewollten Zwischenfall und die Enttarnung geheimer Einsätze aus.
    »Schicken Sie bitte einen Streifenwagen vorbei, Herr Wachtmeister, in dem dunklen Auto sitzen bereits eine ganze Weile zwei düstere Gestalten, zwei Männer. Meine Frau hat Angst, bitte schicken Sie einen Wagen.«
    Gern erzählt wird auch der zweite Klassiker: Der stundenlang im Auto sitzende Polizist nutzt einen lang ersehnten Stopp zum Urinieren und schlägt sich dafür in die Büsche, selbstverständlich mit seinem Holster und der Pistole an seinem Körper. Der Notruf einer besorgten Bürgerin könnte dann in etwa lauten: »In dem Gebüsch vor meinem Küchenfenster steht ein Mann mit einer Schusswaffe und seinem Penis in der Hand«, und könnte einen Großeinsatz inklusive SEK-Alarmierung auslösen. Des Weiteren wäre damit der verdeckte Einsatz aufgeflogen und im schlimmsten Fall womöglich wochenlange akribische Ermittlungsarbeit vergebens gewesen.
    Um solcherlei Unannehmlichkeiten zu vermeiden, melden sich fremde Polizeikräfte stets bei der Einsatzleitstelle der heimatlichen Behörde an: »11/01 für 16/32, befinden uns mit zwei Beamten in Ihrem Bereich zur mobilen Observation.«
    Darauf wird die Leitstelle die genaue Adresse erfragen und sich erkundigen, ob ein größerer Einsatz bevorsteht. Je nach Standort kann der Dienstgruppenleiter des örtlichen Reviers informiert werden und entsprechend reagieren, falls besorgte Bürgeranrufe eingehen. Auch bei einer plötzlichen Eskalation der Observation durch Gewalttaten oder eine Schießerei kann die Leitstelle dann die eintreffenden Polizisten anleiten. »Achtung beim Einschreiten. Eine Seite gehört zu uns, das sind Kollegen.«
    Die Notwendigkeit, über fremde Polizeikräfte in der Stadt Bescheid zu wissen, sollte von den tragischen Ereignissen dieser Nacht bestätigt werden. Doch mit so einem schicksalhaften Verlauf rechnete niemand.
    Die beiden Russen hatten den Wagen mittlerweile verlassen und bewegten sich auf dem Firmengelände. Piotr vermochten die Polizisten noch optisch zu folgen, aber Janus verschwand aus ihrem Blickfeld. Piotr schritt zielstrebig zum Eingang der Immobilienverwaltung. Dort öffnete sich plötzlich, ohne irgendwelche Anzeichen, die Tür, woraufhin Piotr eintrat und von der Dunkelheit verschluckt wurde. Die Beamten rutschten unruhig auf ihren Sitzen hin und her und schauten sich fragend an. »Hast du eine Person bemerkt, die die Tür geöffnet hat, oder hast du gesehen, ob er geklingelt hat?«
    Keiner von beiden hatte etwas bemerkt. Sie beratschlagten kurz ihr taktisches Vorgehen, aber ein Aussteigen und Anschleichen an das Bürogebäude war sinnlos, da das einzige Licht im zweiten Stock brannte, sodass sie ohnehin nichts sehen würden. Außerdem waren sie sich nicht sicher, ob Janus von ihnen unbemerkt auch in das Gebäude gelangt war oder im Umfeld herumlungerte.
    Ihr Auftrag lautete verdeckte Aufklärung, sie durften kein Risiko einer Enttarnung eingehen und so womöglich das gesamte aufwendige Ermittlungsverfahren gefährden. Daher entschieden sie sich dafür, in ihrem Ford Mondeo zu bleiben, und arbeiteten weiter streng nach Dienstvorschrift. Sie füllten das
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