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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei
Autoren: Schubert Stefan
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Observationsprotokoll aus, schauten auf die Uhr, notierten die genaue Uhrzeit, Örtlichkeit und das Verhalten der Zielpersonen und harrten der Dinge, die passieren würden. Routine. Doch heute Nacht wurde daraus tödliche Routine.
    Nach überraschend kurzer Zeit verließ Piotr das Firmengebäude wieder und ging zielstrebig zu seinem Wagen. Nun waren die beiden Bundespolizisten absolut ratlos und schauten sich nur wortlos an. Eine stundenlange Fahrt in der Dunkelheit für einen Kurzbesuch im gediegenen Sitz einer großen Immobiliengesellschaft? Der Russe war höchstens ein oder zwei Minuten im Gebäude verschwunden gewesen, viel zu kurz für ein Gespräch oder die Übergabe von Geld, Drogen oder sonstigen Dingen. Eine Übergabe war auszuschließen, da sie durch das hochauflösende Fernglas beobachtet hatten, dass Piotrs Hände leer gewesen waren, keine Tasche, kein Koffer, nichts. Der Russe ließ sich auf dem Beifahrersitz neben Janus nieder, und schon fuhr das verwanzte Auto vom Firmengelände und fädelte sich in den allabendlichen Großstadtverkehr ein. Die Menschenhändler beachteten das Tempolimit, blinkten beim Abbiegen und wirkten auf den ersten Blick wie vorbildliche Straßenverkehrsteilnehmer. Einer der beiden Polizisten zuckte mit den Schultern und startete den Motor. »Was soll ’ s, fahren wir, vielleicht erfahren wir ja später mehr, wenn wir die Firma und deren Chef durch den Computer jagen.«
    Die Beamten folgten den Russen und stellten fest, dass es die beiden offenbar nach Hause zog. Sie fädelten sich nämlich auf dem nächsten Autobahnzubringer der A 2 auf ihre Heimatroute ein. Den beiden Observierern war das mehr als recht, sie begannen sich langsam wieder zu entspannen, und verdrängten die Gedanken an den kuriosen Ausflug und den unerklärlichen Zwischenstopp. Vielmehr stellten sie sich auf einen unverhofft frühen Feierabend ein und berechneten den wahrscheinlichen Zeitpunkt. Die Russen würden auf direktem Weg etwa eine Stunde bis zu ihrer Wohnung in einer Großstadt des Ruhrgebietes benötigen. Danach würden sie selbst eine halbe Stunde Nachschau betreiben, um sich zu vergewissern, dass die Kriminellen heute Nacht keine weiteren Fahrten mehr planten, und dann hieß es ab nach Hause. Sie überlegten bereits, was sie als Erstes tun sollten, falls sie es bis 23.00 Uhr nach Hause schaffen sollten, den leckeren Bolognese-Auflauf im Backofen verzehren oder die Ehefrau zu einem unverhofften Schäferstündchen überreden? Die Stimmung der beiden Bundespolizisten wurde immer besser, und es breitete sich gerade ein bübisches Grinsen der Vorfreude in ihren Gesichtern aus, als ein furchtbarer Funkspruch alle Überlegungen hinfällig machte. Die Polizeileitstelle der soeben verlassenen Stadt meldete sich bei ihnen. Der Tonfall des Behördenleiters ließ die erfahrenen Polizisten nichts Gutes ahnen. Hart, direkt und keinen Widerspruch duldend, ratterte er eine Reihe von Fragen herunter wie in einem Verhör. Eigentlich war dieser Ton unter Kollegen nicht üblich, daher beschlich die beiden Bundespolizisten ein zunehmend schlechtes Gefühl. Ohne zu zögern, beantworteten sie kurz und genau alle Fragen: Wie lautet die genaue Anschrift des Observationsobjektes? Welches Firmengebäude wurde betreten? Wann genau wurde das Gebäude betreten und verlassen? Gab es Auffälligkeiten? Eine Geräuschentwicklung? Wie viele Personen unterlagen der Observation? Sind diese Männer einer Gruppe zuzuordnen? Wo halten sich diese Männer jetzt auf? Wie lautet ihre genaue Position? Besteht die Observation noch?
    »Ja, sie besteht noch, sie fahren keine 30 Meter vor uns in Richtung Ruhrgebiet. Aber würden Sie uns jetzt bitte mal mitteilen, was diese ganzen Fragen sollen?«, beschwerte sich der mittlerweile verärgerte Beifahrer und suchte zur Unterstützung Blickkontakt zum Fahrer, der das Observationsfahrzeug mit 130 Stundenkilometern in der mittleren Spur hielt.
    Für einige Zeit verstummte das Funkgerät, der Dienstgruppenleiter (DGL) der Leitstelle schien die richtigen Worte zu suchen. Dann kündigte ein Krächzen im Lautsprecher seine nächsten Sätze an. »Im Wagen vor Ihnen sitzen zwei Mörder. Die von Ihnen observierten Männer haben unter Ihrer Beobachtung das Gebäude betreten und den Geschäftsführer der Immobilienverwaltungs-GmbH erschossen. Der Tatort gleicht einer Hinrichtungsstätte, sie haben ihm zweimal in den Kopf und durch den Rücken ins Herz geschossen. Der Mann verstarb noch in seinem Büro. Die ersten
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