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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei
Autoren: Schubert Stefan
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Aber was war jetzt noch sicher? Hatten sie einen Schuss gehört? Nein. Einen Schrei? Nein. Niemand hatte um Hilfe gerufen. Hatte Piotr anders gewirkt, angespannter als sonst, als er die Immobilienverwaltung verlassen hatte? Nein, der gleiche abweisende und kalte Blick wie immer. Und auch da hatte er keine Pistole in der Hand. Glaubten sie zumindest. Sie atmeten erst einmal durch. Einen dummen Bock, einen Riesenfehler schienen sie sich nicht geleistet zu haben. Es war alles nur verdammt blöd gelaufen. Observationen mithilfe der neuesten technischen Errungenschaften waren ja schön und gut, aber in Gehirne skrupelloser Gangster vermochte auch eine 20 000 Euro teure Maschine nicht zu blicken und sie erst recht nicht.
    Bei all der Tragik der letzten Stunden und allem Mitgefühl für das Opfer erleichterte sie diese Einschätzung ein wenig. Denn ein grober Fehler hätte auch das Ende ihrer Polizeikarrieren bedeuten können, und sie hatten doch Frau und Kinder zu versorgen und mussten ihre Kreditraten abbezahlen. Nachdem sie sich gegenseitig versichert hatten, dass es keine Anzeichen dafür gab, dass sie irgendwelche Fehler begangen hatten, beruhigten sie sich ein wenig, und die eigenen Zukunftsängste wichen. Doch trotz aller Überlegungen blieb eines bestehen: Sie spürten starke Schuldgefühle, diesen Mord nicht verhindert zu haben.
    Mit dem Grübeln war schlagartig Schluss, als sich die Verstärkung per Funk ankündigte. Zwei schwere BMW-Limousinen rasten heran, ein X 5 und ein Kombi, in denen jeweils drei grimmig-entschlossen dreinblickende Männer saßen. Das Spezialeinsatzkommando war da.
    Über Funk gaben die beiden Bundespolizisten eine genaue Personenbeschreibung inklusive Bekleidung und einer Tätereinschätzung anhand der bereits seit Wochen ermittelten Fakten ab. Das SEK übernahm ab sofort die Leitung für das weitere taktische Vorgehen und wies die Bundespolizisten an, sich 100 Meter zurückfallen zu lassen. Sie sollten die Verfolgung der beiden Mörder nur noch per Peilsender absichern. Ständig wechselnde Pkws weiterer Unterstützungskräfte an der Spitze übernahmen nun die visuelle Observation. Die Entscheidung für einen Zugriff war ebenfalls gefallen, falls nicht eine weitere unvorhersehbare und gravierende Wendung eintreten würde. Die 50 Kilometer entfernte Wohnung der Russen war für die gefährliche Festnahmeaktion ausgewählt worden. Dies entsprach dem üblichen Zugriffsverhalten einer Spezialeinheit. Unmittelbar nach einer Tat, in diesem Fall einem Mord, waren die Täter noch zu aufgekratzt und aufgeladen und würden in ihrem Adrenalin- und Testosteronrausch wild um sich ballern. Die Killer sollten sich in Sicherheit wiegen und glauben, mit dem Mord davongekommen zu sein. Außerdem vermied das SEK den Zugriff bei einer mobilen Lage möglichst und gab den Tätern somit weitere Zeit, sich zu beruhigen. Ein zusätzliches Zugriffsteam hielt sich bereits am Wohnort der Russen auf, um das Gebiet zu sondieren und aufzuklären. Die Falle war gestellt, nun musste sie nur noch zuschnappen.
    Doch 20 Kilometer später bogen die Russen plötzlich von der Autobahn ab, zwei Ausfahrten früher als eingeplant, und setzten ihre Fahrt auf einer dunklen, abgelegenen Landstraße fort. Die Stimmen an den Dutzenden Funkgeräten überschlugen sich. Die Situation musste neu bewertet und gegebenenfalls eine andere Entscheidung getroffen werden. Auch war die Verfolgung nun deutlich erschwert worden, und eine schnellere Zirkulation der Einsatzteams an der Spitze war notwendig. Und eine große Unbekannte gab es: Warum bogen die zwei Mörder jetzt ab?
    Die Geschehnisse nahmen ihren Lauf, das erste Überwachungsfahrzeug meldete sich per Funk: »Es gab Bewegung im Auto, der Beifahrer hat auf seiner Seite das Fenster geöffnet und einen Gegenstand aus dem Fenster geworfen. Wir haben nur einen Schatten gesehen und die Wurfbewegung des Russen. Der nächste Leitpfosten zeigt als Kilometerzahl 56,3 an, davon ungefähr zehn Meter zurück zwischen dem Gras und dem beginnenden Tannenwald.«
    Die beiden letzten der mittlerweile acht Verfolgungsfahrzeuge hielten an und suchten mit ihren großen MAG-Lite-Taschenlampen den Bereich ab, allerdings erfolglos. Doch der polizeiliche Instinkt sagten ihnen, dass es hier etwas zu holen gab. Sie forderten über die Einsatzleitstelle einen Sprengstoffspürhund an und setzten die Suche fort. Eine richtige Entscheidung.
    Hatten die Russen die Autobahn verlassen, um Beweise verschwinden zu
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