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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei
Autoren: Schubert Stefan
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bestand aus zwei Männern des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) der Bundespolizei.
    Nach bestandener Polizeiausbildung und einer gewissen Zeit des Erfahrungssammelns im normalen Polizeidienst kann sich ein interessierter Bewerber für eine Verwendung im Mobilen Einsatzkommando bewerben. Um zu dieser Spezialeinheit innerhalb der Polizei zu gelangen, muss er zuerst das anspruchsvolle Auswahl- und Eignungsverfahren bestehen und durchläuft anschließend eine MEK-Grundausbildung. Die Schwerpunkte liegen dabei auf dem Erlernen von Observationstaktiken und dem Umgang mit den speziellen Eigensicherungs- und Zugriffstechniken, der Observationstechnik, dem Waffenhandling und einem auf die Bedürfnisse abgestimmten Fahrertraining. Daneben gehört ein forderndes Sporttraining dazu, um die hohen körperlichen Anforderungen zu erfüllen. Danach ist durch eine Vielzahl von angebotenen Schulungen eine weitere Spezialisierung zum Beispiel im Bereich der Videoobservation oder Lauschtechnik möglich.
    Die Hauptaufgaben der MEKs der Länder und des Bundes liegen in der verdeckten Observation von Beschuldigten. Dieser Arbeit folgt meist der sehr unbeliebte Papierkram: das Erstellen von Observationsprotokollen, die Zuordnung von gefertigten Lichtbildern und Videoaufnahmen, das Sammeln von Daten der Kontaktpersonen, Personalien und Kfz-Kennzeichen und die Peilung und Nachverfolgung von Handys. Die Mobilen Einsatzkommandos überwältigen auch Straftäter und führen vermehrt Festnahmen durch, um die stark beanspruchten Spezialeinsatzkommandos zu entlasten. Falls es sich bekanntermaßen um äußerst brutale und bewaffnete Täter handelt, schreitet jedoch meist das Spezialeinsatzkommando ein, die unbestrittene Elite einer jeden Polizeibehörde.
    Doch von einer Festnahmeaktion waren die Ermittler gegen den russischen Schleuserring noch weit entfernt. Jetzt hieß es erst einmal, akribische Ermittlungsarbeit zu leisten, um das Umfeld der beiden Zielpersonen aufzuklären. In welchen Kreisen verkehrten sie? Besuchten sie regelmäßig gleiche Lokale oder Etablissements, und wenn ja, warum? Außerdem mussten Daten ihrer Kontaktpersonen, Personalien, Kfz-Kennzeichen und Handynummern gesammelt werden. Diese Arbeit war meist monoton und langweilig, stellte jedoch den unverzichtbaren Grundstock eines großen Ermittlungsverfahrens dar: Daten sammeln, Zusammenhänge aufklären und erkennen. Vielleicht gelang auch während der Aufklärungsarbeit der lucky punch , die zufällige Aufdeckung einer Straftat. Die beiden Beamten ahnten nicht, wie kurz ihre Ermittlungsarbeit vor einem K. o. stand.
    Mitte Januar, es war kalt und jetzt, gegen 20.00 Uhr an einem Donnerstag, bereits seit Stunden dunkel. Sie folgten ihren Zielpersonen mittlerweile schon mehrere Stunden über Autobahnen und Landstraßen. Gelegentlich fuhren sie auf Sichtnähe an das Auto der beiden Russen heran, um sich zu vergewissern, dass die Ortung ihres Peilsenders immer noch funktionierte und die Wanze nicht womöglich bereits entdeckt war und an einem Lkw Richtung Budapest klebte. Beide waren erfahrene Polizisten und gingen davon aus, dass heute nicht viel passieren würde, so wie normalerweise. Sie rechneten mit dem üblichen Prozedere, dem Besuch bei einem oder zwei Bekannten, einem späten Essen in einem Mittelklasserestaurant und später in der Nacht dem Aufenthalt im Rotlichtviertel einer Großstadt, um Kontakte zu knüpfen und in den Bordellen umherzustolzieren, die der Gruppierung zugeordnet werden. Mit etwas Glück würden die beiden Bundesbeamten Fotos von bisher unbekannten Mitgliedern der Organisation schießen, bislang unentdeckte Mobiltelefone anpeilen und zuordnen und weitere Kfz-Kennzeichen in Erfahrung bringen können. Damit würden sie sich in dieser Nacht schon zufriedengeben.
    Die beiden Beamten verband ein gutes kollegiales Verhältnis, sie hatten schon bei zahlreichen großen Ermittlungsverfahren und langwierigen Observationen zusammengearbeitet. Es gab Wochen und Monate, da verbrachten sie mehr Zeit miteinander als mit ihren Frauen. Manchmal schwiegen sie sich stundenlang an, waren zu müde oder gelangweilt, um ein Gespräch zu führen, oder gönnten ihrem Kollegen einen kleinen Dämmerschlaf. Meistens führten sie aber leidenschaftliche Dialoge, die oft in einem Disput endeten. Dies lag an dem unumstrittenen Thema Nr. 1 bei allen männlichen Polizisten: Fußball. Der jüngere Bundespolizist war glühender Anhänger der heimischen Eintracht aus Frankfurt, sein Kollege ging
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