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Das Buch Der Hundert Vergnügungen

Das Buch Der Hundert Vergnügungen

Titel: Das Buch Der Hundert Vergnügungen
Autoren: Tom Hodgkinson & Dan Kieran (Hrsg.)
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EINLEITUNG
    Das Leben duldet keinen Aufschub; wo ein Genuss
    zu haben ist, da ist es stets bereit dafür.
    Samuel Johnson
    Ziel dieses Buches ist es zu beweisen, dass die besten Dinge im Leben tatsächlich kostenlos zu haben sind. Seit rund zweihundert Jahren sind wir im Westen von der fixen Idee besessen, dass Spaß eine teure Sache sei. Wir placken uns mit Arbeiten ab, die uns überhaupt keine Freude machen, um auf diese Weise Geld zu verdienen, damit wir Dinge tun können, die uns Spaß machen. Nun, das müßige, kostenfreie Vergnügen hilft Ihnen dabei, diesem kostspieligen, enttäuschenden Irrtum zu entkommen. Das müßige Vergnügen hilft uns, auf elegante Weise dem Gedränge und Gehetze der Welt des angestrengten Schuftens und Shoppens zu entgehen und stattdessen in eine Welt der Freude und Freiheit einzutreten. Sich einem Vergnügen aus purer Lust daran hinzugeben ist vielleicht sogar ein Akt der Rebellion, was ihm einen gewissen zusätzlichen Reiz verleiht. Seit Martin Luther und all den freudlosen Puritanern nach ihm hat sich die protestantische Kirche gegen Vergnügungen ausgesprochen, weil sie zum ernsthaften Geschäft der Erlösung und des Geldverdienens nichts beitragen. Vergnügen, insbesondere wenn man nichts dafür bezahlen muss, ist in höchstem Maße nutzlos. Es trägt nichts zum Wirtschaftswachstum bei. »Das Verbrechen des Müßiggangs wird von dem Augenblick an vergeben, in dem es zum Konsum anregt«, schreibt der belgische Philosoph Raoul Vaneigem in Das Buch der Lüste . Und er fährt fort: »Nicht um weniger zu leiden, sondern um besser zu genießen, will ich kämpfen.«
    Müßige Vergnügungen haben mit Selbstbestimmtheit, Freiheit und Unabhängigkeit zu tun. Wenn wir im Sommer unter den Bäumen im Park ohne Gewissensbisse ein Nickerchen machen, dann beanspruchen wir damit unser Recht darauf, so zu leben, wie wir wollen. Wenn wir ganz ohne Eile einen Bummel durch die Stadt machen und dabei allein dem Treiben des Lebens zuschauen, ohne dem Drang zum Kaufen nachzugeben, dann protestieren wir auf genussvolle Weise gegen die Arbeits- und Konsumgesellschaft.
    Müßige Vergnügungen können uns auch wieder in Kontakt zur Natur bringen. In den letzten zwei bis drei Jahrhunderten bestand das große Ziel des Menschen darin, an der Natur alles das abzulehnen, was ihm nicht gefällt. Das ist der Grund, weshalb es Klimaanlagen, Zentralheizungen, Beton, Autos und soziale Netzwerke im Internet gibt. Diese vom Menschen erfundenen Dinge sind alle dazu angelegt, die schmuddelige Natur zu umgehen. Es sind Versuche, eine schöne neue Welt zu schaffen, in der man das Altern aufhalten kann und in der es Schmutz und Kälte nicht gibt.
    Müßiggänger hingegen lieben die Natur. Sie kostet nichts und tut gut. Etwas so Einfaches, wie am Strand einen Stein über das Wasser hüpfen zu lassen, bringt uns auf den Boden der Erde zurück. Niemand muss den Stein dazu kaufen oder das Wasser mieten oder einen Kurs absolvieren, wie man Steine hüpfen lässt. Es gibt Steine genug. Ja, die Idee zu diesem Buch entstand, als Ged Wells und ich in der Woody Bay saßen, von meiner Wohnung aus der nächstgelegene Strand, und darüber philosophierten, dass die Natur alles kostenlos bereithält, während von Menschenhand gemachte Vergnügungen sehr teuer sind. Außerdem war uns aufgefallen, dass fernab von jedem Geschäft die Kinder weder stritten noch herumjammerten oder uns anbettelten, wir sollten ihnen etwas kaufen: Es gab genug Meer und Sand für alle, weshalb sich niemand darum zu streiten brauchte.
    Müßige Vergnügungen sind zudem äußerst ökologisch. Nichts schädigt die Umwelt weniger, als nichts zu tun. Auf einer Wiese zu liegen und in den Himmel zu blicken kann man als eine geradezu planetenerhaltende Tat betrachten. Die Neigung des Menschen, sich überall einzumischen, und sein tragischer Tatendrang sind die Gründe für das gierige Abzapfen der Öle und Gase dieser Erde.
    Wir sollten uns wieder anschauen, wie es früher gemacht wurde. Allzu oft wird jeder, der sich auf der Suche nach Ideen, wie man heute leben könnte, mit der Geschichte beschäftigt, als Romantiker oder Nostalgiker abgestempelt. Ich hingegen möchte behaupten, das Gegenteil zu tun, also an die Zukunft zu glauben, ist völlig unvernünftig. Die Zukunft ist noch nicht passiert und bleibt deshalb etwas ganz und gar Abstraktes. Und führt denn ein Sammelsurium von technischen Spielereien, die vermeintlich Arbeit sparen, wirklich dazu, dass Arbeit
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