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Inside Polizei

Inside Polizei

Titel: Inside Polizei
Autoren: Schubert Stefan
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auf Nummer sicher und favorisierte den FC Bayern München. Womit er sich regelmäßig den Vorwurf einhandelte, ein Opportunist und Erfolgsfan zu sein. Manche Überwachungsnächte endeten in regelrechten Scharmützeln, die einem Duell zwischen Christoph Daum versus Uli Hoeneß zur Ehre gereicht hätten.
    Jedes Streitgespräch führten sie jedoch stets mit einem Lächeln auf den Lippen, da es beiden Seiten ein großes Vergnügen bereitete, den jeweils anderen mit eigenem Fußballfachwissen zu übertrumpfen und sich als alleiniger, wahrer Experte zu beweisen. Sie pflegten die Marotten eines altes Ehepaars und zogen ihren Spaß und Genugtuung aus den Neckereien des anderen.
    Heute Nacht waren die beiden auf eine unterhaltsame, aber unspektakuläre Schicht eingestellt. Sie vermuteten, dass die monotone Routine einer langwierigen Überwachung vor ihnen lag. Eine fatale Fehleinschätzung.
    Aus diesem Grund hatten sie sich für eine geringe Bewaffnung entschieden. Die beiden schusssicheren Westen lagen zwar wie immer im Kofferraum ihres Wagens, die Beamten rechneten aber nicht damit, dass sie sie im Verlauf des heutigen Einsatzes brauchen würden. Ihre Handfeuerwaffen, die neuen Selbstladepistolen HK P30 des deutschen Waffenherstellers Heckler & Koch, trugen sie durchgeladen im Schulterhalfter. Sie hatten sich dazu entschlossen, ihre Waffe immer durchgeladen zu tragen, da sie davon ausgingen, dass sie nur in höchster Not ihre Schusswaffen abfeuern mussten, und dann wollten sie keine wertvollen Sekunden mit dem Ladevorgang verlieren. Andere Kollegen befürchteten, in eine Situation zu geraten, in der ihnen ein Gewalttäter im Kampf ihre Waffe entreißen und im Zuge des Gefechts gegen sie selbst richten und abfeuern könnte. Den Entschluss über den Ladezustand seiner Waffe trifft jeder Polizist individuell, denn er muss letztendlich ganz persönlich mit möglichen Konsequenzen leben – oder sterben.
    Ihre HK P30 trugen sie in einem Schulterholster mit einem Zusatzmagazin und Handschellen, sonst bevorzugten sie das Pistolenholster an der Hüfte, doch bei einem ganzen Tag im Auto ging die Bequemlichkeit eindeutig vor.
    Die beiden Polizisten waren aber nicht die einzigen Männer, die in dieser Nacht ihre Arbeitsutensilien eng am Körper führten ...
    Die beiden Russen erreichten schweigend die Nähe ihres Zielortes, der jüngere, Janus, sollte später aussagen, erst jetzt den tatsächlichen Grund ihrer langen Fahrt erfahren zu haben. Eine Lüge?
    In der angefahrenen Großstadt hatte sich gegen 20.30 Uhr eine abendliche Ruhe ausgebreitet, Büroangestellte waren längst zu Hause, und das Dienstleistungsgewerbe und der Einzelhandel hatten ihre Türen geschlossen. Hinter den Scheiben eines Gebäudekomplexes brannten in zwei Büros allerdings noch Lichter, genau wie geplant.
    Piotr verschaffte sich mit einem Rundumblick einen Eindruck seines Einsatzgebietes. Er wollte von keinem dummen Zufall überrascht werden, denn dafür stand hier zu viel auf dem Spiel, nicht weniger als sein Leben. Er bemerkte eine Örtlichkeit, die ihm gar nicht gefiel. In unmittelbarer Nähe des Hauses, welches er betreten musste, befand sich eine geöffnete Tankstelle, die zwar offenbar wenig frequentiert war, aber dennoch zwei Überwachungskameras pro Zapfsäule aufwies. Dies hatte ihm niemand mitgeteilt. Er würde dies bei seinem Vorgehen berücksichtigen und als Lebensversicherung von dem Worst-Case-Szenario ausgehen, dass eine Kamera durch Wartungsarbeiten verdreht sein könnte und den unmittelbaren Bereich um die Tankstelle filmte.
    Er entschloss sich daher, den gesamten Bereich um die Tankstelle zu meiden. Am liebsten hätte er den Auftrag abgebrochen, aber dafür war es jetzt zu spät. Piotr stand bei Alexander im Wort, und Alexander war niemand, dem man mit Ausflüchten kommen konnte, sonst würde ihm selbst so ein Auftrag drohen, jedoch nicht als Ausführender, sondern als Adressat. Und es war ja nicht mal nur Alexander, sondern dieser wurde erst nach Initiative von Michail tätig, auch niemand, den man gerne zum Feind hatte. Und sie hatten den Deal per Handschlag besiegelt, etwas Endgültiges, Bedeutendes in den Kreisen, in denen sie sich bewegten.
    Auch den beiden Bundespolizisten blieb das Verhalten ihrer Zielpersonen nicht verborgen. Doch sie konnten sich keinen Reim darauf machen und schauten sich ratlos an. Was verschlug die beiden Russen in ein gut bürgerliches Gewerbe- und Wohngebiet?
    Dieser Ort passte so gar nicht zu ihren sonstigen
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