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Inselkoller

Inselkoller

Titel: Inselkoller
Autoren: Reinhard Pelte
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die gefundenen Leichen sprechen?«
    »Guten Morgen, Herr Kollege. Ich habe davon
gehört, dass Holtgreve Ihnen den Fall weggenommen hat. Aber das interessiert mich
nicht. Ich kann reden, mit wem ich will. Wer will mir das verbieten?«
    »Kiel, um mit dem Chef zu sprechen. Wer immer
Kiel auch ist.«
    »Ah ja, die vorgesetzte Dienststelle. Die Beamten
da zeichnen sich nicht gerade durch Sachkenntnis und Geist aus. Eine ungesunde Halbbildung
hat sie da hingebracht, wo sie jetzt sind. Was sie auszeichnet, ist ihre krankhaft
ausgebildete Witterung für Macht und Machtausübung. Ich bezeichne das als Befähigung
und Bedürfnis zum Krieg im Frieden.«
    »Immerhin eine Fähigkeit.«
    »Aber für das, was hier zu erledigen ist, völlig
ungeeignet. Es gibt Mittel, sie auflaufen zu lassen.«
    »Und die wären?«
    »Man muss nur zu erkennen geben, dass man nicht
befördert werden will und dass man vor ihnen und ihren Machenschaften keine Angst
hat. Das bringt sie aus dem Tritt und lässt sie so lächerlich aussehen, wie sie
wirklich sind. Übrigens, hat Holtgreve schon einen schriftlichen Bericht von Ihnen
angefordert?«
    »Nein, warum?«
    »Sie haben den Vorteil, eine Abteilung für
sich zu sein. Nur Sie allein bestimmen, was in Ihrem Bericht stehen wird. Kein Zweiter
ist Zeuge Ihrer Vernehmungen oder Mitwisser der Erkenntnisse, die Sie gewonnen haben.
Sie haben es in der Hand, sie im Dunkeln stehen zu lassen.«
    »Das ist richtig. Aber vielleicht stehen sie
gerne im Dunkeln.«
    »Ja, das könnte man vermuten. Andernfalls straft
Sie einfach nur der Fluch der guten Tat, die Holtgreve beging, als er Sie zum Dezernatsleiter
machte.«
    »Ja, so kann man das auch sehen.«
    »Ich erzähle Ihnen das Neuste. Die beiden Frauen
sind identifiziert. Es sind die, nach denen Sie gesucht haben. Das steht fest.«
    »Sie haben den Zahnarzt ausfindig gemacht?«
    »Ja, über ihre gesetzliche Krankenkasse war
das nicht schwer. Der Gebissvergleich ist positiv. Es gibt keinen Zweifel mehr.«
    »Wissen Sie inzwischen sicher, woran die Frau
gestorben ist, die nicht vergiftet wurde?«
    »Ich habe noch keinen endgültigen Beweis, aber
eine sehr starke Vermutung.«
    »Was hat Sie darauf gebracht?«
    »Bei der Anfrage bei der Krankenkasse hat sich
herausgestellt, dass die beiden nur einmal pro Jahr zu Routineuntersuchungen bei
ihrem Frauenarzt waren. Im Übrigen haben sie keine weiteren Arztbesuche oder Medikamente
abgerechnet. Ich schließe daraus, dass sie beneidenswert gesund waren und schon
gar keine chronischen Krankheiten hatten. An beiden Skeletten konnte ich keine Spuren
von Gewaltanwendung ausmachen. Das heißt, die Frau, die nicht vergiftet wurde, wurde
auch nicht mit irgendwelchen Gegenständen erschlagen. Die Tatsache, dass sie in
ihren Kleidern steckte, schließt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
aus, dass sie vergewaltigt wurde. Was bleibt dann als Todesursache?«
    »Sie meinen also, Herzinfarkt, epileptischer
Anfall, Asthma oder etwas in der Art fällt aus, richtig? Und Gewalt können wir auch
ausschließen.«
    »Richtig. Meine Vermutung konzentriert sich
auf einen Alltagsunfall, wobei ich nicht einen tödlichen Sturz meine, der ja unweigerlich
Spuren an ihrem Knochengerüst hätte hinterlassen müssen. Ich nehme an, sie ist an
irgendetwas erstickt, einer Fischgräte zum Beispiel, einer Nuss oder Ähnlichem.«
    »Haben Sie dafür Hinweise gefunden?«
    »Ich glaube schon. Aber Genaueres ist einer
chemischen Analyse vorbehalten. Das wird noch etwas dauern.«
    »Wenn es denn wahr sein sollte, was Sie sagen,
ist das sehr mysteriös. Was meinen Sie?«
    »Ja, im Zusammenhang mit den anderen Todesursachen
ist das verwirrend. Versuchen Sie, das aufzuklären, dann kommen Sie groß raus. Aber
Holtgreve hat dem ja schon einen Riegel vorgeschoben.«
    »Gut, wir werden sehen. Danke für Ihre Informationen.
Von mir erfährt keiner von unserem Gespräch.«
    »Von mir auch nicht. Viel Glück. Bis dann.«
    »Bis dann, und nochmals vielen Dank.«
    Jung sah sinnend auf den in der Ferne liegenden
Baggersee, der jetzt in der immer mächtiger werdenden Sonne blitzte. Dann wählte
er die Spurensicherung an.
    »Franzen.«
    »Jung hier. Guten Morgen.«
    »Ah Sie, guten Morgen. Schön, Sie zu hören.
Ich sah Sie schon am Boden zerstört, als ich vom Vorgehen des Leitenden erfuhr.«
    »Ich war selbst von mir überrascht, wie wenig
es mir ausgemacht hat. Mein Interesse ist ungebrochen. Deswegen rufe ich an.«
    »Ich habe auch einige entscheidende
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