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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter
Autoren: Daniela Ohms
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als archäologischer Berater in Burma arbeiten zu können. Wahrscheinlich hatte er deshalb vergessen, den Tresor zu schließen. Als Lilith in sein Arbeitszimmer kam, um ihren Vater zu suchen, fiel ihr sofort auf, dass der Tresor offen stand. Wie in Trance lief sie darauf zu und nahm die schwarze Schatulle heraus, in der das Amulett ihrer Mutter lag. Sie hatte es zuvor nur ein einziges Mal gesehen. Damals hatte Lilith ihren Vater so inständig darum angebettelt, ihr etwas von ihrer Mutter Cathy zu erzählen, dass er schließlich seufzend aufgestanden war und die Schatulle aus dem Tresor holte. Lilith hatte beim Anblick des Amuletts überrascht die Luft angehalten. Ein Schmuckstück dieser Art hatte sie noch nie gesehen. Es war geformt wie ein fünfspeichiges Zepter, in dessen Inneren ein Bernstein, wie von unsichtbarer Hand gehalten, in der Luft schwebte. Die goldenen Speichen des Zepters waren umwickelt mit einer Art silbernem Faden und jeder Zwischenraum war mit fremdartigen Symbolen verziert. Als Tochter eines Archäologen erkannte Lilith sie sofort: Es handelte sich dabei um Runen. Obwohl die Form und die feinen Linien nicht altmodisch wirkten und das Metall den Glanz des Lichtes spiegelte, erweckte das Amulett den Eindruck, schon ungeheuer alt zu sein. Am meisten faszinierte Lilith jedoch der reine und vollkommen runde Bernstein, der jeden Lichtstrahl in ein goldenes Schimmern verwandelte. In der Mitte des Steins schien etwas eingeschlossen zu sein, womöglich ein Insekt,doch es war zu klein, um es zu erkennen. Auch konnte Lilith selbst bei genauerer Betrachtung nicht feststellen, von was der Stein im Inneren des Zepters gehalten wurde. Es war ein wirklich außergewöhnliches Schmuckstück.
    Doch etwas war seltsam gewesen. Ihr war aufgefallen, dass ihr Vater darauf bedacht war, das Amulett auf keinen Fall zu berühren. Als sie ihn gebeten hatte, das Schmuckstück aus der Schatulle nehmen zu dürfen, hatte er nur wortlos genickt und sie nervös beobachtet. Lilith legte es sich vorsichtig um den Hals und fühlte sich einen Atemzug lang vom Kopf bis zu den Zehenspitzen wie von einem wärmenden Energiestrahl durchdrungen. Aber dies lag wahrscheinlich nur an ihrer Aufregung. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich ihrer Mutter so nah gefühlt wie in diesem Moment. Als Lilith ihrem Vater nach einigen Minuten das Amulett wieder zurückgab, kämpfte sie immer noch mit den Tränen. Joseph Parker jedoch schien aus irgendeinem Grund überrascht, ja fast schockiert zu sein.
    Als sie ihren Vater einige Wochen später darum gebeten hatte, sich das Amulett noch einmal ansehen zu dürfen, war er nicht mehr dazu bereit gewesen, es aus seinem Tresor zu holen.
    So konnte Lilith an diesem Tag, allein in Vaters Arbeitszimmer und vor dem geöffneten Tresor, nicht widerstehen. Sie klappte die Schatulle auf und wieder raubte ihr die Schönheit des Amuletts den Atem. Zu welchen Anlässen ihre Mutter diese Kette wohl getragen hatte? Das Schmuckstück war sehr auffällig, wahrscheinlich war sie damit der Mittelpunkt jeder Veranstaltung gewesen.
    Plötzlich keimte in Lilith eine Idee. Wenn ihr Vater nicht bereit war, ihr mehr über ihre Mutter zu verraten, so konnte es vielleicht das Amulett. Lilith biss sich nachdenklich auf die Lippe. Aber würde sie damit nicht ihren Vater hintergehen? Mit zitternden Fingern strich sie über das Schmuckstück. Wie schon beim ersten Mal erfüllte sie dabei eine tiefe Ruhe und Sicherheit. Wie aus weiter Ferne nahm sie wahr, dass die Haustüre ins Schloss fiel. Das Geräusch ließ Lilith zusammenzucken. Ihr Vater war zurückgekehrt. Sie musste sich entscheiden.
    Als Joseph Parker wenige Sekunden später das Arbeitszimmer betrat, war Lilith verschwunden und die Schatulle lag wieder im Tresor. Sie war leer.
    Der Schaffner zog die Tür des Abteils auf und riss Lilith aus ihren Gedanken. Sie fuhr erschrocken in die Höhe, sodass der rote Energydrink aus der Dose schwappte und sich über ihre Jacke und das weiße T-Shirt ergoss. Im Nu sah es aus, als sei es von Blut durchtränkt. Damit würde ihre Tante Mildred sicherlich einen großartigen ersten Eindruck von ihr bekommen!
    »Oh, verfluchte Sch...« Lilith konnte sich gerade noch rechtzeitig stoppen. Sie hatte mit ihrem Vater und ihren Lehrern schon oft genug Ärger bekommen, weil sie so herzhaft fluchen konnte. Clara meinte immer, selbst gestandene Hafenarbeiter würden vor Scham rot werden, wenn Lilith richtig loslegte.
    »Na, na, junge Dame!«, rügte sie der
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